Warum Ex-ÖFB-Teamchef Hickersberger keine Rapid-Spiele mehr besucht

Wie am Wiener Marathon-Sonntag fernab vom Trubel wird Josef Hickersberger auch am 27. April an seinem 75er im Augarten bedächtig Laufrunden drehen. Weil ihm sportliches Altern lieber als heftiges (Geburtstag-)Feiern ist.
Überwintert hat der Ex- Teamchef – wie Gustl Starek, 78 – traditionell golfspielend an der Costa del Sol. Dort blickte er von seinem Appartement auf den Felsen von Gibraltar. Und an Champions-League-Abenden stets auf den Fernseher. Unfassbar hoch seien Tempo und Niveau geworden.
Hickersberger, der 39 Länderspiele bestritt, zählt nicht zu den Vergangenheitsglorifizierern. Den Vorsitz beim ÖFB-Legendenklub legte Sir Josef nach einem Schlaganfall zurück. Auch Stadien besucht er keine mehr. Auch nicht, wenn der SK Rapid spielt, bei dem Sohn Thomas geschätzter Co-Trainer ist.

Thomas Hickersberger bei Rapid.
Der Senior kann nicht nachvollziehen, weshalb sein loyaler Junior nie Cheftrainer-Ambitionen zeigt. „Ich wollte immer der Chef sein.“ In dieser Funktion hatte Josef H. mit Düsseldorf die Bayern in München besiegt, Österreich zur WM ’90 geführt, im arabischen Raum Titel und Öl-Dollars gesammelt, Rapid 2005 zum Meister gemacht. Doch fast genauso wurde sein Name mit dem 0:1 gegen die Färöer assoziiert. Eine Blamage, nach der er sagte: „Normal g’winnst gegen die mit’m Journalistenteam.“ Letzteres hatte er als früherer ORF-Teletextredakteur oft selbst verstärkt
Das gute Verhältnis zu Ex-Kollegen bewahrte ihn auch in seiner zweiten Teamchef-Ära nicht vor Kritik. Aussagen wie „Man muss nicht die Besten, sondern die Richtigen aufstellen“ wurden missinterpretiert
Der Richtige wäre bei der Heim-EM 2008 wohl Marc Janko gewesen. Aber der Torjäger wurde aussortiert, weil ihn im Camp auf Sardinien Muskelprobleme plagten. Und der Teamchef im endgültigen Aufgebot nicht einen überehrgeizigen Maroden haben wollte wie er, Hickersberger, als Spieler bei der WM ’78 selbst einer gewesen war. Damals ist Hickersberger erst vor dem letzten Spiel (3:2 in Córdoba) völlig fit geworden. In den Gruppenspielen hatte er nicht mit seinem besseren (aber verletzten) Rechten zu schießen gewagt. Aus heutiger Sicht undenkbar.
Wie aber war es Pokerface-Pepi vor dem Abflug nach Argentinien gelungen, WM-Teamchef Helmut Senekowitsch zu täuschen? Indem er sich dem Teamtraining in der Sportschule Lindabrunn entzog mit dem Argument, er wolle nach der strapaziösen deutschen Bundesliga-Saison lieber allein im Wald spezielle Übungen machen. Kaum unbeobachtet, ging und lief er nur langsam und vorsichtig. So wie jetzt als fünffacher Opa im Augarten.
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