... dass heute ein Tormann pro Match bis zu sechs Kilometer unterwegs ist und damit so viel wie einst der als Reals „Eiserne Lunge“ in Madrid gefeierte Offensivstar Alfredo di Stefano?
... dass die Verweildauer eines Profi-Keepers bei einem Klub mittlerweile im Schnitt auf 2,6 Jahre gesunken ist?
...dass bei Eckbällen nicht mehr wie früher drei, sondern bis zu sieben Gegner im Strafraum lauern?
... und dass die Durchschnittsgröße eines Tormanns, die bei der WM 1950 noch 178 und bei der 70er-WM 181 Zentimeter betragen hatte, bei der WM 2018 schon auf 189,4 hinaufschnellte und inzwischen jenseits der 1,90 liegt?
Zu klein fürs Tor
Ist demnach der 1,84 Meter messende Alexander Schlager, der sowohl bei Salzburg als auch beim Nationalteam zur Nummer 1 mit der Nummer 1 wurde, für höchste internationale Ansprüche zu klein?
Der UEFA-Tormann-Ideologe widerspricht vehement. Und das nicht nur, weil Leitert während seiner sechsjährigen Red-Bull-Tätigkeit die Zukunft des Salzburger Nachwuchstormanns Schlager und dessen 1996er-Jahrgangs-Konkurrenten Carlos Coronel (jetzt Paraguays Teamtorhüter) und Lawrence Ati-Zigi (aktuell Ghanas Nationalkeeper) mitbeeinflusst hatte. „Auch der Schweizer Yann Sommer misst 1,84. Und ist trotzdem Weltklasse.“
In ein paar Jahren, prophezeit Leitert, werde nicht mehr die Körperlänge eines Tormanns, sondern dessen Spannweite das Thema sein. Schon jetzt gilt: „Das Gesamtpaket muss stimmen.“ Soll heißen: Auf die ausgeprägte Schulterbeweglichkeit, auf die Fähigkeit, ein Spiel lesen zu können und auf fußballerisches Können käme es an. Letzteres ist besonders seit der Einführung der Rückpassregel wichtig geworden: „Sie hat das Tormannspiel revolutioniert.“ Das war 1992. Als Student Leitert noch der Austria angehörte, wo mit Rudolf Szanwald nur ein einziger Tormann-Trainer für die Kampfmannschaft plus alle Jugendmannschaften zuständig war.
Mehr Fokus auf Torfrauen
Bei den Frauen, bedauert UEFA-Ideologe Leitert, werde mancherorts noch heute bei Tormann-, pardon Torfrauentrainern gespart. Auch findet er es ungerecht, wenn Fußballmachos kritische Vergleiche ziehen. Das tue man auch im Handball nicht, bei dem Frauen – anders als im Fußball – mit kleineren Bällen spielen. Leitert: „Ein Londoner Nachbar kam begeistert vom Frauenfußball vor 62.000 im Emirates Stadion heim“, „Sir“ Leitert wünscht den Fußballerinnen noch viel, viel mehr mediale Präsenz. Die er für seine Person so gar nicht anstrebt.
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