Denn mit Stefan Lainer (Gladbach), Xaver Schlager (Wolfsburg), Hannes Wolf (Leipzig), Munas Dabbur (Sevilla) und Fredrik Gulbrandsen (Başekşehir) haben fünf Stammspieler den Meister verlassen – und das vor jener Saison, in der Salzburg erstmals in der Champions League dabei ist.
Und es wäre alles andere als eine Überraschung, wenn noch eine andere Stammkraft Österreichs Serienmeister verlassen würde. Diadié Samassékou soll zwar nach seinem Einsatz mit Mali beim Afrika-Cup kommende Woche nach Salzburg zurückkommen. Dass der 23-Jährige eine fünfte Saison in Österreich bleiben wird, davon geht momentan aber niemand aus.
Jene Spieler, die um Millionenbeträge gekauft wurden, werden in Europas Eliteliga nicht zum Einsatz kommen. Sie werden im Herbst gar nicht für Salzburg spielen: Der Däne Maurits Kjærgaard, der Slowene Benjamin Sesko und Bryan Okoh sind alle drei erst 16 Jahre alt und werden bei Liefering behutsam aufgebaut werden – wie viele andere Spieler vor ihnen, die danach bei Salzburg den Durchbruch geschafft haben und um viel Geld verkauft werden konnten.
Österreichs Serienmeister hat in diesem Sommer bisher nicht in die Gegenwart, sondern in die Zukunft investiert. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass noch der eine oder andere schon international arriviertere Spieler kommen wird. In diese Kategorie würde etwa der 22-jährige Rasmus Nissen Kristensen. Der dänische U-21-EM-Teilnehmer, der bei Ajax Amsterdam nicht den Durchbruch geschafft hat, ist ein Thema bei Salzburg. Aber auch er ist alles andere als ein Star, sondern ein Spieler mit Perspektive.
An der grundlegenden Klubphilosophie würde aber auch die Verpflichtung des Rechtsverteidigers, für den die Amsterdamer im Jänner 2018 immerhin 5,5 Millionen Euro ausgegeben haben, nichts ändern: Salzburg kauft keine Stars, die sich sowieso nur ganz schwer nach Österreich locken lassen. Salzburg bildet diese Stars selbst aus. Der radikale Umbau – davon kann man beim Abgang von zumindest fünf Stammspielern sprechen – trifft den Serienmeister aber alles andere als unerwartet.
Schon im Winter wurden zwei Transfers getätigt, die als Vorgriff auf diesen Sommer zu sehen sind: Norwegens Stürmertalent Erling Braut Håland (18) kostete immerhin fünf Millionen Euro Ablöse, der französische Nachwuchsteamspieler Antoine Bernede (20) spielte schon für PSG in der Ligue 1.
Aber beide sind nicht die einzigen Quasi-Neuzugänge. Masaya Okugawa (23), Majeed Ashimeru (21), Sékou Koïta (19), Mohamed Camara (19), Youba Diarra (21) und Gideon Mensah (21) stehen schon jahrelang bei Red Bull unter Vertrag, gespielt haben sie für Salzburg freilich noch nicht. Nachdem sie alle vergangene Saison verliehen waren, sollen sie jetzt ihre Chance bekommen.
Nicht jeder wird den Durchbruch schaffen. Und nicht jeder wird regelmäßig zum Spielen kommen – und das trotz Dreifachbelastung im gesamten Herbst. Denn es stehen momentan immerhin 26 Feldspieler und drei Tormänner bei Salzburg unter Vertrag.
Würde jetzt noch für jeden Abgang eines arrivierten Spielers ein arrivierter Spieler geholt werden, wäre der Kader nicht nur viel zu groß, sondern es würden auch jene Talente wieder höchstwahrscheinlich gar nicht zum Spielen kommen, die einst mit großen Versprechungen gelockt wurden.
Würde dies passieren, würde dies auch Salzburgs Ruf als einer der besten Ausbildungsvereine Europas gefährden, den man sich in den letzten Jahren durch Spieler wie Sadio Mané, Naby Keita oder Dayot Upamecano erarbeitet hat. Salzburg macht also nicht den Fehler, für vielleicht nur sechs Champions-League-Partien die Klubphilosophie über Bord zu werfen und so nachhaltig Schaden anzurichten.
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