Müller setzt auf Loyalität und Leidenschaft

Ein Mann steht vor einem Banner des SK Rapid Wien.
Schultes Nachfolger war vom Anruf aus Wien überrascht, aber begeistert.

Helmut Schulte ist durch die besonderen Umstände in Hütteldorf in einige Zwickmühlen geraten. Die letzte war die Suche nach seinem eigenen Nachfolger als Sportdirektor: Würde Schulte eine (wie er es selbst nennt) „Pflaume“ vorschlagen, hätte sein Erbe noch mehr Glanz, aber Rapid den Schaden.

„Ich konnte gar nicht anders, als das Beste zu versuchen“, sagt der künftige Düsseldorf-Vorstand – und die Wahl fiel auf Andreas Müller, den langjährigen Wegbegleiter aus Schalker Tagen.

Das von Rapid-Präsident Michael Krammer erklärte Auswahlverfahren erinnerte an Headhunter-Methoden aus seinem Manager-Leben: Der Neue soll „komplementäre Stärken“ zum jungen Trainerteam einbringen, also mehr Erfahrung im Business und an Lebensjahren. Gewünscht waren auch internationale Erfahrungen (damit konnten Österreichs Kandidaten nicht dienen) und in einer AG (weil diese Vereinsstruktur angestrebt wird). Und: Erfahrungen als Führungsfigur in einem emotionalen Umfeld wie bei Rapid.

„Ich bin das, was der Präsident bei seiner Suche beschrieben hat“, erklärt Müller, nachdem der 51-Jährige vom ersten Anruf aus Wien noch „sehr überrascht war“. Doch schon nach dem ersten Gespräch spürte der gebürtige Stuttgarter „das gewisse Kribbeln im Bauch. Und ich entscheide öfter mit meinem Bauch. Ich habe großen Respekt vor diesem Job, aber auch ein sehr gutes Gefühl.“

Ein enger Konkurrent von Müller wäre Markus Schupp gewesen, doch der Ex-Sturm-Spieler ist bei Zweitligist Aalen vertraglich gebunden.

Gehaltsreduktion

Dass Müller bei seinem bis Sommer 2016 laufenden Vertrag finanziell große Abstriche zu seinen Jobs bei Schalke und Hoffenheim hinnehmen muss, bestätigte Krammer: „Wegen dem Geld ist er wirklich nicht da.“ Den Einfluss soll das nicht schmälern. „Wir erwarten von ihm einen großen Beitrag auf dem Weg in die Top 50 Europas“, sagt Krammer.

Wie das konkret aussehen wird? „Es braucht einen klaren Plan, einen einheitlichen Gedanken im Verein. Dann zählt nur noch harte Arbeit“, erklärt Müller, der sich als „Kommunikator im Verein“ sieht und drei Themen vorgibt: „Loyalität, Leidenschaft und immer alles für den Verein tun.“ Den forcierten Einbau von Nachwuchsspielern unterstützt er „zu 100%“.

Probleme aus der Vergangenheit sind ausgeräumt: Die Beteiligung an einer Agentur für Spielerberatung wurde mit dem Start in Hoffenheim 2012 aufgegeben („In einem Verein fühle ich mich besser aufgehoben“). Der Streit mit Schulte nach dessen Abgang von Schalke ist beigelegt („Die Kritik in seinem Buch habe ich gar nicht gelesen“).

Noch eine Parallele zum Vorgänger: So wie vor einem Jahr bei Schulte steht Müllers jüngster Sohn vor dem Schulabschluss, der Vater wird nicht mehr so sehr vermisst werden. „Der Zeitpunkt, um im Ausland nochmal neu anzufangen, ist perfekt.“

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