UEFA-Frist: Wie das Coronavirus Fußball-Europa im Griff hat

FC Cologne v FC Bayern Munich
Europas Verband setzt eine Deadline. In Österreich wird über Geisterspiele verhandelt. Wie ist die Situation in anderen Ligen?

In Österreich liegt das Konzept für Geisterspiele in der Fußball-Bundesliga aktuell in den Händen des Sport- und des Gesundheitsministeriums. Mitte dieser Woche soll ein Meeting zwischen Politik und den Liga-Verantwortlichen endlich Klarheit schaffen, wann wieder Fußball in der höchsten Spielklasse gespielt werden kann. „Da wird man sich abstimmen, ob das Konzept tragfähig ist und wo es Nachbesserungen braucht“, erklärte ein Sprecher des Sportministeriums. Danach werde es „sicher noch bis zur darauffolgenden Woche“ dauern, bis die Rahmenbedingungen für „Geisterspiele“ in Verordnungsform vorlägen.

Die Zeit drängt noch nicht. Denn die UEFA setzte den nationalen Ligen eine Frist von knapp vier Wochen. „Nationalverbände und/oder Ligen sollten in der Position sein, der UEFA bis 25. Mai den geplanten Wiederbeginn ihrer nationalen Wettbewerbe mitzuteilen“, zitierte die englische Zeitung The Times aus einem UEFA-Dokument. Demnach sollen unter anderem das Datum des geplanten Neustarts und das Format des Wettbewerbs genannt werden. Sollte ein Saisonabbruch unausweichlich sein, sollen zunächst die Verbände die Europapokal-Teilnehmer bestimmten - nach sportlichen und fairen Kriterien. Diese müssen von der UEFA bestätigt werden.

Europas Verband hat dazu bereits klargemacht, dass er für ein Weiterspielen der nationalen Ligen plädiert. Von den mutigen Plänen der Schweden, vom 14. Juni an sogar vor Zuschauern wieder Fußball zu spielen, ist man aber nicht nur in Österreich weit entfernt. Ein Überblick über andere europäische Ligen:

 

  • PREMIER LEAGUE (England)

Die Premier League strebt eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs am 8. Juni an. Das berichtete der britische Sender BBC am Montag. Demnach wollen die Vereine bei ihrem nächsten Meeting am Freitag darüber diskutieren, wie die restlichen 92 Spiele ausgetragen werden können. Es gilt als sicher, dass die Partien ohne Publikum stattfinden werden. Voraussetzung dafür ist die Zustimmung von Politik und Gesundheitsexperten. Ziel ist es laut BBC, die Saison bis Ende Juli abzuschließen. Für eine Wiederaufnahme der Liga am 8. Juni müssten die Klubs also spätestens am 18. Mai wieder voll mit dem Training beginnen. Der FC Arsenal und Brighton & Hove Albion haben bereits am Montag ihr Trainingsgelände für individuelle Einheiten der Spieler geöffnet. Bei der Videokonferenz soll auch darüber diskutiert werden, wo die verbleibenden Spiele stattfinden sollen. Schon länger wird darüber spekuliert, dass die Partien an wenigen ausgewählten, neutralen Spielorten ausgetragen werden - möglicherweise nicht in Stadien, sondern auf Trainingsplätzen.

  • LA LIGA (Spanien)

Die fußballverrückten Spanier müssen auf das Comeback ihrer geliebten Liga voraussichtlich noch ein bisschen länger warten. Gesundheitsminister Salvador Illa schloss am Wochenende einen raschen Neustart der Primera División aus. „Es wäre rücksichtslos, jetzt zu sagen, dass der Profi-Fußball vor dem Sommer zurück sein wird“, sagte er. Wegen der Corona-Krise ruht der Fußball im Land seit dem 12. März. Illa dämpfte auch die Erwartungen, dass die Profis um Superstars wie Lionel Messi und Toni Kroos eine Vorzugsbehandlung erfahren und regelmäßig getestet werden könnten, wie die Liga es sich wünscht. Die diagnostischen Tests müssten unabhängig von ihrer Art den regionalen Behörden zur Verfügung gestellt werden, betonte er. Liga-Chef Javier Tebas drängt darauf, die Meisterschaft auf jeden Fall zu Ende zu spielen, um massive finanzielle Verluste zu vermeiden. Wahrscheinlich soll dies vor leeren Rängen geschehen. Er warnte die Clubs bereits, dass sie trotz der Pandemie wieder spielen müssen, sobald die Behörden ihr Okay geben. Im Fall einer Weigerung werde es Sanktionen geben.

