Salzburg muss das wahre Gesicht ganz schnell wieder zeigen

FUSSBALL UEFA EUROPA LEAGUE RUNDE DER LETZTEN 16: SSC NAPOLI - FC SALZBURG
Analyse: Das 0:3-Debakel von Neapel im Hinspiel des Europa-League-Achtelfinales offenbarte ungewohnte Schwächen.

Kann es nur Zufall sein? Zum vierten Mal in Serie hat Salzburg ein Auswärtsspiel in einer Europa-League-K.-o.-Runde verloren: Auf ein 2:4 bei Lazio Rom, ein 0:2 bei Olympique Marseille und ein 1:2 bei Club Brügge folgte am Donnerstag ein ganz klares 0:3 bei SSC Napoli.

Die Aufstiegsfrage ins Viertelfinale ist wohl so gut wie geklärt. Obwohl auch schon italienische Mannschaften einen 3:0-Vorsprung in der Europacup-Historie verspielt haben, sogar eine in sechs Spielminuten, die von Napoli-Trainer Carlo Ancelotti betreut wurde (Milan im Champions-League-Finale 2005 gegen Liverpool).

 

 

Aber diese Aufholjagd kam einem Fußball-Wunder gleich, das mit unbändigem Kampfeswillen der Engländer erreicht wurde. Und dank einer genialen Idee des damaligen Liverpool-Trainers Rafael Benítez mit der Einwechslung von Routinier Dietmar Hamann zur Pause beim Spielstand von 0:3 initiiert worden ist.

Dieses instinktive Bauchgefühl zeichnet Salzburg-Trainer Marco Rose zumindest momentan nicht aus. Eine Wende, die sich dann auch im Ergebnis ausdrückt, hat er einem Spiel in diesem Jahr durch seine (sowieso schon längst traditionell späten) Einwechslungen noch nicht geben können – es läuft, oder es läuft nicht.

Und für Salzburger Verhältnisse läuft es momentan nicht wirklich. Das Debakel von Neapel war bereits die dritte Niederlage im sechsten Frühjahrsspiel nach dem 1:2 bei Club Brügge und dem 0:2 bei Rapid. Dass alle drei auswärts passierten, ist wohl auch kein Zufall.

 

Roses Mannschaft ist weiter auf jeden Gegner bis ins kleinste Detail bestens vorbereitet. Aber läuft nicht alles wie vor dem Spiel offensichtlich besprochen, fehlt augenscheinlich die Flexibilität, um zu reagieren – auf dem Spielfeld, aber auch von der Trainerbank aus.

Salzburg bekommt momentan dazu ungewöhnlich viele Tore. Bereits acht sind es im Frühjahr in sechs Spielen. Im Herbst kassierte die Mannschaft erst im 13. Spiel den achten Gegentreffer. Drei Tore wie in Neapel erhielten die Salzburger im gesamtem Herbst übrigens nur ein einziges Mal – beim LASK (3:3).

Die Balance zwischen Offensive und Defensive wankt in immer längeren Spielphasen. Das war in Neapel besonders in den ersten 20 Minuten zu sehen, als zwischen den Formationen extreme Abstände herrschten und – was noch fataler war – sich die Offensivspieler nicht an der Defensivarbeit beteiligten. Ja, die Salzburger hatten die ersten beiden (harmlosen) Torabschlüsse, aber Napoli konnte in dieser Phase zwei Tore erzielen

Rose forderte nach der Partie noch mehr Mut seiner Mannschaft ein – doch daraus sollte nie Übermut werden. Und den zeigen die Salzburger momentan in oft. Da wird kopflos gestürmt, auf das gemeinsame Arbeiten gegen den Ball vergessen und die Defensivarbeit vernachlässigt.

Fehlerketten

In Neapel wirkten sich auch die vielen individuellen Fehler fatal aus, die die Salzburger schon seit Wochen begehen. In Neapel waren davon nicht nur junge Spieler wie Onguéné betroffen, sondern auch Routiniers wie Ulmer und Ramalho. Und dass einige Leistungsträger wie etwa Samassékou oder Lainer momentan ihrer Form nachlaufen, kommt noch dazu.

Natürlich ist Salzburg noch nicht ausgeschieden. Ein 0:3 wurde im Europacup schon viele Male aufgeholt. Doch damit dies auch Red Bull erstmals gelingt, wird die Mannschaft im Rückspiel vieles besser machen müssen als am Donnerstag in Neapel.

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