Real: Neuer Trainer, neuer Stil

Paris Saint-Germain's coach coach Carlo Ancelotti reacts during his French Ligue 1 soccer match against FC Lorient, in Lorient, western France, May 26, 2013. This is the last day of the French Ligue 2012-1013 season. REUTERS/Charles Platiau (FRANCE - Tags: SPORT SOCCER)
Der exzentrische Jose Mourinho wird vom gelassenen Carlo Ancelotti abgelöst. Laurent Blanc übernimmt PSG.

Stilwandel bei Real Madrid nach der Blanc-Verpflichtung in Paris: Auf den konfliktfreudigen Jose Mourinho folgt bei Spaniens Rekordmeister der gelassene Carlo Ancelotti. Der spanische Fußball-Rekordmeister gab am Dienstag die Verpflichtung des Italieners als neuen Chef-Trainer bekannt. Der 54-Jährige, der den AC Milan 2003 und 2007 zum Gewinn der Champions League geführt hatte, erhielt bei den Königlichen einen Dreijahresvertrag.

Sein Wechsel nach Madrid hatte schon seit Wochen als sicher gegolten. Er konnte aber nicht bestätigt werden, weil Ancelottis bisheriger Verein Paris St. Germain noch keinen Nachfolger gefunden hatte.

Der französische Meister nahm am Dienstag den früheren Nationaltrainer Laurent Blanc unter Vertrag. Damit machte PSG für Real den Weg zur Verpflichtung Ancelottis frei. Ob die Madrilenen den Franzosen eine Ablösesumme zahlen, wurde nicht mitgeteilt. In den Medien war von einer Summe von 4,5 Millionen Euro die Rede.

Neuer Stil

Mit dem Italiener hält bei Real ein neuer Stil Einzug. Ancelotti hat als Typ mit dem - zu Chelsea zurückgekehrten - Vorgänger Mourinho fast nichts gemeinsam. Während der Portugiese ("The Special One") mit seinem Hang zur Selbstdarstellung und Provokation kaum einem Konflikt aus dem Weg geht, neigt der Italiener zum Ausgleich und zum Dialog.

Jose Mourinhos Karriere

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Der am 26. Jänner 1963 in Setubal geborene Jose Mario dos Santos Mourinho Felix, so sein voller Name, übernahm 1992 die Rolle des Dolmetschers für den englischen Trainer von Sporting Lissabon, Bobby Robson. Zwei Jahre später wurde er dessen Assistenztrainer. 1996 wechselten sie gemeinsam zum FC Barcelona, wo sie in vier Jahrenden Europapokal der Pokalsieger 1998, des Supercup und den spanischen Cup gewannen.

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Seinen ersten Job als Cheftrainer bekam er bei Benfica Lissabon, wo er zum Nachfolger von Jupp Heynckes ernannt wurde. Nach Querelen mit dem Präsidium trat Mourinho zurück. Wenige Monate später heuerte er bei União Leiria an, wo er nicht mal ein Jahr blieb.

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2006 verteidigten die Blues ihren Meistertitel, 2007 wurden sie hinter ManUnited Vizemeister. Als "Entschädigung" gab es den Gewinn des FA- sowie den Liga-Cups

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In der Saison 2008/09 wurde Inter auf Anhieb Meister - mit zehn Punkten Vorsprung auf die ersten Verfolger. 2010 gelang es dem Portugiesen auch mit den "Nerazzurri" die Champions League zu gewinnen.

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Im Endspiel besiegte er ausgerechnet seinen früheren "Lehrer" Louis van Gaal, der damals die Münchner Bayern coachte.

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2010 holte Inter auch die Meisterschaft und den Cup und machte somit das Triple perfekt. Ach ja, ein gewisser Marko Arnautovic durfte mitjubeln, wenn auch nur als Nebendarsteller. 

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Kurz nach dem Ende der glorreichen Saison wurde bekannt, dass der Mourinho zum großen Real Madrid wechseln wird.

Real: Neuer Trainer, neuer Stil

Mit den Königlichen konnte er nicht ganz an die Erfolge vergangener Tage anknüpfen. "Nur" ein Meistertitel sowie der Gewinn der Copa del Rey standen nach drei Jahren zu Buche. 

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Zu wenig für die Ansprüche von Real. Vor der vorletzten Runde verkündete Klub-Präsident Florentino Pérez die einvernehmliche Auflösung des Vertrages mit dem Coach zum Saisonende.

