Richtig, wir haben dann alle Spieler eingeladen mit uns den Weg weiterzugehen. Fast alle ziehen aus Überzeugung mit. Das war der absolut richtige Schritt, das fühlt sich gut und frei an. Unsere Arbeit macht nun seit einem Jahr noch mehr Spaß.
Ist man in ruhigen Gewässern, oder kommt da noch etwas auf die VdF zu? Die younion versucht nebenbei eine weitere Gewerkschaft zu etablieren.
Ja, es ist leider traurig. Nur wenn es eine starke Spielervereinigung gibt, kann man die Interessen der Spieler bestmöglich vertreten. Wenn es drei, vier Grüppchen gibt, die sich am Ende auch noch bekämpfen, dann sind die Spieler die Leidtragenden.
Ist die VdF als Mitglied der weltweiten Spielergewerkschaft FIFPro nicht automatisch legitimiert?
Ja schon. Es gibt die FIFA für die Verbände und die Vereine, es gibt die FIFPro für die Spieler. Wir sind dort Mitglied, und die FIFPro ist auch die einzige von UEFA und FIFA anerkannte Spielergewerkschaft. Wir sind somit Fußball – und nicht die Vertretung der Gemeindebediensteten. Wenn die Spieler mit Messi, Ronaldo oder Haaland in einer Organisation sein wollen, dann sind sie bei uns richtig aufgehoben. Wenn es um die Interessen von beispielsweise Autobusfahrern oder Krankenpflegern, also ganz anderen Berufsgruppen geht, dann ist die younion der richtige Ansprechpartner, weil sie auf diesem Gebiet tolle Arbeit leistet. Aber wir sind Fußball.
Die Bruno-Gala ist einmal im Jahr die Bühne der VdF – ist sie anerkannt wie nie zuvor?
Ja. Wir kämpfen seit 27 Jahren um diese Veranstaltung. Sie kostet natürlich Geld, mit spusu haben wir einen Partner gefunden, mit dem wir einen Schritt nach vorne gemacht haben.
Ansonsten ist die Arbeit der VdF im Hintergrund?
Muss sie oft sein, wenn es um Juristisches geht.
Ist die VdF immer noch so streitbar wie früher? Man hat einige Sträuße mit Bundesliga oder ÖFB ausgetragen.
Es ist jetzt genau so, wie es sein soll. Wir sind nicht mehr wie Hund und Katz, wir sitzen alle in einem Boot und sind Fußball. Das ist auch durch die Corona-Zeit gewachsen, wo alle an einem Strang gezogen haben, damit so schnell wie möglich wieder Fußball gespielt werden kann. Andere Branchen mussten daheim bleiben. Der Unterschied zu früher ist auch, dass jetzt Sportdirektoren bei Vereinen tätig sind wie Markus Katzer bei Rapid, Manuel Ortlechner bei der Austria, Andreas Schicker bei Sturm Graz oder Andi Ivanschitz bei der Vienna – sie waren früher als Spieler alle VdF-Mitglieder. Dadurch haben wir ein ganz anderes Gesprächsklima. In diesem Netzwerk löst man Probleme vermehrt im Einvernehmen, es braucht keinen Richter mehr.
Apropos Ortlechner und Austria Wien. Ein Traditionsklub, der seit Jahren finanzielle Probleme hat. Haben Sie Sorge um die Austria?
Nein.
Warum nicht?
Weil ich grundsätzlich glaube, dass der Klub eine wichtige Institution in Österreich ist und durchaus kreativ ist, wie man Geld aufstellen kann. Beispielsweise sind ja auch David Alaba oder Sebastian Prödl investiert. Es sind gute Leute am Werk, der österreichische Fußball braucht die Austria.
Der Fußball ist stets im Wandel. Was kommt an Herausforderungen auf die VdF zu?
Viel. Es hat die Steinzeit gegeben und die Kreidezeit und wir leben in dem Zeitalter der Digitalisierung. Die betrifft auch den Fußball, auch mit vielen positiven Aspekten. Am Handy kann ich beispielsweise so viele Spiele wie noch nie sehen. Was die Spieler betrifft, wird es massive Auswirkungen haben.
Welche?
Es klingt vielleicht komisch, aber in 15 Jahren wird vielleicht ein Haaland, wenn er dann noch spielt, Kontaktlinsen tragen, durch die der Zuschauer das Spiel betrachten kann. Das werden wir noch erleben. Da müssen die Spieler mitspielen, da müssen sie auch mit den Persönlichkeitsrechten geschützt werden. Spielern werden vielleicht irgendwann gechippt sein. Da spielt die Gewerkschaft eine wichtige Rolle, sie ist modern wie nie.
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