WAC-Coach Feldhofer: "Treten nicht an, um Sechster zu werden"
Ferdinand Feldhofer lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. „Der Ferdl“, wie der 40-jährige Steirer allseits genannt wird, musste beim WAC bereits vor dem ersten Pflichtspiel drei Schlüsselspieler vorgeben. Es wurde zwar am Mittwochabend der Serbe Milos Jojic von Basaksehir ausgeliehen, dennoch könnte auch noch Goalgetter Shon Weissman noch knapp vor Transferschluss der großen Ligen (31.1.) verkauft werden.
Trotzdem strahlt der neue Chefcoach der Wolfsberger (der mit seinen Vorgängern Struber und Ilzer im Trainerkurs saß) beim Trainingslager in Belek Ruhe und Zuversicht aus. Die Gründe dafür, und was beim umstrittenen Meistertor für Rapid 2005 wirklich passiert ist, erklärt Ferdinand Feldhofer im KURIER-Interview.
KURIER: Ihr alter Bekannter Steffen Hofmann meint: ’Der Ferdl ist ein super Typ, für den die Spieler beim WAC brennen werden’. Ist das Ihr Ziel?
Ferdinand Feldhofer: Wow! (schmunzelt) Ich hoffe darauf. In erster Linie sollen die Spieler Leidenschaft entwickeln und für ihre Aufgabe brennen. Das ist aber nur eine Grundvoraussetzung.
Ihr Start ist herausfordernd: Sie kommen zu einem funktionierenden Team, aus dem plötzlich mehrere Leistungsträger wegbrechen.
Das war zu erwarten. Ritzmaier hatte eine Option, bei Niangbo konnte es durch Salzburgs Option, die Leihe zu beenden, auch passieren und bei Sollbauer war es schon länger ein Thema. Ich habe frühzeitig Listen mit Alternativen erstellt, die werden jetzt abgearbeitet.
Welcher Verlust schmerzt am meisten?
Alle drei schmerzen. Für den Verein ist es Sollbauer, der als Kapitän auch abseits des Platzes sehr wichtig war. Seinen Transfer sehe ich aus menschlicher Sicht positiv, wer weiß, ob so eine Chance für ihn nochmals gekommen wäre.
Werden alle Abgänge nachbesetzt?
Hoffentlich. An sich ist es immer besser, bei den eigenen Spielern zu schauen, um die Lücken zu schließen, als Neue erst wieder integrieren zu müssen. Aber wir brauchen Verstärkungen, um unsere Ziele erreichen zu können. Ich möchte dabei auch in die Zukunft schauen.
Wie meinen Sie das?
Im Sommer laufen viele Verträge aus, auch von Leistungsträgern. Am besten, wir holen jetzt Verstärkungen, die langfristig helfen. Vielleicht kommt der für den Sommer angesetzte Umbruch schon früher.
Können Sie zumindest mit Goalgetter Weissman noch fix im Frühjahr rechnen?
Im Moment liegt zwar kein passendes Angebot vor, aber wir wissen, dass er bei mehreren Vereinen aus großen Ligen auf der Liste steht. Bis zum Monatsende kann das noch ganz schnell gehen. Ich hoffe dass er bleibt, muss mich aber natürlich auch mit Alternativen beschäftigen.
Dass klingt so, als hätten Sie neben Ihrem Trainerjob viele Aufgaben zu erfüllen?
Ja, ich leite das Scouting, plane den Kader, bereite Transfers vor – nur die Endverhandlungen gebe ich ab. Aber das bin ich aus Lafnitz gewohnt, da hat es auch keinen Sportdirektor gegeben.
Bleibt als einziger Unterschied, dass Sie jetzt mehr Geld ausgeben dürfen?
Ja (lacht). Es könnte sein, dass jetzt die Gehälter höher sind als in der 2. Liga.
Wollten Sie immer schon Trainer werden?
Interessiert hat es mich immer schon. Bei Rapid hat Trainer Hickersberger zu mir gesagt; „Du könntest einmal ein guter Trainer werden.“ Ich habe früh die A-Lizenz gemacht, das kann ich jedem Spieler für die Zeit seiner Karriere nur empfehlen.
Warum?
Weil man Entscheidungen des Trainers besser versteht und so manche auch besser hinnehmen kann.
Gibt es noch Trainer, die Angst davor haben, dass ein Spieler „zu gescheit“ wird?
Ja. Aber ich sehe das als Geben und Nehmen. Ich bin gut ausgebildet, und wenn ein Spieler einmal mehr sieht als der Trainer, wäre das kein Problem. Man kann nur zusammen Erfolg haben.
Beim 7:0 gegen Aktobe war der Stil aus dem Herbst mit dem Pressing im 4-4-2 und der Raute zu sehen. Sind Sie ein Trainer, der sich gerne dem Vorhandenen anpasst?
Der Stil passt sehr gut zu meinen Vorstellungen. Die Spieler fühlen sich in der Konstellation wohl. Ich würde mir ins Fleisch schneiden, wenn ich zu viel verändere.
Wie lautet die Zielsetzung?
Wir wollen möglichst schnell die Meistergruppe fixieren, am besten im ersten Spiel gegen Hartberg. Und dann ist klar, dass wir nicht antreten, um Sechster zu werden. Um Platz drei werden sich aber auch die großen Klubs raufen.
Sie haben Ihre gesamte Karriere bei nur drei Vereinen verbracht. Sturm, Rapid und Wacker – alle haben sehr lebhafte Fanszenen ...
Gott sei Dank!
... beim WAC ist die Fanszene nur ein kleines Pflänzchen. Werden Sie in dem Bereich versuchen zu helfen?
Ich bin im Herbst ein WAC-Fan geworden. Was mit den internationalen Auftritten für Österreichs Fußball geleistet wurde, ist bemerkenswert. Da sind auch die Fans mehr geworden. Wir haben nicht die große Masse, aber einen sehr treuen Kern. Das ist familiär, so ist der Verein. Das kommt mir wie bei Lafnitz sehr entgegen.
Im Rückblick: Warum haben Sie 2005 Rapid als Stammspieler und Meister ablösefrei verlassen?
Mir wurde schon Monate vor Saisonende mitgeteilt, dass mein Vertrag gar nicht oder nur mit extremen Kürzungen verlängert würde.
Peter Schöttel war damals als Sportdirektor für die Verträge zuständig?
Ja. Mit Trainer Hickersberger hätte es super gepasst. Gegen Saisonende gab es ein Umdenken bei Rapid, aber da war ich schon Wacker im Wort. Ich bin nicht der Typ, der dann wieder alles über den Haufen wirft.
Wollen Sie noch etwas aufklären? Ihr Treffer in der Nachspielzeit gegen die Admira war der entscheidende Schritt für Rapid im Titelkampf 2005. War es ein Kopf- oder Handtor?
Jetzt klären wir das endlich auf! Zuerst war es für mich ganz klar Kopf. Im TV hab’ ich dann gesehen, dass mich danach nicht der Tormann, sondern der Ball auch an der Schulter gestreift hat.
Würde der VAR das Tor heutzutage annullieren?
Nein, es war ein reguläres Kopf-Schulter-Tor.
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