Rapids Profibetrieb wird eine AG

Nahaufnahme vom Gesicht eines älteren Mannes mit ernstem Gesichtsausdruck.
Der Verein bietet Transparenz, die Mitglieder stimmen für eine neue Satzung.

Transparenz wird bei Rapid neuerdings groß geschrieben. So groß, dass 100 bunte Seiten mit Zahlen, Informationen und Tabellen gefüllt wurden. Erstmals in der Vereinsgeschichte wurde den Mitgliedern zur Begrüßung bei einer Hauptversammlung der 100-seitige Geschäftsbericht der Amtsperiode (2010 – 2013) überreicht.

Das Wichtigste in Kürze: Rapid plagt nach einem Gewinn von 340.000 Euro in der vergangenen Saison derzeit ein negatives Eigenkapital von 1,46 Millionen, die Verbindlichkeiten betragen 3,12 Millionen. Viel besser wird es in nächster Zeit nicht werden: Obwohl die Europa League erreicht wurde, kündigt Präsident Rudolf Edlinger für diese Saison keinen klaren Gewinn an, sondern nur ein "zumindest ausgeglichenes Ergebnis".

Bei all den trockenen Zahlen war in der Stadthalle aber stets spürbar, dass es vor allem um Emotionen ging. 1400 Fans waren gekommen, um zu erfahren, "wo das ganze Geld hin ist". Und, um die Zukunft des Mitgliedervereins zu gestalten.

Geschickt präsentierte der frühere Orange-Boss Michael Krammer die Ergebnisse der von ihm geleiteten Reformkommission unter dem Motto "Mehr Transparenz, mehr Demokratie, mehr für Rapid". Die entscheidende Änderung: Der Profibetrieb wird (wie bei der Austria) in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt. Und zwar in eine nicht börsennotierte Aktiengesellschaft.

Dabei galt nach dem Finanzcrash mit der Rapid-Aktie vor 20 Jahren eine AG bisher als Pfui-Wort in Hütteldorf. Nur drei der 689 anwesenden wahlberechtigten Mitglieder stimmten gegen die Satzungsänderung.

Unmut gab es erst, als Edlinger zum Volk sprach. Für die Einleitung "Meine Amtszeit geht demnächst zu Ende" musste er sich höhnischen Applaus gefallen lassen. Doch der Ex-Finanzminister ließ sein rhetorisches Talent aufblitzen. Den größten Applaus gab es für die Feststellung: "Ich habe den Fans nie die Türe zugeschmissen. Aber Kritik darf nie zu sinnloser Gewalt führen. Diese schadet Rapid immer."

Kritik an Manager Werner Kuhn gab es nur indirekt: "Unser Sponsoraufkommen ist hoch, aber nicht ausreichend. Mit den Einnahmen der nationalen Bewerbe können wir unsere Ausgaben nicht decken."

Das Minus blieb nur deswegen im Rahmen, weil die Transferbilanz der Ära Edlinger beeindruckend ist: In zwölf Jahren wurden 20,8 Millionen verdient und 6,35 Millionen für Einkäufe ausgegeben. Der Nettogewinn von 14,45 Millionen ergibt im Schnitt ein jährliches Transferplus von 1,2 Millionen.

Stadion bis 2016

Bevor es spät in der Nacht bei den von Fans eingebrachten Anträgen und Abstimmungen noch emotionaler wurde, gab Edlinger seinen Wunsch an den wahrscheinlichen Nachfolger Erich Kirisits ab: "Der entscheidende Faktor für eine erfolgreiche Zukunft wird ein Stadion-Neubau in Hütteldorf sein."

Diese Arena soll im Vergleich zum Hanappi-Stadion um 90 Grad gedreht werden, 24.000 Sitzplätze fassen, nur einen Rang und geschlossene Ecken haben. Sechs Bieter-Gruppen arbeiten Offerte aus. Ob es tatsächlich 2016 eröffnet wird, ist aber noch fraglich. Nicht nur wegen den kalkulierten Kosten von 46,6 Millionen.

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