Nullnummer bei El Clásico: Politik war in Barcelona ganz real
Der Clásico war wegen der politischen Proteste in Barcelona verschoben worden und auch beim Nachtrag Mittwochabend schien die Politik ganz real. Vor dem Spiel, während des Klassikers durch herunter fliegende Bälle (dazu später) und – weil die Nullnummer nicht allzu viel Gesprächsstoff lieferte – bei den Diskussionen des Publikums danach.
Mit einem mauen 0:0 bleibt Barcelona aufgrund des besseren Torverhältnisses vor dem Team aus Madrid von Trainer Zinedine Zidane Tabellenführer.
Demonstrationen
Schon drei Stunden vor dem Spiel waren die Hubschrauber über dem Camp Nou gekreist. Tatsächlich kam es rund um das größte Stadion Europas zu den angekündigten Demonstrationen, die aber vor dem Spiel ausgesprochen friedlich verliefen. Großzügig gesperrt war das Gelände, komplett abgeriegelt der wenige hundert Meter lange Weg, den die Mannschaften vom gemeinsamen Hotel zum Stadion zurückzulegen hatten.
Dennoch kam es zu einem Gedränge, als sich vor Eingang 18 die Demonstranten mit den Fußballfans vermischten. Insgesamt waren 93.426 Fans gekommen und fast alle Teil einer riesigen Choreografie vor Anpfiff. Neben Kataloniens Farben wurde auf Englisch auch der transparente Wunsch nach Verhandlungen hochgehalten: „Spain – sit and talk“.
Die vielleicht spektakulärste Aktion, die für den Clásico zwischen Barcelona und
Real Madrid geplant gewesen ist, war eine Art Luftangriff. Die Aktivisten der katalanischen Protestbewegung „
Tsunami Democratic“ wollten die Bälle ins Stadion schmuggeln, dann befüllen und von den Tribünen aufs Feld schießen.
Geworden sind es dann „nur“ einige mit Luft gefüllte Bälle, die nach 56 Spielminuten im Camp Nou aufs Feld geworfen wurden. Tore waren noch keine gefallen, begleitet wurde die Aktion von politischen Chorälen.
Starke Gäste
Ebenso ungewöhnlich war, wie selten Barcelona ins Kombinieren kam. Real verteidigte im 4-4-2 geschickt und aggressiv, wurde selbst immer wieder gefährlich und hatte mehr vom Spiel. Vom Guardiola-Stil ist bei den stolzen Katalanen unter Coach Ernesto Valverde hingegen nicht viel geblieben.
Messis Top-Chance
Obwohl die Gäste mehr Abschlüsse hatten, kam doch der Größte zur größten Chance in Hälfte eins: Tormann Courtois unterband einen flotten Angriff, Lionel Messi kam aus dem Rückraum, aber Ramos wehrte den Volley des Argentiniers auf der Linie noch ab (31.).
In Minute 72 jubelte Gareth Bale über das 0:1, doch Passgeber Mendy war knapp im Abseits, was auch vom VAR bestätigt wurde.
Aufreger nach dem Ende
Nach dem Schlusspfiff konnten nicht alle Zuschauer umgehend raus: Ausgang Süd blieb vorerst gesperrt, weil vor dem Stadion Mistkübel in Brand gesteckt worden waren.
Es sollte noch eine lange Nacht werden in Barcelona.
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