Der Steirer, der heute als U-16-Trainer in der Sturm-Akademie arbeitet, weiß: „Es war irgendwie zu viel für uns. Wir waren eben noch nicht so weit.“ Das schnelle Führungstor der Wiener durch Roman Pivarnik (7. Minute) hätte die Mannschaft dann noch mehr verunsichert.
Schöttel erkennt den Unterschied zu seiner Mannschaft, die davor bis ins Europacup-Finale gegen PSG (0:1) gekommen war: „Wir hatten in allen Mannschaftsteilen schon sehr große Persönlichkeiten. Sturm war erst auf dem Weg nach oben mit dem später überragenden Dreieck Reinmayr – Vastic – Haas.“
Dass Sturm überhaupt noch die Chance bekam, mit einem Sieg die Grünen abzufangen, lag an einem starken Frühjahr und dem 1:0 im direkten Duell in Graz.
Angeheizt wurde das große Finale noch durch einen großen Redner. „Der damals junge Präsident Kartnig war schon sehr goschert“, schmunzelt Schöttel, der aber in der Match-Vorbereitung einige Vorteile bemerkte: „Wir waren ruhiger, weil wir wussten, dass ein Punkt reicht. Im Prater hatten wir schon große Europacupsiege gefeiert. Und direkt vor Sturm haben wir das Derby gegen die Austria im Happel-Stadion 2:0 gewonnen.“
Wie groß dieses finale Duell wurde, zeigte auch die einzige Verlegung eines Ligaspiels aus dem engeren Hanappi-Stadion.
Der KURIER kündigte den „Showdown im Wiener Prater“ an.
Nach dem 1:0 der Rapidler hätte Haas zulegen müssen. Aber hinter Schöttel sicherte noch ein furchteinflößender Libero ab. „Trifon Ivanov war extrem motiviert. Bei ihm merkte man, dass er zu 200 Prozent gewinnen wollte. Diese Entschlossenheit hatten wir nicht.“
Schöttel konnte „eine meiner schönsten Erinnerungen an Rapid“ genießen: „Ich kann mich noch jetzt an Spielzüge der Partie und auch an mein Gefühl erinnern. Es war die Krönung einer unglaublichen Saison.“
Der ÖFB-Sportdirektor, sonst für seine nüchterne Art bekannt, bekennt: „Dieses Spiel holt mich emotional auch jetzt noch ein.“
Mit dem 2:0 durch Christian Stumpf (87.) war auch für Haas klar: „Rapid ist mit den vielen Stars am Ende der verdiente Meister.“ Nach dem Schlusspfiff stürmten die Rapid-Fans den Rasen. Schöttel: „Es ist dann richtig zugegangen.“
Der wohl beste Sturm-Trainer aller Zeiten zog die richtigen Lehren aus der Pleite. „Als Ivica Osim 1994 angetreten ist, hatten wir einen Vierjahresplan“, sagt Haas.
„Und dieser ist auch aufgegangen, 1998 holten wir uns dann den Titel.“
Während die Rapidler urlaubten, sicherten sich die Grazer nur vier Tage später ihren Pokal: „Im Cup-Finale gegen die Admira waren wir schon weniger nervös.“ Sturm siegte mit 3:1, ebenfalls im Happel-Oval – das allerdings nicht vor 48.000, sondern vor nur 8.800 Fans.
Und die Revanche gegen Rapid klappte am 27. Juli in Kapfenberg: Sturm siegte im eher bedeutungslosen Supercup 1:0. Einem Weltstar, der eben erst an der Mur andockte, war es aber viel wert. „Giuseppe Giannini hat die ganze Nacht gefeiert, als wäre es sein größter Titel“, verrät Haas.
"Tolles Fußballfest"
Ausgelassene Feiern ohne Störgeräusche wünscht sich Peter Schöttel für die heutige Nacht. Der 56-Jährige spricht nicht als Rapidler, sondern in seiner Rolle als führender ÖFB-Funktionär: „Es ist perfekt, dass die beiden größten Fan-Gruppen dieses Finale bekommen. Ich hoffe auf ein tolles Fußballfest. Und daran glaube ich auch.“
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