Mr. Hasenhuttl gibt einen aus und ist auch sonst sehr beliebt

Mr. Hasenhuttl gibt einen aus und ist auch sonst sehr beliebt
Ralph Hasenhüttls erstes Heimspiel mit Southampton. Es gibt Freibier. Und eine Sensation gegen Arsenal?

Ralph Hasenhüttl ist kurz angebunden in diesen Tagen. Ein kurzer Wortwechsel am Telefon? Wundersames Produkt des Zufalls. Ja, ja, es gehe ihm gut, beruhigt er. Aber reden, so richtig reden, will er erst in ein paar Monaten. „Dann, wenn ich das alles seriös beurteilen kann.“ Southampton, den Klub, die Premier League, den Unterschied zu Deutschland und überhaupt.

Der Druck ist allgegenwärtig. Anders als noch in Leipzig, als Hasenhüttl dem zwanghaften Ideenreichtum eines Ralf Rangnick ausgesetzt war. Englische Medien brauchen Futter. Diese ständigen Interviewanfragen seien ziemlich anstrengend. Der eigentlich logische Seufzer entfällt. Denn da hat Hasenhüttl schon aufgelegt.

Es gelingt ihm, bei seinen offiziellen Auftritten ein gutes Bild zu zeichnen. Von sich, seiner Arbeit. Österreichs erster Trainer in der Premier League – ein Job, der auf der Insel bekanntlich Manager heißt und deshalb noch wichtiger wirkt – kommt in Southampton gut an. Weil er frischen Wind ins Getriebe bringt, die Schlagzahl im Training erhöht, besonderen Wert auf Zusammengehörigkeitsgefühl legt und dies auch glaubhaft vermittelt.

Anstoßen

Am frühen Sonntagnachmittag kommt der FC Arsenal, die Übermacht aus London, zum Tabellenvorletzten. Und was macht Hasenhüttl? Er gibt Freibier aus. Angekündigt in einem von ihm verfassten Brief an alle Saisonkartenbesitzer, dem ein Getränkegutschein beigelegt ist. Ein Pint auf sein Heimdebüt als Southampton-Trainer, ein herzhaftes Cheers möglicherweise auf den ersten, so notwendigen Heimsieg der Saints in dieser Saison.

Ob er tatsächlich dafür in die eigene Tasche greifen muss, ist fraglich, aber auch egal. Immerhin waren in der Vorsaison 20.000 Menschen Besitzer einer Dauerkarte des FC Southampton.

Der 51-jährige Grazer weiß vielmehr, dass ein Bier dem volljährigen britschen Fan ohnehin als Anreiz nicht genügt, um das St. Mary’s Stadium (Kapazität 32.500) zu befüllen, Hasenhüttl will den Familiensinn im Klub stärken. „Sie sollen alle sehen, dass wir alles geben, dass hier jetzt härter gearbeitet wird.“

Schmerzhaft

Des Trainers Spielphilosophie beinhaltet die intensive Laufarbeit mit dem und gegen den Ball. In den Übungseinheiten bekommen das die Spieler zu spüren. Der freie Tag wurde in der Woche vor dem großen Schlager gestrichen. Oriol Romeu, spanischer und defensiver Mittelfeldspieler, erklärt in den Medien, was sich in den letzten Tagen so alles geändert hat. „Die Schmerzen“ zum Beispiel, die seine Mitspieler und er nach einer Intensiv-Woche von und mit Ralph Hasenhüttl fühlen.

Noch am Tag vor dem Spiel dürfte sich der Flüssigkeitsbedarf der potenziellen Stadionbesucher in Grenzen gehalten haben. Kalter und stürmischer Wind macht Southampton zu einem traurigen Ort, es regnet in Strömen, „Katzen und Hunde“, wie die Briten sagen.

Doch fragt man sich durch das Zentrum der Stadt, scheint dies dem Optimismus keinen Abbruch zu tun. Der FC Southampton und die Mission Klassenerhalt? Positiv ist die überwiegende Meinung: „Er schafft das, der Hasenhuttl.“

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