Kane patzt beim Elfmeter, Frankreich besiegt England 2:1
Italien (1934, 1938) und Brasilien (1958, 1962) gelang bisher in der WM-Geschichte das Kunststück, einen Titel erfolgreich zu verteidigen. Frankreich darf weiterhin davon träumen, sich zu den zwei großen Nationen zu gesellen und den Triumph von 2018 zu wiederholen. In einem sehenswerten Viertelfinale schlugen die Franzosen England 2:1 und treffen im Halbfinale auf Marokko. Bei England wiederum brach das Elfmeter-Trauma wieder auf, Harry Kane vergab im Finish zum möglichen Ausgleich.
England gegen Frankreich, ein Klassiker. Ein Klassiker? Nicht bei einem großen Turnier. In Katar trafen die beiden großen Fußballnationen zum ersten Mal bei einer WM in der K.o.-Runde aufeinander und bekundeten großen gegenseitigen Respekt. Beide wussten um die Stärken des Gegners und waren stets bemüht, diese nicht zur Geltung kommen zu lassen.
Individuelle Klasse
Nur in manchen Situationen ging man wirklich aus der Deckung, wie ein Boxer, der ganz plötzlich eine Gelegenheit wittert. Das dachte sich wohl Frankreichs Mittelfeldspieler Tchouameni, als er den Ball von Griezmann zugespielt bekam und intuitiv einfach abzog. Der Schuss aus 22 Metern drehte sich gefinkelt ins lange Eck, Englands Goalie Pickford streckte sich vergeblich. Das 1:0 spielte Frankreich freilich perfekt in die Karten.
Der regierende Weltmeister durfte sich nun etwas zurückziehen, England mehr vom Feld überlassen und auf sich ergebende Räume in der Offensive lauern, in die die flinken Mbappe und Dembele sprinten sollten. England erhöhte die Aktivität, spielte nun vermehrt um und in den französischen Strafraum, wurde aber nur selten wirklich gefährlich wie einmal durch einen Schuss von Kane, der auch in einer anderen Situation im Mittelpunkt stand. Englands Topstürmer wurde von Upamecano gefoult, noch dazu an oder knapp vor der Strafraumgrenze (25.). Doch Schiedsrichter Sampaio und der intervenierende VAR entschieden sich gegen Freistoß oder Elfmeter. Den sollte es später noch geben.
England macht Druck
England ging mit Nachdruck in die zweite Hälfte, Bellingham prüfte mit einem tollen Schuss Frankreichs Lloris. Der sah sich in der 54. Minute seinem Tottenham-Kollegen Kane zum direkten Duell gegenüber. Der quirlige Saka war im Strafraum von Tchouameni gefoult worden, diesmal brauchte Schiri Sampaio keine Video-Einflüsterer. Kane verwandelte den Strafstoß zum mittlerweile verdienten 1:1 (54.) und holte damit als englischer Rekordtorschütze Wayne Rooney ein (je 53 Treffer). Ein schwacher Trost für ihn.
Spannung pur
Das Spiel nahm an Tempo und Dramatik zu, spät kamen die Franzosen wieder zu Möglichkeien. Im ersten Anlauf rettete Goalie Pickford mit starkem Reflex gegen Giroud, eine Minute später hatte er das nachsehen, als Giroud eine Traumflanke von Griezmann per Kopf zum 2:1 versenkte (78.).
England hatte sie noch, die große Chance auf den Ausgleich. Nach Foul von Hernandez an Mount, traft Kane abermals zum Elfer an und drosch die Kugel weiter über die Latte auf die Tribüne (84). In der 10. Minute der Nachspielzeit verfehlte Rashford mit einem Freistoß das Tor und den Ausgleich nur knapp. Englands Ausscheiden war unverdient, Frankreichs weiterkommen war verdient.
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