Er kam, sah und siegte ziemlich oft. Im Sommer wechselte Christian Ilzer von der Austria zu Sturm. Eine Gemeinschaft, die sich auszahlt. Die Grazer liegen punktegleich mit Leader Salzburg auf Rang zwei. Heute wartet ein Duell mit Tradition – die Grazer gastieren bei Rapid (19 Uhr).
KURIER: Als Steirer: War es für Sie im Sommer ein bisschen etwas von einem „Nach-Hause-Kommen“?
Christian Ilzer: Ich war ja nie der Riesen-Weltenbummler, sondern eher der Ost-Österreich-Bummler. Aber Sturm ist der größte Klub in der Steiermark schlechthin.
Sie waren 21, als Sturm erstmals Meister wurde. Wie groß war Ihre Verbundenheit zu diesem Klub und haben Sie sich etwas vom großen Ivica Osim abgeschaut?
Ich war dort immer dabei, jeder war damals begeistert, jeder inspiriert. Die Mannschaft hat für einen echten Flow gesorgt, hat jeden in seinen Bann gezogen. Sowohl Osim als auch Franco Foda: Beide haben über Jahre eine erfolgreiche Zeit geprägt. In Zeiten, als Foda Trainer war, war ich in meiner Trainertätigkeit schon tiefer in der Materie. Mit Teilen des Erfolgsteams von Osim arbeite ich heute bei Sturm, mit Günther Neukirchner tausche ich mich viel aus über diese großen Zeiten. Aber der Fußball hat sich weiterentwickelt.
Auch heuer läuft es, gibt es ein Erfolgsrezept?
Die eigenen Erfahrungswerte sind wichtig, wie gute Trainings ablaufen, bist du selber spürst, wie man zum Erfolg kommen kann. Vor allem müssen die Spieler auch Vertrauen ins eigene Spiel haben, sehen, dass sich der enorme Aufwand lohnt.
Wie schafft es ein Team, nur fünf Gegentore in zwölf Ligaspielen zu bekommen?
Ich verlange von den Spielern eine extreme Aktivität auf dem Platz, keiner darf in der Beobachtungsrolle sein. Der Gegner soll keine Zeit haben, gelungene Angriffe vorzutragen. Gutes Defensivverhalten ist nicht auf die Verteidigung beschränkt.
Dennoch leistet die Defensivabteilung mit vielen Neuzugängen einen wertvollen Beitrag. Waren Sie bei den Einkäufen involviert?
Bei Jon Gorenc-Stankovic nicht, der Wechsel wurde schon vorher fixiert. Aber ich habe ihn gut gekannt, weil er auch bei der Austria ein Thema war. Bei allen anderen war ich im intensiven Austausch mit Sportchef Andreas Schicker, den ich sehr schätze. Wir haben Profile erstellt, welche Spieler zu uns passen, auch vom Charakter. Nachdem das Budget aufgrund von Corona minimiert wurde, konnten wir auch keine Transfers tätigen, die von außen gefordert wurden.
In der Offensive zeigten vor allem aber zwei Spieler auf, die schon vor Ihrer Zeit bei Sturm waren. Otar Kiteishvili und Jakob Jantscher. Überrascht, vor allem, weil ja Kiteishvili im Herbst lange wegen einer Muskelverletzung ausfiel?
Von Kiteishvili auf jeden Fall, weil er zunächst Corona hatte und danach eine schwere Verletzung. Das war in jeder Hinsicht sensationell. Jantscher ist ein absoluter Führungsspieler, schnell und wendig. Er ist das Sturm-Gesicht.
Abseits des Platzes fehlt eines vor allem: die Fans...
Wir müssen dankbar sein, dass wir jeden Tag auf dem Trainingsplatz stehen dürfen und das machen können, was wir lieben. Natürlich fehlt uns die Atmosphäre, unsere Fans sind großartig.
Heute wären in normalen Zeiten jene von Rapid in der Überzahl. Sturm kann zumindest bis Sonntag an der Spitze der Tabelle stehen. Denkt man daran?
Wenn wir dann auf die Tabelle schauen und Erster sind, ist das schön. In erster Linie ist es aber eine Riesensache, wenn wir bei Rapid gewinnen. Da müssen aber alle eine Topleistung bringen.
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