Lawarée: "Brügge ist besser als der LASK – auf dem Papier"

Axel Lawarée, Ex-Rapidler aus Belgien, beschreibt den LASK-Gegner und die Chancen der Linzer auf die Champions League.

Axel Lawarée ist ein gefragter Mann. "Auffallend viele belgische Journalisten haben mich angerufen und befragt", erzählt der Belgier mit Österreich-Bezug. Die Bitte lautet immer gleich, egal, ob auf Französisch oder Flämisch: "Erzähl’ uns was über den LASK."

Österreichs Vizemeister gilt in Belgien vor dem Hinspiel im Play-off zur Champions League gegen den FC Brügge (21 Uhr) als der große Unbekannte. "In Belgien ist Salzburg präsent. Rapid und Austria kennen die Leute auch. Einigen Fußball-Fans ist Sturm noch aus Champions-League-Zeiten bekannt. Aber der LASK? Da wird es ganz dünn, eigentlich kennt ihn keiner", erzählt der frühere Meister-Stürmer von Rapid.

Lawarée: "Brügge ist besser als der LASK – auf dem Papier"

Nah dran: Axel Lawaree (li.)

Als größere Hürde wurde beim Europacupfinalisten von 1978 der knapp überwundene ukrainische Kontrahent Dynamo Kiew (1:0, 3:3) wahrgenommen.

Böses Ende?

Der 45-Jährige erklärt dann vermutlich je nach Medium in kleinen Variationen: "Brügge ist besser – auf dem Papier. Sie haben für jede Position zwei starke Spieler. Aber aufgestiegen sind sie deswegen noch nicht." Der Ausblick des früheren Sportdirektors von Standard Lüttich, der nun für den belgischen Verband arbeitet: "Wenn Brügge die Linzer unterschätzt, kann das böse enden. Da keiner den LASK näher kennt, ist es schwer abzuschätzen, wie die Spieler an die Aufgabe herangehen. Wenn sie das volle Potenzial abrufen, ist Brügge aber schon der klare Favorit."

Trainer Philippe Clement, der aus Genk zurückgeholt wurde, soll für den nötigen Ernst beim Favoriten sorgen.

"Kommender Meister"

Lawarée stürmte sechs Jahre in Österreich und verfolgt die Bundesliga auch 13 Jahre später noch.

Lawarée: "Brügge ist besser als der LASK – auf dem Papier"

Für den KURIER nimmt er eine Einschätzung des neu zusammengestellten Teams des Tabellenführers vor: "Für mich ist Brügge der kommende belgische Meister. Sie haben viel verkauft, aber auch richtig gut eingekauft."

Sogar als "überragend" bezeichnet er die frühere Nummer 2 von Liverpool, Tormann Simon Mignolet: "Gerade für Brügge, wo es auf der Torhüter-Position immer wieder Probleme gegeben hat, ist Mignolet super. Da kommt die Nr. 2 eines sehr starken Nationalteams mit 31 Jahren zurück nach Belgien – das ist schon was." Immerhin führt Belgiens Nationalteam die Weltrangliste an.

Große Ziele

Anspruchsvoll ausgelegt sind auch die Ziele beim einst von Ernst Happel betreuten Klub: "Bei Brügge wird nicht so gerne darüber gesprochen. Aber intern gibt es zwei klare Ziele: den Meistertitel und den Einzug in die Champions League."

Dafür wurde auch auf viel Geld verzichtet: "Ein paar Schlüsselspieler haben den Vertrag noch um ein Jahr verlängert, weil man sich auf die Champions League eingeschworen und deswegen auch lukrative Transfer-Angebote abgelehnt hat."

Faktor Pressing

Beim ersten LASK-Opfer Basel schien es, als wären die Schweizer Spieler – trotz der Warnung von Trainer Marcel Koller – vom Offensivpressing der Linzer überrascht gewesen. Für Brügge, wo der Ex-Rapidler Boli Bolingoli den Nachwuchs durchlaufen hat, sollte die aggressive Spielweise im 3-4-3 aber kein Neuland bedeuten.

"Es gibt in Belgien schon einige Klubs, die versuchen, draufzupressen, auch gegen Brügge", sagt Lawarée. "Aber aktuell haben sie so viele gute Fußballer im Kader, dass es möglich sein sollte, nach der ersten Welle auch rauskombinieren zu können."

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