Vor dem Hit in Liverpool: Traut sich Salzburg die Dreierkette?

FUSSBALL TIPICO BUNDESLIGA / GRUNDDURCHGANG: RED BULL SALZBURG - FK AUSTRIA WIEN
Trainer Jesse Marsch will das System-Wagnis nicht ausschließen, weil der große Gegner mit drei Stürmern spielt.

Es war ein Muster ohne Wert, eine Generalprobe ohne Aussagekraft. Tabellenführer Salzburg besiegte Nachzügler Austria am Samstag in der Bundesliga erwartungsgemäß klar mit 4:1. Aber für den Champions-League-Hit am Mittwoch beim FC Liverpool bedeutet der Erfolg gar nichts. Denn der größte Teil der Mannschaft, die gegen die Wiener aufgeboten wurde, wird beim Tabellenführer der Premier League nicht dabei sein.

Trainer Jesse Marsch hatte sich anders als sein nächstes Gegenüber Jürgen Klopp, der beim 1:0-Sieg der Liverpooler bei Aufsteiger Sheffield United die nominell stärkste ihm zur Verfügung stehende Elf aufgeboten hatte, für eine Totalrotation entschieden. Nach Anlaufschwierigkeiten setzte sich seine B-Elf gegen die Austria klar und auch in der Höhe verdient durch, feierte den achten Erfolg im neunten Bundesliga-Spiel.

"Wir sprechen immer mit der ganzen Mannschaft, dass wir immer jeden Spieler in jedem Moment brauchen. Ich bin sehr froh, dass jeder Spieler bereit ist für die Situation“, meinte der US-Amerikaner vor der schwierigsten Aufgabe in seiner noch jungen Ära als Salzburg-Trainer. Sein zweiten Anzug machte sich mit einem Eigentor, das Albert Vallci in bester Mittelstürmer-Manier schon in der zweiten Minute per Kopf fabrizierte, selbst das Leben schwer.

Marsch sah aber auch das 0:1 positiv: „Ich denke, das Gegentor war vielleicht sogar die beste Sache für uns. Wir mussten ab dem Moment dann für den Rest des Spiels mit ganzer Intensität und Konzentration spielen“, meinte der US-Amerikaner im TV-Sender Sky. Das setzte seine Mannschaft aber erst nach dem 1:1 in Minute 33 perfekt um. Es wurden nicht nur vier Tore erzielt, sondern auch noch weitere zahlreiche Chancen herausgespielt. Der Sieg hätte noch wesentlich höher ausfallen können. Allerdings war der Gegner in der letzten halben Stunde auch maximal nur mehr ein Sparringpartner.

Der Fokus lag sofort nach Schlusspfiff auf dem zweiten Gruppenspiel in der Champions League. Für viele Salzburger ist das Spiel im weltberühmten Stadion Anfield der Karrierehöhepunkt. Auch Marsch kam  ins Schwärmen: "Es ist auch ein Highlight für mich. Das Anschauen der Videos von Liverpool macht viel Spaß. Was für eine Mannschaft! Sie haben keine Schwachpunkte, sie spielen immer mit viel Speed, Aggressivität und Intensität. Das Umschalten ist ein Wahnsinn. Hinten haben sie eine super Viererkette. Und Anfield ist vielleicht das beste Stadion der ganzen Welt.“

Versuchslabor Fußballplatz

Gegen die Austria probierte es der US-Amerikaner wie schon bei Aufsteiger Wattens in der Defensive mit einer Dreierkette. Anders als in Tirol durfte diese das Spiel zu Ende spielen, obwohl eine Viererabwehr doch mehr zu den Salzburgern passt. Trotzdem wollte Marsch nicht ausschließen, dass eine Dreierverteidigung nicht auch für die Partie in Liverpool eine Variante ist: "Wir haben intern oft über das Thema Dreierkette gesprochen. Liverpool hat drei Weltklassestürmer. Vielleicht können wir die Dreierkette benutzen, um diese zu stoppen."

Es wäre trotzdem ein gewagtes Experiment, just gegen den bisher stärksten Gegner in dieser Saison von der üblichen Viererkette, die Salzburg seit Jahren praktisch immer praktiziert hat, abzugehen. Auch Marsch weiß, dass aber sowieso nicht die Grundordnung über den Ausgang der Partie gegen den Champions-League-Titelverteidiger entscheiden wird. "Das Wichtigste ist, dass wir mit Leidenschaft, mit Aggressivität unseren Fußball spielen – und dann ist das Ergebnis für mich egal“, gibt der Salzburg-Trainer offen zu.

Seine Mannschaft hat am Mittwoch nach dem 6:2-Auftaktsieg gegen Genk auch überhaupt nichts zu verlieren. Unter Zugwang steht hingegen der Titelverteidiger. Für den FC Liverpool ist nach dem 0:2 in Neapel ein Sieg gegen Österreichs Serienmeister eigentlich schon Pflicht, um in Gruppe E der Champions League nicht noch mehr unter Druck zu kommen.

 

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