  • BUNDESLIGA (Deutschland)

Die deutsche Sportministerkonferenz (SMK) hat sich erneut für eine Wiederaufnahme der Bundesliga-Saison frühestens ab Mitte Mai ausgesprochen. "Die Fortsetzung des Spielbetriebes in der Fußball-Bundesliga vor leeren Zuschauerrängen erachtet die SMK nach wie vor ab Mitte oder Ende Mai für vertretbar", sagte die SMK-Vorsitzende, die Bremer Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne). "Die Deutsche Fußball-Liga muss dabei strengste hygienische und medizinische Voraussetzungen schaffen, durchsetzen und mit geeigneten Maßnahmen überprüfen." Zu einer abschließenden Einigung sei es bei der telefonisch durchgeführten Konferenz der Sportministerinnen und  -minister der Bundesländer nicht gekommen, heißt es in der Mitteilung. Eine solche soll im Bundeskanzleramt bis Dienstagabend vorgelegt werden. Sie soll als Grundlage für die Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten am Donnerstag über die weitere Öffnung der Gesellschaft in der Corona-Pandemie ab dem 4. Mai dienen. Das Bundesarbeitsministerium hat nach Informationen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) in Sachen Arbeitsschutz grünes Licht für Spiele der 1. und 2. Liga unter Ausschluss von Zuschauern gegeben.

  • SERIE A (Italien)

Nach der Ankündigung zur Lockerung diverser Corona-Beschränkungen durch die italienische Regierung können die Fußballclubs der Serie A am 18. Mai wieder das Training aufnehmen. Premierminister Giuseppe Conte hatte am Sonntagabend verkündet, dass im professionellen Mannschaftssport von diesem Datum an das Training wieder erlaubt sei. Die Serie A pausiert seit dem 9. März. Zwölf Spieltage stehen in Italiens höchster Fußball-Spielklasse noch aus. Möglicherweise wäre ein Neustart der Liga im Juni somit möglich. Der Fußballverband und die Liga drängen die Regierung auf eine Wiederaufnahme der Saison - in leeren Stadien. Mit einem strengen Gesundheitsprotokoll, das unter anderem Corona-Test für die Spieler und deren Isolierung vorsieht, will die Liga Sicherheit für alle garantieren.

  • LIGUE 1 (Frankreich)

In Frankreich wird die Saison 2019/20 nicht zu Ende gespielt. Mit der Ligue 1 fällt damit die erste der fünf europäischen Topligen dem Virus zum Opfer. Die Absage kam von höchster Stelle. Am Dienstagnachmittag erklärte Premierminister Edouard Philippe anlässlich der Nationalversammlung in Paris, dass „die Saison 2019/20 im Profisport, insbesondere im Fußball, nicht wieder aufgenommen werden kann“. Damit beendete Philippe die Hoffnungen auf eine Fortführung der seit Mitte März ausgesetzten Fußballsaison in Frankreich jäh. Ursprünglich wollte die Liga ab 17. Juni ohne Publikum den Spielbetrieb fortsetzen.

Am späten Abend bestätigte Verbandspräsident Noël Le Graet im Interview mit „L'Equipe“ das Aus für die laufende Meisterschaft. Gleichzeitig äußerte er den Wunsch, dass die Saison 2020/21 bereits im August mit Geisterspielen beginnt. Das Sportministerium hatte davor gemeint, dass bis Ende Juli keine Spiele, auch nicht ohne Zuschauer, erlaubt sind, die Saison jedoch im August noch fortgesetzt werden könnte. Was der Abbruch für die Wertung dieser Meisterschaft bedeutet, ist noch unklar. Zehn Runden vor dem regulären Schluss lag Serienmeister Paris Saint-Germain bei einem Spiel weniger zwölf Punkte vor Olympique Marseille. Falls PSG zum Meister erklärt würde, wäre es der siebente Meistertitel für das Team aus der Hauptstadt in den letzten acht Jahren.

  • JUPILER LEAGUE (Belgien)

Die belgische Fußball-Liga hat ihre endgültige Entscheidung über einen vorzeitigen Saison-Abbruch ein weiteres Mal vertagt. Nachdem die Regierung am Freitag nun doch keine klaren Vorgaben gemacht habe, wird ein Beschluss nun erst Anfang Mai erwartet. Der Verband will eine Entscheidung des Nationalen Sicherheitsrats mit Blick auf sportliche Wettkämpfe abwarten. Ursprünglich wollten die Vereine schon am vergangenen Freitag darüber abstimmen, ob sie dem Vorschlag der Liga-Kommission von Ende März folgen und die Spielzeit aufgrund der Corona-Pandemie abbrechen.

  • PREMJER-LIGA (Russland)

Die russische Fußballliga hofft, Ende Juni wieder spielen zu können, und will ihre Saison bis zum 2. August beenden. Als mögliche Starttermine werden der der 21. oder 28. Juni diskutiert. Acht Spieltage stehen noch aus. Geht dieser Plan auf, sollen Aufstiegs- und Abstiegsregelungen beibehalten werden. Sollte die Saison jedoch nicht beendet werden, soll die Liga nur für die nächste Saison von 16 auf 18 Mannschaften erweitert werden. Wann die Profis wieder ins Training zurückkehren können, ist weiterhin offe

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