Routinierte Veilchen: Älter und noch immer hungrig

Routinierte Veilchen: Älter und noch immer hungrig
Die beiden Austria-Routiniers Michael Madl (30) und Alexander Grünwald (29) haben noch einige Karriere-Ziele.

Denn sie wissen nicht, die wievielte Vorbereitung sie sich in ihrer Karriere antun. Alexander Grünwald und Michael Madl müssen erst eine Rechenaufgabe erfüllen, ehe sie eine Antwort geben können. „Ich bin seit 13 Jahren Profi, daher ist es wohl meine 26. Vorbereitung“, sagt der Mathematiker in Madl. „Es macht deswegen aber nicht mehr Spaß“, will er sofort hinzugefügt haben. „Da hilft dir auch die Routine nichts.“ Grünwald nickt wissend und zustimmend. „Eine Vorbereitung ist für einen Jungen hart, für einen Alten auch. Aber uns ist jetzt bewusster, dass man dies braucht, um eine Leistung zu bringen.“

Grünwald kehrt zum x-ten Mal von einer Verletzung zurück, zuletzt absolvierte er gegen Roter Stern Belgrad seine ersten Gehversuche. „Ich weiß es zu schätzen, wenn ich auf dem Platz stehen kann und darf. Ich gehe viel bewusster damit um. Mit fast 30 Jahren kann man abschätzen, wie lange man noch seinen Beruf ausüben kann. Ich genieße es jetzt viel mehr.“

Cupsieg und Europacup

Auch Madl fühlt sich in der Rolle als Leitwolf pudelwohl. „Es verändern sich natürlich gewisse Dinge, als Junger hatte ich weniger Verantwortung als jetzt zum Beispiel.“ Was Grünwald und Madl noch verbindet? Beide sind hungrig. „Wir wollen das Höchste erreichen, Titel gewinnen.“ Zum Beispiel den Cup im eigenen Stadion, die Generali Arena ist heuer bekanntlich Austragungsort des Finales. Auch auf der Bühne Europacup hätten beide gerne noch den einen oder anderen Auftritt. Madl: „Der Europacup muss unser Ziel sein, denn die Tabelle in der Liga können wir alle lesen. Und wir wissen, wie gut Salzburg ist.“

Madl behauptet von sich, ruhiger geworden zu sein mit den Jahren. Und diese Gelassenheit lässt ihn oft über die Eigenheiten junger Kollegen schmunzeln. „Oft muss ich auch den Kopf schütteln. Aber auf der anderen Seite sehe ich mich vor zehn, zwölf Jahren, damals war ich auch oft ein Trottel. Da haben sich die älteren Spieler gedacht, schau ihn dir an, jetzt kommt er wieder mit rasierten Augenbrauen daher“, lacht der alte über den jungen Madl. „Das ist eine andere Generation, die hat halt ihre Eigenheiten, das ist einfach so.“

Beide Routiniers mussten im Laufe der Jahre den gestiegenen athletischen Anforderungen des modernen Fußballs gerecht werden. Für Grünwald, nicht den dynamischsten Kicker unter der Sonne und schon in frühen Jahren von schweren Verletzungen geplagt, keine leichte Aufgabe. „Heute wird sehr viel Wert auf die Athletik gelegt. Früher gab es in einer Mannschaft mehr alte Spieler mit 34, 35 Jahren als heute. Jetzt bist du mit 30 wirklich alt.“

Fit mach’ mit

Madl eilt ihm zu Hilfe und verteidigt seinen Kollegen: „Spieler wie Grünwald brauchst du immer, die werden auch nicht aussterben, weil sie den Unterschied ausmachen können.“ Der Unterschied zu früher sei aber, „dass du eine Athletik mitbringen musst, damit du es überhaupt ganz nach oben schaffst.“ Heute, so beurteilen beide unisono, werde vor allem an den Stärken der jungen Spieler gearbeitet. „Wenn du etwas Spezielles hast, wird das gefördert. Messis rechter Fuß wird nicht mehr besser werden, aber er hat den besten linken Fuß“, lacht Madl, den Grünwald vor allem um ein Karriere-Detail beneidet.

„Ich hätte auch gerne einmal im Ausland gespielt, aber bei mir haben die Verletzungen leider zu früh begonnen. Ich bin aber dennoch zufrieden, wie es gekommen ist.“ Madl dagegen kann von seinem London-Abenteuer bei Fulham erzählen, stets mit leuchtenden Augen. „Damit ist sicher ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich habe in einer super Stadt gelebt, bei einem tollen Verein mit viel Tradition gespielt.“ Und vor allem eine ganz eigene Fußball-Mentalität kennengelernt. „Das kann mir jetzt keiner mehr nehmen.“

Die finanziellen Entwicklungen im weltweiten Fußball nehmen beide Austrianer schulterzuckend zur Kenntnis. Ob sie gerne mit den Superstars tauschen möchten? „Nein“, sagt Madl voller Überzeugung. „Die Erfolge eines Ronaldo würde ich schon nehmen, aber in Turin könnte ich keinen Kaffee in Ruhe trinken.“ Grünwald. „Sportlich würde ich tauschen, privat nicht.“

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