Vienna-Präsident über Missbrauch: "Man darf nicht wegschauen"

PK ÖFB ZU PLÄNEN IM FRAUENFUSSBALL: SVOBODA
Kurt Svoboda äußert sich klar zum Missbrauchsprozess gegen einen Mädchen-Trainer, die sportlichen Ziele und die konkreten Pläne für das Stadion Hohe Warte.

Nach einem durchwachsenen Start ist bei der Vienna nach zwei knappen Siegen ein wenig Ruhe eingekehrt. Präsident Kurt Svoboda hält sportlich und infrastrukturell an den Plänen fest, auch wenn die Hohe Warte zunächst einmal nur auf 5.000 Zuschauer Fassungsvermögen ausgebaut werden soll.

KURIER: Der Start der Vienna in die neue Saison war holprig. War man nervös?

Kurt Svoboda: Nein. Natürlich haben wir es uns anders vorgestellt, aber der Weg hat sich wieder geebnet. Ungeduld ist im Fußball der größte Feind. Wir haben zwölf neue Spieler, der Kader wächst langsam zusammen, das braucht Zeit. Dafür ist die Mannschaft im Schnitt um ein Jahr jünger.

Die Vienna hat einen Stufenplan in Richtung Bundesliga. Bleibt es dabei?

Ja, wir halten daran fest, in der Saison 2024/25 an der Spitze mitspielen zu wollen. Dahingehend wird die Mannschaft aufgebaut.

Wie soll die Spiel-Philosophie künftig aussehen?

Die Flexibilität im System ist das Wichtige. Im Frühjahr hat man gesehen, dass man flexibel adaptieren kann, wenn es erforderlich ist. Wir wollen attraktiv spielen.

Vienna-Präsident über Missbrauch: "Man darf nicht wegschauen"

Der Vertrag mit Trainer Alexander Zellhofer wurde verlängert. Steht er auch bei negativen Ergebnissen wie zuletzt nicht in der Diskussion?

Die Vienna ist ein Verein, der der Jugend eine Chance gibt. Dazu muss man dann auch stehen. Trainerwechsel sind immer wieder ein Thema, nicht derzeit bei uns. Wir haben ihm bewusst eine Chance gegeben mit einem Einjahresvertrag.

Wann würde man nervös werden?

Das kommt auf die Gründe an. Beispielsweise wenn man merkt, dass der Trainer zur Mannschaft keinen Draht mehr hat, dann müsste man darüber nachdenken.

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Sportdirektor Andreas Ivanschitz stand in der Kritik, weil er in der Transferzeit urlaubte. Wie zufrieden sind Sie mit ihm?

Das Thema Urlaub sehe ich gelassen. Wir leben in einer Zeit der Veränderung, wo man auch im Urlaub erreichbar ist und telefonieren kann. Hauptsache, die Leistung stimmt. Ivanschitz arbeitet ruhig und strukturiert, stellt sich nicht in den Vordergrund. Er ist analytisch und selbstkritisch.

Für die Bundesliga muss auch die Hohe Warte fit gemacht werden. Ist man in diesem Bereich im Plan?

Wir stehen in einem engen Kontakt mit der Stadt Wien. Das Modell mit 10.000 Zuschauern ist perspektivisch gesehen, es wird ein Zwischenschritt nötig sein mit einem Fassungsvermögen von 5.000 bis 8.000.

Die Vienna hatte einen Trainer, der wegen Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses vor Gericht stand und – nicht rechtskräftig – verurteilt wurde. Wie sehen Sie das Thema im Nachhinein?

Ein Buch von hinten zu lesen ist immer leichter. Es war nicht einfach, wir sind aber das Krisenmanagement aktiv angegangen und haben uns auch Hilfe geholt von einer Rechtsanwaltskanzlei. Solche Vorwürfe dürfen nicht weggewischt werden. Wir haben mit den Spielerinnen gesprochen und Hilfe angeboten.

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Es gab schon die ersten Vorwürfe, da wollte die Vienna den Vertrag des Trainers verlängern. Stimmt das?

Die Trainerverlängerung kann ich nicht bestätigen, das war zeitlich nicht parallel.

Was hat die Vienna daraus gelernt, was kann man künftig besser machen?

Man darf nicht wegschauen. Wir haben den Trainer sofort freigestellt. Man muss Vertrauen bilden, haben jedem freigestellt, rechtlich aktiv zu werden. Wichtig ist in so einer Situation eine klare Kommunikation. Was zu tun ist, wenn so etwas passiert. Auf der Homepage der Vienna gibt es ein Kapitel zu dem Thema mit Informationen.

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