"So macht es keinen Spaß" - Hat Fußball ohne Fans einen Sinn?

"So macht es keinen Spaß" - Hat Fußball ohne Fans einen Sinn?
So einig sind sich Borussia Mönchengladbach und der 1. FC Köln selten: Bundesliga-Fußball ohne Fans ist keine Dauerlösung.

Fan-Versammlungen vor den Stadien trotz Coronavirus, Ablenkungen vom eigentlichen Sport - "Das hat nichts mit Fußball zu tun."

So macht Profi-Fußball keinen Sinn - das war allen Beteiligten schon während des historischen Geisterderbys am Mittwochabend klar. Nach dem ersten Fußball-Bundesligaspiel überhaupt ohne Zuschauer ist die Diskussion darüber, ob man so weiterspielen mag, bereits entbrannt.

„Spaß macht es nicht. Schön ist es nicht“, sagte Borussia Mönchengladbachs Trainer Marco Rose nach dem 2:1 (1:0) gegen den 1. FC Köln. „Eine Erkenntnis ist, dass die Fußball-Bundesliga ohne Fans keinen Spaß macht“, betonte FC-Manager Horst Heldt.

Dem Coronavirus trotzen

Den 50. Sieg in einem Bundesliga-Rheinderby konnten die Borussen nur für gut zehn Minuten nach dem Spiel auskosten. Nach 90 Minuten ohne Emotionen auf den Rängen, mit weniger Dynamik auf dem Rasen und inmitten einer „beängstigenden Kulisse“ (Gladbachs Sportchef Max Eberl) wollten sich Borussen-Profis endlich feiern lassen. Die Spieler stiegen die Nordkurve empor, in der sonst über zehntausend Fans stehen, die wegen der Ausweitung des Coronavirus vorerst ausgesperrt sind.

Einige hundert hatten sich trotz der Aufforderung von Behörden, genau dies nicht zu tun, vor dem Stadion versammelt, um die Borussia von dort anzufeuern. Mit Bengalos und Sprechchören feierten sie nun ihre Lieblinge, die auf dem Stadion-Umlauf jubelten.

"So macht es keinen Spaß" - Hat Fußball ohne Fans einen Sinn?

Protestierende Fans mit Transparenten

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Leere Ränge - "beängstigende Kulisse"

"So macht es keinen Spaß" - Hat Fußball ohne Fans einen Sinn?

Ein gewöhnungsbedürftiger Anblick

Auch diese Szenen dürften die Diskussion über Spiele ohne Fans befeuern, wenn etliche Zuschauer eben doch zu den Stadien pilgern und sich anstatt auf den Rängen im Außengelände versammeln. Der eigentliche Sinn, die Ansteckungsgefahr mit dem neuartigen Virus zu minimieren, dürfte so ad absurdum geführt werden.

"Testspiel-Charakter"

Ähnlichen Szenen könnten sich am Samstag beim Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 abspielen. Bereits am Mittwoch ließ sich beobachten, wie stark sich fehlende Rivalität auf den Rängen und Intensität im Umfeld bemerkbar machen.

Gedämpfte Einlaufmusik und Torhymnen bei den Treffern von Breel Embolo (32. Minute) und dem Kölner Eigentor durch Jorge Meré (70.) sorgten für eine skurrile Atmosphäre. Heldt sprach von einem „Testspiel-Charakter“.

Dabei betonten beide Trainer, ein intensives Spiel und gutes Derby gesehen zu haben. Dies fühlte sich nicht für jeden so an. „Weil eben die Fans fehlten“, wie Rose einräumte. Möglicherweise hätten die auch nach dem Kölner Anschlusstor durch Mark Uth (81.) noch mehr Dynamik reingebracht.

Auch Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte eine klare Meinung zu der Atmosphäre. „Es ist wirklich etwas ganz anderes. Das hat nichts mit Fußball zu tun“, sagte der Unparteiische bei Sky - die üblichen Gespräche mit den übrigen Journalisten im Stadion fielen diesmal aus.

Kölns Trainer Markus Gisdol sprach in dem Zusammenhang ein weiteres Problem an, dem sich Spieler und Trainer nun stellen müssten: „Es gab vor dem Spiel sehr viele Ablenkungen, die nichts mit dem Fußball zu tun hatten.“

Dies galt für die Zeit nach dem Spiel ebenso. Dass Gladbach durch den Sieg im Nachholspiel, das eigentlich am 9. Februar mit Zuschauern hätte stattfinden sollen, weiter auf Champions-League-Kurs liegt, ging fast unter.

Sportlich wertvoll?

Die deutsche Bundesliga will sich nach dem kommenden 26. Spieltag, der auf jeden Fall komplett ohne Zuschauer ausgetragen wird, überlegen, wie es weiter geht. Dies soll am kommmenden Montag zusammen mit der Deutschen Fußball Liga geschehen.

„Wir werden dann alle eine Lösung finden“, kündigte Heldt an. Diskutiert wird bereits vieles - von einer vorübergehenden Absage des danach folgenden 27. Spieltages bis zum vorzeitigen Saisonende.

„Ich finde, dass wir versuchen sollten, den Wettbewerb, den wir spielen, die Normalität, die wir haben, so lange durchzuziehen, auch wenn es nicht normal ist, dass man ohne Fans spielt“, sagte Gladbachs Coach Rose und fragte rhetorisch: „Können Sie sich vorstellen, die Saison sportlich wertvoll zu beenden, wenn wir sie jetzt schließen?“

„Wir haben das Derby gewonnen, darüber freuen wir uns. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Fußball ohne Fans nicht der Fußball ist, den wir uns alle wünschen“, sagte Rose.

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