Skandalöser Abschied: Erster Grashopper-Abstieg seit 1949

TRAINING DES ÖFB-TEAMS IN KLAGENFURT: LINDNER
ÖFB-Teamtormann Heinz Lindner muss sich im Sommer nach einem neuen Klub umschauen.

Fans von Grasshoppers Zürich erzwangen am Sonntag beim Stand von 0:4 in Luzern einen Spielabbruch. Die Hooligans forderten nach einer Unterhaltung mit Clubchef Stephan Rietiker und Österreichs Teamtormann Heinz Lindner die Herausgabe der Trikots. „Wenn es dazu beigetragen hat, Ausschreitungen oder Gewalt zu verhindern, ist es egal, ob es erniedrigend ist oder nicht“, sagte Lindner. "Es war aber schnell klar, dass sie nicht mehr zurück auf die Tribüne gehen wollen. Das habe ich dem Schiedsrichter gesagt", so Lindner. "Ich kann den Unmut der Fans zwar verstehen, aber solche Szenen gehören nicht zum Fußball."

Es war der Tiefpunkt einer völlig verkorksten Saison, der Rekordmeister steigt erstmals seit 1949 aus der obersten Spielklasse ab. Auch für Lindner ist der Abstieg eine persönliche Premiere. "Das tut richtig weh, derzeit ist es nicht leicht für alle hier." Während der gesamten Saison herrschte große Unruhe im Klub, auch die finanzielle Lage war alles andere denn sicher."Das hat die sportliche Situation ebenso betroffen, rundherum war es viel zu unruhig. Letztlich sind wir auch verdient abgestiegen. Jetzt müssen wir noch die verbleibenden drei Runden mit Anstand bestreiten."

Für Lindner, Österreichs Nummer 1, bedeutet der Abstieg wohl auch gleichzeitig seinen Abschied aus Zürich, einer Stadt, in der er sich pudelwohlfühlt. "Hier lässt es sich schon leben. Aber im Sommer läuft mein Vertrag aus."

Nummer 1 bleiben

Dennoch will er mit den Klub-Verantwortlichen Gespräche führen, allein schon aus Gründen des Respekts. "Die Grasshoppers haben mich aus Frankfurt geholt, wo ich keine Spielpraxis hatte, und machten mich sofort zur Nummer 1. Man hat mir viel Vertrauen entgegengebracht." Das er mit guten bis sehr guten Leistungen rechtfertigte, selbst in dieser "Seuchen-Saison".

Wohin die Reise geht, ist nicht klar. "Ich bin für alles offen, werde mir sicher keine Tür schon im Voraus zumachen." Allerdings möchte er wieder als Nummer 1 den Bällen hinterherfliegen. "Das ist klar mein Ziel. Denn in Zürich habe ich Praxis sammeln können und mich dementsprechend weiterentwickelt."

Die Praxis benötigt er nicht zuletzt, um seine Position als Nummer 1 im österreichischen Teamtor nicht mitten in der EM-Qualifikation zu verlieren. Die wird im Juni mit den Spielen daheim gegen Slowenien (in Klagenfurt) und auswärts gegen Nordmazedonien fortgesetzt. Bis dahin stehen noch drei Runden in der Schweizer Liga für Lindner auf dem Programm, danach geht es ins Teamcamp.

Kommentare