Rapid-Trainingslager: Warum die halbe Bundesliga auf Belek fliegt

Rapid-Trainingslager: Warum die halbe Bundesliga auf Belek fliegt
Sechs Vereine bereiten sich an der türkischen Riviera auf das Frühjahr vor. Gründe dafür sind: Wetter, Testspielgegner, Rasenplätze - und Geld.

Auch die Spielergewerkschaft hat ihre Vertreter nach Belek entsandt. Warum österreichische Funktionäre in die Türkei fliegen, um österreichische Kicker zu treffen und zu beraten?

Weil es sich auszahlt.

An der türkischen Riviera tummelt sich Jänner für Jänner die halbe Liga. Nach der Corona-Zwangspause haben die Vereine wieder mehrheitlich Flüge nach Antalya und Hotels in den 40 Kilometern zwischen Lara und Side, mit dem Zentrum Belek, gebucht. Während in Österreich lange Reisen nötig wären, um die Fußballer persönlich treffen zu können, reicht für ein entspanntes Stelldichein rund um Belek ein Mietauto oder ein Taxi und ein gültiger Reisepass, der als Sicherheit beim Hoteleintritt zu hinterlegen ist.

Rapid-Trainingslager: Warum die halbe Bundesliga auf Belek fliegt

Warum wirkt der Sommerbadeort Belek mit seinen All-Inclusive-Burgen im Winter wie ein Magnet auf das Fußball-Business?

Die Antworten der Trainer zur bevorzugten Lager-Wahl klingen allesamt ähnlich: Sehr gut gepflegte Rasenplätze, Ruhe in den sonst fast leeren Hotels, extrem viele internationale Testgegner, angenehmes Klima (zwischen 8 und 18 Grad) und – das ist für die meisten Vereine ein wichtiges Argument – ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis.

Der Unterschied zu anderen klimatisch einladenden Winterdestinationen beträgt pro Mannschaft und Woche im Sorglos-Paket viele Tausend Euro.

Das nutzen sogar ältere Ehepaare aus Deutschland, die zu Dauer-Urlaubern wurden: Ein Monat all-inclusive kommt hier auch nicht viel teurer als die Fixkosten in München oder Hamburg.

Anderes Programm

Der Hintergrund: Um die riesigen Hotels nicht für mehrere Monate schließen zu müssen, wurde an der türkischen Riviera nach Alternativprogramm gesucht. Zuerst musste ein erheblicher Teil der Pinienwälder dran glauben: Belek hat pro Hektar die höchste Dichte an Golfplätzen weltweit. Bei angenehmen Temperaturen auf einem perfekten Green putten – das lockte neues, anderes Publikum an.

Rapid-Trainingslager: Warum die halbe Bundesliga auf Belek fliegt

Danach bauten viele Spitzenhotel eigene Sportzentren: Mehrere Trainingsplätze stehen den im Hotel untergebrachten Teams zur Auswahl.

So gab Rapid-Gegner Wroclaw nach den starken Regenfällen in der zweiten Jänner-Woche kurzfristig bekannt, dass der Boden zu tief für ein Spiel sei. An fast allen anderen Orten wäre der Test abgesagt worden – aber in Belek fand sich innerhalb einer Stunde ein freier, bespielbarer Platz.

Anderes Publikum

Unter den Zuschauern sind meist mehr Spione der Konkurrenz, Scouts und Spielerberater als Fans des eigenen Vereins.

Belek-Routiniers wie Klagenfurt-Coach Peter Pacult achten bei der Wahl der Gegner auch auf den Kalender: Vereine aus Osteuropa, vor allem Russland und Ukraine, kasernieren ihre Kicker für viele Wochen ein. Pacult: „Da heißt es aufpassen, wie lange die Spieler schon im Hotel zusammenpicken.“

Der aufkommende Lagerkoller kann sich nämlich auch in besonders brutaler Spielweise niederschlagen.

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