Es ist viel mehr als nur ein Transfergerücht: Salzburg will Maximilian Wöber verpflichten. Die Verhandlungen mit dem FC Sevilla, dem Klub des Teamverteidigers, sind weit fortgeschritten. Der 21-Jährige würde zum teuersten Einkauf der Bundesliga-Geschichte werden: Ein hoher einstelliger Millionenbetrag ist als Ablöse im Gespräch, mit Bonuszahlungen könnte diese auf bis zu zwölf Millionen Euro steigen.
Doch fix ist der Wechsel noch nicht. Der Haken an der Sache ist Wöbers Vergangenheit: Der Wiener spielte genau ein Drittel seiner Lebensjahre für Rapid. Seine Bindung zu den Hütteldorfern ist auch zwei Jahre nach seinem Abgang extrem eng.
Bei jeder möglichen Gelegenheit unterstützt er seinen Ex-Klub von der Tribüne aus. Das Cup-Finale am 1. Mai in Klagenfurt verfolgte er gar im Fanblock. Gegner war Salzburg. Und als er diesen Sommer nach einer Muskelverletzung die Reha absolvierte, trainierte er ein paar Tage in Rapid-Utensilien bei den Hütteldorfern. Da ist es kein Wunder, dass sich Wöber einen Wechsel zum Klassenfeind ganz genau überlegt.
Der Defensivspieler wäre aber nicht der erste ehemalige Rapid-Spieler, der nach seiner Zeit in Hütteldorf für Salzburg gespielt hat. Wie haben sich die anderen bei Red Bull geschlagen?
Andreas Ivanschitz
Der Transfer des Burgenländers im Jänner 2006 barg ähnlich viel Zündstoff in sich wie ein Wechsel von Wöber. Bei Rapid war der Offensivspieler Everybody’s Darling gewesen. Damit war es aber vorbei, als er nach Salzburg wechselte, obwohl die Vier-Millionen-Euro-Ablöse den Hütteldorfern finanziell aus der Patsche half. Ivanschitz war unter Trainer Kurt Jara sofort Stammspieler bei Salzburg. Der Spießrutenlauf im Hanappi-Stadion im April 2006 wurde ihm erspart: Er blieb auf der Ersatzbank. Ein weiteres Duell mit Rapid gab es nicht mehr. Jara-Nachfolger Trapattoni konnte mit Ivanschitz nichts anfangen, der Offensivspieler wechselte nach nur acht Monaten bei Red Bull zu Panathinaikos Athen.
Roman Wallner
Der Stürmer war ein Wandervogel im wahrsten Sinn des Wortes: In Österreich spielte er für acht Klubs. Darum war die Aufregung auch nicht wirklich groß, als er im Jänner 2010 vom LASK nach Salzburg wechselte, obwohl er bei Rapid den Durchbruch geschafft hatte. Aber der Grazer war schon sechs Jahre weg aus Hütteldorf und hatte davor auch schon für Lokalrivale Austria gespielt. In Salzburg hielt es Wallner zwei Jahre. Nach 34 Toren in 86 Spielen zog er nach Leipzig weiter – als erster Salzburger überhaupt.
Stefan Maierhofer
Er war einer der Hauptdarsteller beim letzten MeistertitelRapids 2008. Als er drei Jahre später nach Salzburg wechselte, herrschte Aufregung unter den Fans der Hütteldorfer. Als Maierhofer just bei einem Liga-Spiel im Hanappi-Stadion nicht nur Harald Pichler mit einem Ellbogencheck ungestraft niederstreckte, sondern auch den entscheidenden Treffer zum 1:0-Erfolg der Salzburger erzielte, war Maierhofer endgültig der Buhmann der Westtribüne. Nach einer starken Saison 2011/’12, als er mit seinen Toren maßgeblich am ersten Red-Bull-Double beteiligt war, fiel er dem Totalumbruch in Salzburg nach der Verpflichtung von Sportchef Ralf Rangnick (mit Verspätung) zum Opfer. Bei der Blamage in der Champions-League-Qualifikation gegen Düdelingen war er noch dabei, im Jänner 2013 zog er dann zum 1. FC Köln weiter.
Marcel Sabitzer
Ein „G’schmäckle“ ortete der damalige Rapid-Sportchef Andreas Müller, als der Offensivspieler 2014 nach Salzburg wechselte. Das war vertraglich nämlich nur über den Umweg Leipzig möglich, direkt wäre das nicht gegangen. Leihspieler Sabitzer überzeugte unter Trainer Adi Hütter bei Österreichs Serienmeister – auch Ralf Rangnick. Der nahm ihn nach einer Saison zum deutschen Red-Bull-Klub mit, als er in Leipzig 2015 neben Sportchef auch Trainer wurde. Sabitzer war zunächst davon gar nicht begeistert. Die Skepsis legte sich bald – er spielt heute noch immer beim deutschen Bundesligisten.
Stefan Stangl
Nach einem Tauziehen wechselte der Linksverteidiger nach zwei Jahren bei Rapid im Sommer 2016 zu Salzburg – um 1,65 Millionen Euro. Der Steirer wurde zu einem der größten Flops von Red Bull, Stangl war entweder verletzt oder spielte nicht. Nach eineinhalb Jahren wurde das Missverständnis beendet. Der Ex-Rapidler wurde an die Austria verliehen. Aber auch beim zweiten Wiener Bundesliga-Klub blieb Stangl unauffällig. Im Frühjahr war er bei Slovan Bratislava, kam nur zu einem Einsatz und ist jetzt wieder vereinslos.
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