Rapid-Flitzer Schobesberger: Zu schnell für die 30er-Zone
Philipp Schobesberger wird gelobt. Und wie. „Momentan macht er mir sehr viel Freude. Ich sehe die Chance, dass wir wieder einen Schobi in alter Stärke sehen“, sagt Zoran Barisic. Nachsatz des Rapid-Sportdirektors, der sich sonst stets zurückhaltend äußert: „Es könnte sogar sein, dass er ein besserer Spieler als jemals zuvor wird.“
Geht es da wirklich um den 25-jährigen Flügelstürmer, der im Frühjahr meist pomadig, eigensinnig oder sogar desinteressiert gewirkt hat?
Barisic erklärt: „Du wirst für Fehler bestraft, die du in der Vergangenheit begangen hast. Egal, wie talentiert du bist, du kannst das dann nur in kleinen Schritten wieder ausgleichen. Ich habe viele Gespräche mit Schobi geführt und merke seit der Vorbereitung, dass er auf einem sehr guten Weg ist.“
Diesen Weg bestreitet der Langzeit-Rapidler (2014 von Pasching ablösefrei erworben) ungewöhnlich schnell. Wenige Minuten vor seinem Treffer zum 1:0 beim 5:0 gegen die Admira legte Schobesberger einen Sprint für die Bestenliste dieser Saison hin: Der einfache Teamspieler kam auf eine Höchstgeschwindigkeit von 35,0 km/h.
Top-Wert
Zum Vergleich: Laut UEFA-Report schaffte Liverpools Abwehrchef Van Dijk in der vergangenen Champions-League-Saison den schnellsten Lauf – mit 34,5 km/h, knapp vor Manchester Citys Edel-Sprinter Sané (34,4).
Den höchsten gemessenen menschlichen Wert hält – natürlich – Usain Bolt bei seinem Weltrekord über 100 Meter mit 44,72 km/h.
Auch wenn das GPS-System von Rapid durch die unter den Dressen getragenen Chips sehr genau ist, warnt Fitnesscoach Alex Steinbichler vor direkten Vergleichen: „Die UEFA misst mit optischem Tracking, jede Methode hat eine kleine Schwankungsbreite. Aber unbestritten ist der Wert von Schobi außergewöhnlich.“ Steinbichler, dessen Rückkehr zu den Profis Schobesberger besonders gutgetan haben dürfte, hat sich für den KURIER durchs Archiv geklickt: „Schobi hatte jede Saison unseren Top-Sprint. Er ist mit 35,78 km/h auch der am schnellsten gemessene Rapidler überhaupt.“
Flotter geworden
Die Hütteldorfer sind – wie von Trainer Didi Kühbauer gewollt – im Schnitt schneller geworden. Gegen die Admira lag (durchaus überraschend) Christoph Knasmüllner auf Platz zwei: mit knapp 33 km/h, noch vor Neuzugang Taxi Fountas. Ebenfalls auf Platz eins liegt Schobesberger bei den insgesamt im Voll-Sprint zurückgelegten Strecken: 269 Meter, vor Fountas und Stephan Auer mit jeweils 234 Metern.
Video-Check
Zu diesen langen Wegen gehört Überwindung. Alex Sperr berät den Sohn einer Lehrer-Familie seit Jugendtagen. Er erzählt von Schobesbergers anstehender Hochzeit, einer Aussprache mit Barisic und Kühbauer, sowie einem Video: „Da war zu sehen, wie Schobi in Graz im entscheidenden Play-off-Spiel über die Bande gecheckt wird. So etwas wird ihm nie wieder passieren. Er hat körperlich zugelegt und jetzt wieder diese Leichtigkeit gewonnen, die er für sein Spiel braucht.“
Sperr betont, dass sein Schützling zwei Verletzungen (Knochenödem im Knie 2016, Hüft-OP 2018) hatte, von denen nicht alle Profis zurückgekommen wären: „Dass da am Anfang die Konstanz fehlt, ist nur logisch. Auch wenn es für Rapid bitter ist, kommt die Saison ohne englische Wochen für Schobi gerade recht.“
Zwei Gesichter
Auf der einen Seite gibt es einen Schobesberger, der es sich selbst gerne leicht macht, den Verantwortlichen damit aber schwer. Zu hohe wie zu niedrige Temperaturen wurden bereits als Ausrede nach Spielen vorgebracht. Barisic glaubt aber an einen „neuen Schobi: Wie er im Derby in letzter Minute erfolgreich um den Ball grätscht, macht allen Freude. Er spürt: Wenn er alles gibt, wird ihm auch verziehen, wenn er im Dribbling wieder einmal hängen bleibt.“
Und Kühbauer? Der kann diesem Schlitzohr ohnehin nicht allzu lange böse sein. Der 48-Jährige dürfte sich bei Schobesbergers Späßen öfters an einen Burschen aus Mattersburg erinnern, der 1992 nach Hütteldorf kam. Der junge Kühbauer konnte nämlich für einen Trainer ähnlich herausfordernd sein.
Usain Bolt ist der bislang schnellste Mensch. Beim Weltrekord über 100 Meter 2009 in Berlin (9,58 Sekunden) lief der Jamaikaner im Schnitt 37,58 km/h, Top-Speed: 44,72 km/h.
Philipp Schobesberger ist Jahr für Jahr der schnellste Rapidler, diese Saison mit 35,0 km/h, Top-Wert: 35,78. Kylian Mbappé von Paris SG gilt mit 38 km/h als schnellster gemessener Fußballer.
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