MotoGP: Warum Márquez jetzt den Wert des Titels zu schätzen weiß

Die Frage war ja nicht, ob Marc Márquez seinen siebenten WM-Titel in der MotoGP, seinen neunten insgesamt, holt, sondern wann. Wenn alles nach Plan läuft, kann der Spanier schon am Sonntag im japanischen Motegui in diversen Karaoke-Bars seine Gesangskünste zum Besten geben und ausgelassen feiern und die Nüchternheit der Rennstrecke ausbremsen.
Der 32-Jährige hat nach seiner schweren Zeit nach dem Oberarmbruch in Jerez und den folgenden Operationen ein traumhaftes Comeback hingelegt, weil er durch den Wechsel zu Ducati wieder das frühere Gefühl in sein Arbeitsgerät gefunden hat. Márquez und die Ducati bilden eine Einheit, die kein Konkurrent trennen kann. Weder sein Bruder Alex, der dem größeren Bruder in dieser Saison immerhin ein paar Mal auf die Zehen treten konnte, noch sein Teamkollege Francesco Bagnaia, der vor allem in der ersten Saisonhälfte an der Dominanz von Márquez zu zerbrechen schien.

Mehr Druck
Doch selbst für einen alten Hasen wie Márquez (32) ist die Situation, sich den WM-Titel „abzuholen“, keine einfache. „Es stimmt, dass ich in der Vergangenheit schon Erfahrung mit dieser Situation gemacht habe, aber ich war damals mehr daran gewöhnt zu gewinnen. Es klingt seltsam, aber ich war es mehr gewohnt zu verstehen, was eine Weltmeisterschaft bedeutet.“ Dadurch habe er damals den Wert eines Titels auch nicht so geschätzt wie jetzt. Weil er in der Zwischenzeit schmerzlich gelernt hat, dass ein Titel keine Selbstverständlichkeit ist.
„Jetzt weiß ich, dass ich für diesen Titel in jeder Hinsicht einen hohen Preis zahle. Ich fühle mich jeden Tag ein Stück näher dran. Dadurch spüre ich ein zusätzliches Gewicht auf meinen Schultern.“ Weil auch die Vergleiche immer häufiger aufgestellt werden. Denn mit seinem siebenten MotoGP-Titel wird Marc Márquez mit Valentino Rossi gleichziehen. Mehr Weltmeisterschaften hat in der Motorrad-Königsklasse lediglich dessen italienischer Landsmann Giacomo Agostini gewonnen, nämlich acht.
Am Samstag holte Márquez im Sprintrennen Platz zwei, der zweifache Weltmeister Bagnaia fuhr den Sieg nach einem Traumstart aus der Poleposition sicher nach Hause. „Ich habe gesehen, dass mir Pecco entwischt, also habe ich entschieden, einfach mein Rennen zu fahren.“ KTM-Jungstar Pedro Acosta komplettierte das Sprint-Podium als Dritter.

Martin verletzt
Dem regierenden Weltmeister Jorge Martin bleibt die Seuchensaison treu. Der Spanier, der viele Rennen verletzungsbedingt versäumt hatte, hat im Sprint einen Startunfall ausgelöst, bei dem er mit seinem Aprilia-Teamkollegen Marco Bezzecchi kollidierte und auch den Italiener zu Sturz brachte. Martin zog sich dabei einen verschobenen Bruch des rechten Schlüsselbeins zu, wie eine Computertomografie ergab. Martin fliegt am Sonntag nach Spanien, wird am Montag in Barcelona operiert.
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