Trainerchaos bei Sturm: Der nächste Sündenbock
Markus Schopp ist die einzige Konstante auf der Cheftrainerposition in der Bundesliga. Der 45-jährige Hartberg-Coach ist der einzige Trainer, der bei seinem Arbeitgeber auch schon zu Beginn der Saison 2018/’19 auf der Betreuerbank gesessen ist. Alle anderen elf Klubs haben andere Trainer als vor einem Jahr (siehe unten).
Nach der Austria – zwischen Thomas Letsch und Christian Ilzer war noch Robert Ibertsberger im Amt – wird auch Sturm mit dem dritten Trainer in einem Jahr in die neue Saison gehen. Denn Mittwoch erfolgte die Trennung von Roman Mählich.
„Nach längeren Beratungen sind wir gestern zu dem Schluss gekommen, auf der Position des Cheftrainers eine Veränderung vorzunehmen. Der Trend und die Performance in der Meisterrunde sowie die Heimniederlagenserie sind die sportlichen Gründe für diesen Schritt“, begründete Sportchef Günter Kreissl den Schritt.
Die Trainerentlassung bei den Grazern ist der Schlusspunkt eines turbulenten Jahres. Nach dem Cupsieg 2018 ging bei Sturm ziemlich viel schief.
Zunächst musste der damalige Trainer Heiko Vogel mit einer extrem stark veränderten Mannschaft in die Saison starten. Kreissl war es nicht gelungen, Stammspieler wie Bright Edomwonyi, Deni Alar, Thorsten Röcher, Marvin Potzmann oder James Jeggo zu halten.
Blamage
Die Rechnung kam postwendend. Das Ausscheiden in der Europa-League-Qualifikation gegen den zypriotischen Verein AEK Larnaka (Gesamtscore: 0:7) war mehr als peinlich.
Auch in der Bundesliga lief es für die Mannschaft, die in der Sommertransferzeit 2018 hauptsächlich mit Spielern von kleineren Vereinen wie Admira (Lackner, Grozurek) oder Mattersburg (Pink) sowie drittklassigen Legionären (Ferreira, Obermair) aufgepäppelt worden war, überhaupt nicht.
Als die Qualifikation für die Meistergruppe wackelte, wurde der typische Schuldige für die Misere benannt: Trainer Vogel musste nach nicht einmal einem Jahr gehen. Neu geholt wurde Ex-Sturm-Spieler Roman Mählich.
Mit einer strikten Defensivtaktik schaffte der Wiener mit den Grazern im März doch noch die Qualifikation für die Top sechs – auf dem letzten Drücker mit einem 1:0 gegen die Austria. Es sollte sein letzter Heimsieg sein.
Denn nicht nur alle fünf Meistergruppen-Spiele in der Merkur-Arena gingen verloren, sondern auch am Sonntag das Europa-League-Play-off-Spiel daheim gegen Rapid. Das glückliche 0:1 reichte aber, um sich als letztes Bundesliga-Team für den Europacup zu qualifizieren.
Die Reaktion der letzten Getreuen der Grazer – es waren nur 9.315 Zuschauer im Stadion – war bezeichnend: Die Mannschaft wurde mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Sommerpause verabschiedet, obwohl das vorrangige Saisonziel eigentlich erreicht worden war.
Und wieder muss vorerst einmal nur der Trainer gehen, obwohl Kreissl erklärte: „Uns allen muss bewusst sein, dass jeder Spieler, Mitarbeiter und natürlich allen voran auch meine Person als Geschäftsführer Sport Teil der unzufrieden stellenden Spielzeit waren.“
Wer der Nachfolger von Mählich wird, dessen Vertrag noch bis 2020 gelaufen wäre, ist noch offen. Egal, wer es wird, er geht mit einer Bürde in die Saison. Die Grazer müssen bereits im Juli Europacup spielen – als einzige österreichische Mannschaft.
Verein Sommer 2018 Sommer 2019
Red Bull Salzburg Marco Rose (GER) Jesse Marsch (USA)
LASK Oliver Glasner Valérien Ismaël (FRA)
WAC Christian Ilzer Gerhard Struber
Austria Wien Thomas Letsch (GER) Christian Ilzer
Sturm Graz Heiko Vogel (GER) ?
SKN St. Pölten Didi Kühbauer Ranko Popovic
Rapid Wien Goran Djuricin Didi Kühbauer
Mattersburg Gerald Baumgartner Klaus Schmidt
Altach Werner Grabherr Alex Pastoor (NED)
Admira Ernst Baumeister Reiner Geyer (GER)
Hartberg Markus Schopp Markus Schopp
Innsbruck (Absteiger) Karl Daxbacher Thomas Grumser
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