Test in Berlin: Brasilien zwischen Trauma und Wirklichkeit

Test in Berlin: Brasilien zwischen Trauma und Wirklichkeit
Der Rekordweltmeister trifft heute erstmals seit dem 1:7 im WM-Semifinale 2014 auf Deutschland.

Es gibt Niederlagen, die sich tief in das Gedächtnis der Anhänger brennen und eine ganze Fußballnation regelrecht in Schockstarre versetzen können. Für Österreich war das 0:1 gegen die Färöer 1990 so eine schmerzhafte Niederlage, an die sich noch Generationen von Fußballfans mit Schrecken erinnern werden. Für die Brasilianer war das 1:7 gegen Deutschland im Semifinale der Weltmeisterschaft im eigenen Land so ein traumatisches Ereignis, das jeder im Land am liebsten aus dem Gedächtnis und aus den Geschichtsbüchern streichen würde.

Wie tief der Stachel immer noch sitzt, welchen Wirkungstreffer der amtierende Weltmeister gegen den Rekordchampion gelandet hatte, wird knapp vier Jahre später deutlich. Vor dem Testspiel zwischen Deutschland und Brasilien in Berlin (20.45 Uhr, live ZDF ) gab es kein anderes Gesprächsthema als dieses historische Ergebnis von Belo Horizonte.

Offene Wunde

Diese „Wunde ist noch immer offen“, gesteht der brasilianische Teamchef Tite. Das Duell in Berlin sei deshalb auch „Teil des Prozesses der Vernarbung. Das 7:1 von der WM ist ein Gespenst, das vergisst man nicht“, ergänzt der 56-Jährige und widerspricht damit seinem Gegenüber. „Ich glaube nicht, dass die Spieler heute noch an dem Trauma leiden“, meint jedenfalls Joachim Löw und verweist auf die positive Entwicklung der Brasilianer unter Tite. „Brasilien hat sich neu erfunden.“

Tatsächlich geht’s mit der Seleção bergauf seit der 56-Jährige im Amt ist (September 2016). Mit Tite haben die Brasilianer 14 von 18 Spielen gewonnen, und sieht man von der Schmach vom WM-Semifinale ab, sind die Deutschen so etwas wie ein Lieblingsgegner. Nur fünf der 22 Duelle hat Brasilien verloren.

christoph geiler

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