In Sachen Geheimniskrämerei liegen im Sportbereich die Kosten für Übertragungsrechte ganz weit vorne, vor allem weil oft öffentlich-rechtliche Sender mitbieten, die mit Steuergeldern finanziert werden. Das deutsche Fachmagazin Kicker behauptete, die Zahlen zu kennen. Nämlich, dass ARD und ZDF fünf Millionen Euro geboten hätten.
Der Schweizer Blick legte noch eine Million drauf, KURIER-Recherchen ergaben aber sogar eine Summe im kleinen zweistelligen Millionenbereich.
Bis dato wurde geschätzt, dass sich die FIFA vom Deutschen Markt rund zehn Millionen Euro ausgerechnet hätte.
Minimal im Vergleich zu den Männern
Doch jegliche Summe ist nur ein Klacks im Vergleich zu den Rechten die für Männer-Weltmeisterschaften. 218 Millionen Euro haben ARD und ZDF für die Übertragungsrechte der Männer-WM 2018 in Russland gezahlt, 214 Millionen für das Turnier Ende 2022 in Katar.
Für die Männer-WM in Katar hatte sich Italien nicht qualifiziert – die italienischen Sender zahlten trotzdem 160 Millionen Euro für die Übertragung der Spiele. Bei der Frauen-WM spielt Italien mit, die RAI soll aber zunächst nur eine Millionen Euro geboten haben.
FIFA-Chef Infantino hatte von einer "moralischen und rechtlichen Verpflichtung" gesprochen, "die Frauen-WM nicht unter Wert zu verkaufen" und das mit einer Drohung verbunden: "Deshalb werden wir gezwungen sein, die Frauen-WM in den großen fünf europäischen Ländern nicht zu übertragen, sollten die Angebote weiter nicht fair bleiben."
Von den Privatsendern droht im Falle des Frauenfußballs keine Konkurrenz. Laut deutschem Magazin Zeit sprachen sich Vertreter der Pay-TV-Anbieter beim Kongress Spobis für Übertragungen des Turniers bei ARD und ZDF aus. Das würde nicht zu uns passen“, sagt dort Alice Mascia, Geschäftsführerin des Streamingdienstes DAZN. Sky-Manager Charly Classen meinte: "Die Frauennationalmannschaft hat es verdient, im Sommer da zu sein." Aber nicht auf seinem Sender.
In Großbritannien zeigen die - für alle zu empfangenden - BBC und ITV die Spiele.
Die Politik mischte mit
Im Endeffekt mischten sogar die Sportminister von fünf europäischen Ländern (Großbritannien, Spanien, Italien, Deutschland und Italien) mit und forderten von FIFA und TV-Stationen eine schnelle Einigung.
Insgesamt 150 Länder weltweit haben die Übertragungsrechte längst erworben. Auch der ORF, der aber laut Insidern deutlich weniger zahlte als nun etwa Deutschland. Erstens ist er Markt kleiner, zweitens ist Österreich bei der WM nicht dabei. Vergeben wurden die Rechte im Verbund europäischer Sender (EBU). Allerdings soll der ORF nicht der einzige Interessent gewesen sein.
Die FIFA hat für die WM das Preisgeld für die teilnehmenden Nationen auf 100 Millionen Euro erhöht, was in etwa einer Verdreifachung der bei der WM 2019 in Frankreich bezahlten Prämien entspricht. Bei der WM der Männer in Katar wurden 400 Millionen Euro an Preisgeldern ausgeschüttet.
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Das Interesse wächst
Trotz der frühen Anstoßzeiten bei den drei Gruppenspielen der deutschen Mannschaft gegen Marokko (10.30 Uhr), Kolumbien (11.30 Uhr) und Südkorea (12 Uhr) wollen 88 Prozent Deutschen die Spiele laut einer repräsentativen Umfrage von „Appinio“ sehen:
- Im Fernsehen 25%
- online 6%
- oder auf beiden Verbreitungswegen 57%
Nach Angaben der FIFA haben die Frauenfußball-WM 2019 weltweit 1,12 Milliarden Menschen verfolgt. Die Hälfte davon kommt aus Europa, wo pro Person 4,14 Stunden geschaut wurde.
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