Auch nicht, wenn Sie bedenken, dass Sie kein einziges Spiel bestreiten werden, wenn alles normal läuft?
Natürlich trainierst du prinzipiell, um am Wochenende zu spielen. Aber ich habe gelernt, mich in dieser Rolle wohlzufühlen. Ich habe sicher Zeit gebraucht, um hineinzuwachsen. Aber ich habe mich darauf eingelassen und komme mittlerweile gut damit klar. Ich versuche, das Beste daraus zu machen und auch meine Teamkollegen besser zu machen.
Wie würden Sie Ihre Rolle im Team beschreiben?
Schwer zu sagen. Ich versuche, im Training auf jeden Fall immer alles zu machen, das ist mein Anspruch. Aber natürlich will ich auch meine jungen Kollegen unterstützen. Das heißt, ich nehme sie auf dem Platz schon einmal auf die Seite und gebe ihnen Tipps.
Und neben dem Platz?
Der Altersunterschied ist schon groß, ein paar von den Jungs sind halb so alt wie ich. Die haben teilweise private Sorgen, die gar keine sind – nur wissen sie das noch nicht (lacht). Da kommt der eine oder andere schon mal, und ich versuche Tipps zu geben.
Apropos Altersunterschied – gibt es da Kommunikationsprobleme?
(lacht) Es hilft, wenn die eigenen Kinder auch schon älter sind, da hört man das eine oder andere Wort auch zu Hause. Aber Spaß beiseite: Es gibt keine Verständigungsschwierigkeiten.
Gibt es Gewohnheiten Ihrer jungen Kollegen, bei denen Sie den Kopf schütteln ?
Nein, weil es eine ganz andere Zeit ist. Als ich jung war, sind wir nach dem Training und nach dem Match oft zusammengesessen und haben ein Bier getrunken. Das gibt es jetzt gar nicht mehr. Der Spruch „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ hat eine ganz neue Bedeutung gewonnen.
Heißt das, die jungen Spieler sind heute professioneller?
Nein, nicht professioneller. Aber sie achten mehr auf ihren Körper.
Salzburg hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Top-Adresse in Europa entwickelt. In welchem Bereich haben Sie den größten Schritt erkennen können?
Dass wir regelmäßig Spieler von der eigenen Akademie hoch in die erste Mannschaft bekommen und die dort auch erfolgreich sind. Das hilft uns, mittlerweile auch regelmäßig in der Champions League eine gute Figur zu machen.
Ihr persönliches Highlight Ihrer Zeit in Salzburg?
Als wir mit Marco Rose in der Saison 2017/’18 in der Europa League bis ins Halbfinale gekommen sind.
In Salzburg gibt es kaum österreichische Tormänner, viele sehen in Österreich auch ein Tormann-Problem. Woran liegt das?
Ganz einfach, weil wir Deutschen besser sind (lacht). Nein, ernsthaft: Das ist wieder typisch Österreich, dass man ein Problem sieht, wo gar keines ist. Schlager, Pentz, Lindner – das sind alles gute Torleute. Ich selbst arbeite auch zweimal in der Woche in der Akademie mit jungen Torleuten. Warum es da noch keiner nach oben geschafft hat? Vielleicht ist es ja für die Kinder zu uninteressant, im Tor zu stehen. Die wollen lieber alle wie Ronaldo sein.
Wo steht die aktuelle Salzburger Mannschaft im Vergleich zu den letzten Jahren?
ieder auf Platz eins in der Tabelle. Jedes Jahr wieder haben wir einen großen Umbruch, jedes Jahr wieder ist es eine Riesen-Herausforderung – und trotzdem sind wir zuletzt neunmal in Folge Meister geworden. Das ist nicht selbstverständlich, das sehe ich als etwas Besonderes. Spielerisch würde ich sagen, dass wir heuer vielleicht ein kontrollierteres Pressing spielen.
Was ist heuer noch möglich? National scheint Sturm der härteste Gegner zu sein, die Grazer warten ja auch gleich zum Auftakt im Cup-Viertelfinale.
Besser geht es ja nicht, als gleich im ersten Spiel so einen Top-Gegner zu haben. Sturm hat eine Super-Mannschaft, ich würde aber auch die anderen Teams in der Liga nicht unterschätzen. Mit der Punkteteilung ist noch vieles möglich. Wichtig wird nur sein, dass wir unsere Leistung auf den Platz bringen, dann werden wir auch erfolgreich sein. Das Ziel ist und bleibt das Double.
Sie sind 39 Jahre jung, sind zehnfacher österreichischer Meister, Ihr Vertrag läuft mit Saisonende aus. Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Der Verein und ich haben gesagt, dass wir von Jahr zu Jahr schauen. Natürlich ist Red Bull Salzburg meine erste Ansprechstation. Ich bin topfit, mir macht es noch immer viel Spaß und ich würde gerne noch ein Jahr anhängen.
Würden Sie Salzburg verlassen, wenn Ihnen ein anderer Verein einen Stammplatz anbieten würde?
Eher unwahrscheinlich, obwohl ich nichts ausschließen kann. Ich will Salzburg grundsätzlich nicht verlassen, ich sehe auch meine private Zukunft hier. Und ich kann mir auch vorstellen, nach der aktiven Karriere beim Verein zu arbeiten.
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