Was Österreichs U-17-Helden jetzt brauchen würden
Österreichs finales U-17-Team bei der WM in Katar
Der Erfolg der U17-Nationalmannschaft ist ein beeindruckendes Ergebnis. Für diese Talente beginnt aber nun eine entscheidende Phase: Der Übergang vom Nachwuchs- zum Profifußball, in der große Fehler passieren können. Hier sind die Gründe, warum es für sie schwierig werden kann:
Eine der zentralen Fragen dreht sich um die Rolle der Bundesliga-Trainer. Sie stehen unter dem ständigen Druck, das nächste Spiel zu gewinnen – für sie zählt einzig und allein das Tagesgeschäft. Sie müssen zwischen Potenzial und Leistung abwägen und stellen jene Spieler auf, von denen sie sich die beste Performance im aktuellen Moment erwarten. Es wäre unrealistisch zu glauben, dass sie allein nach dem Potenzial eines möglicherweise talentierten Spielers entscheiden. Der kurzfristige Erfolg hat Vorrang, und das ist im Profifußball ein unveränderliches Prinzip.
Die langfristige Lösung liegt jedoch in der Ausrichtung des gesamten Klubs. Die Richtung muss klar vom Verein vorgegeben werden. Eine durchdachte Vereinsstrategie ist erforderlich, die eine klare Kaderstruktur schafft. Es braucht eine schlanke Kadergröße und feste Plätze für junge Spieler. Nur so kann gewährleistet werden, dass Talente die Chance bekommen, sich zu entwickeln und langfristig ins Profiteam integriert zu werden.
Allerdings: Viele Vereine verfügen oft nicht über eine angemessene Strategie für die Übergangsphasen von Spielern. Doch wer kümmert sich um diesen Prozess? Wer begleitet die Spieler, um sicherzustellen, dass sie entsprechend ihrer Entwicklung in der richtigen Phase eingesetzt werden?
Eine Lösung könnte der international übliche Einsatz von „Transition Coaches“ sein. Diese sind Teil des Trainerteams der ersten Mannschaft und unterstützen die Spieler während ihres Übergangs in den Profibereich. Sie helfen, den Spielern die nötigen Erfahrungen zu vermitteln und sie optimal auf die Herausforderungen im Profifußball vorzubereiten. Der Cheftrainer kann dafür keine Zeit aufbringen.
Dominik Thalhammer, ehemaliger Frauen-Teamchef und Leiter der ÖFB-Trainerausbildung, analysiert für den KURIER aktuelle Fußballthemen.
Entwicklung als Prinzip
Sobald Talente zu den Profis aufsteigen, werden die Individualisierungsprozesse aber oft eingestellt. Der Druck auf die Trainer ist erheblich, da sie primär gefordert sind, Spiele zu gewinnen. Individuelle Entwicklung kann jedoch nur dann erfolgreich sein, wenn der Verein dies als zentrales Prinzip verankert.
Die Akademie muss in Österreich die Goldmine und strategische Zukunft des Vereins sein. Angesichts der zunehmend kürzeren Amtszeiten von Trainern (im Durchschnitt 1,2 Jahre) und Sportdirektoren (2,2 Jahre) in der österreichischen Bundesliga gilt: Wenn Vereine keine klaren Standards und übergreifenden Strategien etablieren oder nicht die erforderlichen personellen Ressourcen bereitstellen, um Spieler individuell zu fördern, wird der Zufall die Talentförderung bestimmen – und viele vielversprechende Talente werden verloren gehen.
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