Buffon wütete: Schiri hat "Mülltonne" anstatt eines Herzens

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Die Juventus-Legende gab nach dem Krimi in Madrid ein legendäres TV-Interview.

Gianluigi Buffon hätte sich seinen Abschied von der Champions-League-Bühne wohl anders vorgestellt. In seinem 118. und wahrscheinlich letzten Match in der Königsklasse flog der 40-Jährige vom Platz, nachdem er im Viertelfinalretourspiel gegen Real Madrid im turbulenten Finish Schiedsrichter Michael Oliver attackiert hatte. Es war sein erster Ausschluss in der Königsklasse.

Buffon konnte die Elfmeterentscheidung des Engländers nicht nachvollziehen. Mit dem späten Elfmetertor durch Cristiano Ronaldo zum 1:3 schaffte Real Madrid noch den Einzug ins Semifinale, nachdem Juventus das 0:3 aus dem Hinspiel wettgemacht hatte.

Buffon, der die Treffer seiner Elf zuvor euphorisch gefeiert hatte, reklamierte viel zu ungestüm und mit ungebührlicher Wortwahl und musste mit Rot vom Feld. Lange nach seinem Ausschluss schäumte er noch über die Entscheidung des Unparteiischen.

Im Interview mit dem italienischen TV-Sender Mediaset holte Buffon zum Rundumschlag gegen Oliver aus. "Der Schiedsrichter hatte nicht die Persönlichkeit, dieses Spiel zu leiten. Und wenn du die nicht hast, setzt du dich besser auf die Tribüne, schaust dir Fußball mit deiner Frau und Kindern an, isst Chips und trinkst Sprite. Aber dann machst du zumindest keinen Schaden", sagte Buffon.

Oliver habe nicht das Fingerspitzengefühl gehabt, was diese "völlig umstrittene" Entscheidung nach sich ziehe. "Ein Mensch kann keine solchen Entscheidungen treffen. Nur jemand, der einen Müllkübel anstelle eines Herzens hat, kann das", erklärte der 40-Jährige. Der Engländer habe den "Traum einer Mannschaft" zerstört. Juve habe im Hinspiel bei einem ähnlichen Vergehen keinen Elfer zugesprochen bekommen, erinnerte Buffon.

"Ein Diebstahl!"

Die italienischen Medien pflichteten Buffon bei. "Ein Diebstahl! Die Champions League löst sich für Juve wegen eines äußerst umstrittenen Elfmeters in Luft auf. Die Ungerechtigkeit könnte nicht größer sein. So ist es einfach schrecklich", schrieb Corriere dello Sport. "Wut und Stolz: Juve empört. So geht es nicht. Diese Nacht in Madrid wird für immer eine Nacht der Wut und des Ärgers wegen eines verpassten Traums infolge eines sehr umstrittenen Elfmeters sein. Ärger wegen einer kaum für möglich gehaltenen Leistung, die plötzlich zu gelingen schien und nicht belohnt wurde", war in der Gazzetta dello Sport am Donnerstag zu lesen.

Juve-Präsident Andrea Agnelli forderte den Einsatz des Videobeweises in der Champions League. Oliver habe "totales Chaos" verbreitet. Italiens Klubs würden durch den Verzicht auf technische Hilfsmittel im Europacup "wissenschaftlich" geschädigt werden, sagte Agnelli, der UEFA-Schiedsrichter-Chef Pierluigi Collina "Eitelkeit" unterstellte. Trainer Massimiliano Allegri blieb diplomatischer. Kleine Details hätten das Duell unglücklicherweise entschieden. "Beide Mannschaften hätten sich den Aufstieg verdient, aber das ist nicht möglich", meinte er.

Zidane, in seinem letzten Karrierespiel im WM-Finale 2006 gegen Italien (mit Buffon) ebenfalls ausgeschlossen, meinte, Buffon habe Rot nicht verdient. Über den Elfer wollte der Franzose nicht zu viele Worte verlieren. "Ich habe es nicht gesehen, aber der Schiedsrichter hat ihn gegeben und es kann nicht mehr geändert werden", sagte Zidane. Nach dem Aus im Rennen um nationale Titel darf der 45-Jährige weiter hoffen, die Saison mit einem Triumph im Champions-League-Finale in Kiew zu retten.

Ramos droht Sperre

Nach dem Viertelfinal-Aus des FC Barcelona gegen Roma sowie von Sevilla gegen die Bayern hielt Real auch eine Serie am Leben. Seit 2007 steht zumindest ein spanischer Vertreter im Halbfinale. Dort wartet auf Real vor der Auslosung am Freitag nun ein Gegner aus dem Trio Liverpool, Bayern München und AS Roma. Der am Mittwoch aufgrund seiner Sperre schmerzlich vermisste Sergio Ramos könnte auch in der Vorschlussrunde fehlen. Reals Kapitän saß laut Medienberichten in zivil auf der Bank, was verboten ist.

Als Hauptdarsteller wird sich wieder Ronaldo präsentieren. Zehn Spiele in Folge hat der Weltfußballer in der Champions League nun getroffen. 120 Tore in 150 Spielen im Elitebewerb hat er nun erzielt, 20 mehr als Kontrahent Lionel Messi. Dabei war die Partie lange nicht nach dem Geschmack des 33-Jährigen verlaufen. Ronaldo wusste: "Wir haben gelitten und das sollte uns eine Lehre sein. Du kannst im Fußball nichts als selbstverständlich erachten." Nerven aus Stahl bewies Ronaldo bei seinem Elfer ein weiteres Mal. Zidane: "Er ist so etwas eben gewohnt. Er nimmt den Ball, trifft und fährt dann nach Hause."

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