Real: Neuer Trainer, neuer Stil

Zur Saison 2013/'14 kehrte "The Special One" zu Chelsea zurück. 

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In der Spielzeit 2015/'16 blieb Chelsea aber deutlich hinter den Erwartungen zurück. Nach neun Niederlagen in 16 Spielen, auf dem 16. Tabellenplatz liegend, trennten sich Mourinho und der Klub am 17. Dezember 2015 einvernehmlich.

Champions League - Group Stage - Group H - Manchester United v BSC Young Boys

Zur Saison 2016/17 übernahm Mourinho Manchester United, wo er mit Louis van Gaal einen alten Bekannten ablöste. In der ersten Saison holte man den nationalen Supercup, den Ligapokal und die Europa League. In dieser Saison lief es nicht mehr so glatt. 

Der frühere Milan-Kapitän Paolo Maldini beschrieb Ancelotti einmal als einen Trainer, der beinahe schüchtern wirke, der fast nie wütend werde und mit seiner humorigen Art es fertig gebracht habe, vor einem Champions-League-Finale Witze zu erzählen.

In Madrid dürfte es ihm allerdings nicht ganz leicht fallen, seinen Humor zu behalten. Seit Vicente del Bosque konnte bei Real kein Trainer seinen Vertrag bis zum Ende der Laufzeit erfüllen. Die "Königlichen" warten sehnsüchtig auf "La Decima", den zehnten Europacup-Sieg in der Meisterklasse. Mit Mourinho waren sie dreimal im Semifinale der Champions League gescheitert.

Ancelotti kann bei Real auf ein eingespieltes Team um Torjäger Cristiano Ronaldo zurückgreifen, das keine größeren Veränderungen erfordert. Für die neue Saison setzen die Madrilenen vor allem auf Nachwuchsspieler. Die Verpflichtung des U21-Europameisters Isco vom FC Malaga gilt als beschlossene Sache, der 21-jährige Daniel Carvajal kehrt von Bayer Leverkusen nach Madrid zurück.

Blanc übernimmt in Paris

Laurent Blanc unterzeichnete in Paris einen Zweijahresvertrag. Er war nach dem Viertelfinal-Aus der Bleus bei der EM 2012 von Didier Deschamps als Nationaltrainer abgelöst worden und seither arbeitslos. Der frühere Libero war als Profi 1998 mit Frankreich Weltmeister geworden, als Trainer gewann er 2009 mit Girondins Bordeaux die französische Meisterschaft.

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epa03754334 (FILE) A file picture dated 06 June 2011 shows French national soccer team head coach Laurent Blanc during the international friendly soccer match against Ukraine in Donetsk, Ukraine. French Ligue 1 soccer club Paris Saint Germain will sign former French national soccer team coach Laurent Blanc as new head coach, French sports daily L'Equipe reported on 21 June 2013. EPA/SERGEY DOLZHENKO *** Local Caption *** 02769636

PSG hat mit Blanc Großes vor. Die "Mission" des 47-Jährigen sei es, den im Vorjahr mit dem ersten Liga-Gewinn seit 1994 begonnenen Weg fortzusetzen und den Klub auf den europäischen Gipfel zu führen, ließ der Verein mutig wissen. "Ich bin sehr stolz, aber das ist erst der Anfang einer neuen Geschichte", hatte Clubchef Nasser Al-Khelaifi schon nach der Meisterkrönung der "Nouveau Riche" im Mai getönt.

An Mitteln wird es Blanc bei diesem Vorhaben nicht mangeln. Nachdem die Ölscheichs aus Katar in den vergangenen zwei Spielzeiten gut 250 Millionen Euro für Verstärkungen ausgegeben und Stars wie Zlatan Ibrahimovic oder Thiago Silva an die Seine gelockt hatten, wedeln sie wieder mit dem Scheckheft.

Paris buhlt laut Medien um keinen Geringeren als Cristiano Ronaldo. Die große Frage ist jedoch, wie Blanc mit dem Druck und den Egos am Prinzenpark fertig wird. Als Coach der "Bleus" hatte er seine Truppe disziplinarisch nicht immer unter Kontrolle gehabt. Zu beobachten wird dies auch in Österreich sein: PSG gastiert zur Sommervorbereitung in Stegersbach (4. bis 12. Juli), zwei Testspiele gegen Sturm Graz (9.7.) und Rapid Wien (12.7.) inklusive.

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