Macho: „Nur Neuer selbst weiß, ob er zu 100 Prozent fit ist“

Von Torhüter zu Torhüter: Jürgen Macho glaubt an Manuel Neuer.
Österreichs Ex-Teamtormann Jürgen Macho spricht über das brisante Thema rund um Deutschlands Torhüterfrage.

Er war in seiner Karriere selbst oft verletzt und musste sich zurück kämpfen. Jürgen Macho, bei der EURO 2008 Österreichs Nummer 1 und heute Tormanntrainer, glaubt sehr wohl, dass Manuel Neuer den Wettlauf mit der Zeit für sich entscheidet.

KURIER: Kann das Comeback von Neuer funktionieren?

Jürgen Macho: In dieser ganzen Thematik gibt es für mich ein Faktum. Letztlich kann nur Neuer selbst entscheiden und wissen, ob er zu 100 Prozent fit ist. Natürlich in Abstimmung mit der medizinischen Abteilung, aber letztlich liegt es nur an ihm. Bisher hat er ein geführtes Training absolviert, wo alles in einer Art Komfortzone kontrolliert abläuft.

Und welche Phase folgt jetzt?

Das Mannschaftstraining, wo viele Dinge nicht kontrollierbar sind. Und Spiele wie die Tests gegen die Unter 20. Dabei geht es um Bewegungen, die von Instinkt geleitet sind. Nur Neuer kann Ja oder Nein sagen.

Ganz ehrlich: Kann ein Fußball-Profi knapp vor einer WM überhaupt Nein sagen?

Es ist natürlich ganz schwierig. Aber als Profi muss man abwägen, dabei geht es um die Sinnhaftigkeit. Steht es sich dafür? Aber er steht ja unter der Beobachtung des Tormanntrainers. Der kennt ihn, sieht die Bewegungsabläufe und bemerkt, ob er in einer Schonhaltung ist oder sich rund bewegt.

Es wird nur über Neuer diskutiert. Wie fühlt sich da ein Ter Stegen, der bei Barcelona spielt und ebenso eine würdige Nummer 1 wäre?

Die Situation ist sicher nicht leicht. Aber wir reden halt von Manuel Neuer, der vom Bundestrainer alle Zeit der Welt erhält. Er genießt dieses Vertrauen, weil er in der Vergangenheit dafür auch viel geleistet hat. Für die anderen Torhüter wie Ter Stegen ist das nicht das Problem, ihr Fokus liegt ohnehin auf ihrer eigenen Arbeit.

Sie waren selbst oft verletzt. Gab es eine ähnliche Situation?

Das ist nicht zu vergleichen. Aber in meiner Karriere stand ich schon ab und zu vor der Entscheidung, ob es jetzt Sinn macht oder nicht. Bei Kaiserslautern habe ich mir den Unterarm gebrochen und wollte so schnell wie möglich zurück kommen. Letztlich ist es sich nicht ausgegangen bis Saisonende. Es hatte keinen Sinn.

Ist so ein Comeback für einen Tormann leichter oder schwieriger als für einen Feldspieler?

Dass Torhüter Besessene sind, ist nichts Neues. Daher können sie vielleicht ein bisschen mehr ein bisschen schneller herausholen. Aber alle haben bei Verletzungen ein klares Ziel vor Augen – und das wollen sie schnellstmöglich erreichen.

Wird das Spiel gegen Österreich die nötigen Aufschlüsse geben?

Ja, weil es ein Test unter Wettkampf-Bedingungen ist. Der Samstag wird für Neuer sehr wichtig.

Was, wenn Neuer nicht kann. Sinken dann Deutschlands Chancen auf den WM-Titel?

Schwer zu sagen. Ich glaube nicht. Deutschland hat genug Torhüter, die Neuer sehr gut vertreten können. Auf der Position haben sie einfach eine sehr hohe Qualität. Alexander Strecha

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