Neues Scouting: Rapid macht sich auf die Suche

Koya Kitagawa (Mi.) ist der bislang teuerste Einkauf unter Sportchef Barisic.
Sportdirektor Zoran Barisic erklärt die veränderte Strategie des Vereins bei der Spielersuche.

Der Transfersommer 2014 ist bei Rapid legendär. Mit den Abgängen von Sabitzer, Burgstaller, Boyd, Trimmel und Boskovic gingen fünf Stammspieler und 40 erzielte Saisontore verloren. Doch der Einbruch blieb aus, weil mit bemerkenswerter Quote eingekauft wurde. Beric, Kainz, Schobesberger, Schwab, Grahovac, Stangl, Dibon und Kuen wurden fix verpflichtet – um insgesamt rund zwei Millionen Euro. Der damals neue Sportdirektor Andreas Müller erzählte: „Ich kenne die Liga noch nicht so gut, deswegen habe ich voll auf die Expertise von Trainer Zoki Barisic gesetzt und seine Wunschspieler geholt.“

Mit den Neuen wurden später Ablösen von mehr als 13 Millionen Euro generiert. Schwab, Dibon und Schobesberger sind immer noch beim Verein (Grahovac kam nach seinem Verkauf ablösefrei im Jänner zurück). Lediglich Kuen schaffte den Durchbruch nicht, vor allem wegen zweier Kreuzbandrisse.

So zielsicher war Rapid am Transfermarkt nie wieder. Müller holte Zugänge verstärkt auf eigene Faust. Barisic erzählte erst nach seinem Rauswurf 2016, dass er einige Spieler nicht wollte oder zumindest nicht die geforderte Ablöse bezahlt hätte (Tomi, Jelic, Traustason, Mocinic).

Drei Vorgaben

Mit diesen Erfahrungen ausgestattet, stellte Barisic nach seiner Rückkehr im Sommer als Sportdirektor klar:

Erstens, Spieler kommen nur noch, wenn er selbst und auch Trainer Didi Kühbauer vollends überzeugt sind.

Zweitens, es muss wieder verstärkt auf den Charakter (und nicht nur das Potenzial) der Spieler geachtet werden.

Drittens, das Scouting muss präzisiert werden.

Nach dem Abgang von Chefscout Maurizio Zoccola (nach Nürnberg zu Ex-Trainer Canadi) leitet Matthias Ringler (beobachtete in Japan den bislang teuersten Barisic-Transfer Koya Kitagawa) die Such- und Analyseabteilung. Neu dazugekommen ist im Sommer Ex-Teamverteidiger Martin Hiden. Ebenfalls als Scout unterwegs ist der frühere Ostliga-Trainer Franz Maresch.

Routinier Fritz Riedmüller sichtet Toptalente im näheren Ausland. Nino Rauch organisiert das Scouting im Nachwuchs. In Pension ging Anton „Burli“ Herzog, der Vater von Andreas Herzog.

Die größte Änderung zur Ära Bickel betrifft die Schattenmannschaft mit potenziellen Neuzugängen. Barisic erklärt im KURIER-Gespräch: „Es wird wieder eine Schattenmannschaft geben. Als ich zurückgekommen bin, hat es einen sehr großen Pot gegeben von Spielern, die angeschaut wurden. Ich will das minimiert haben.“

Schneller reagieren

Konkret geht es darum, „für jede Position vier oder fünf Kandidaten zu haben, die sofort verpflichtet werden könnten“. Im Gegenzug müssen Wunschspieler, die in näherer Zukunft nicht zu bekommen sind (etwa durch eine Vertragsverlängerung bei Red Bull) tatsächlich gestrichen werden und nicht nicht im (unrealistischen) Pot bleiben. „Wir müssen schneller und unabhängiger von Beratern reagieren können am Transfermarkt“, gibt Barisic die Zielrichtung vor.

Ebenfalls verstärkt beobachtet werden die Trainingseinheiten und die Zeit rundherum. Stichwort Charakter. „Es ist oft ein wichtiges Detail, zu sehen, wie die Körpersprache auf dem Trainingsplatz ist, oder ob ein Spieler auch freiwillig Utensilien raus- und reinträgt“, erklärt Barisic das neue Scouting.

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