Kamera in der Kabine: Spionage-Verdacht in der Steiermark

Die Kamera inklusive Speicherkarte, versteckt in einer Luke zwischen Kabine und Kabinengang, wurde von den Gästen entdeckt und beschlagnahmt. Laut und deutlich seien in den Aufnahmen die Anweisungen von Hartberg-Trainer Markus Karner zu verstehen, versichert ein Informant dem KURIER. Dieser will auf Nachfrage aber nichts dazu sagen, außer: „Das ist ein laufendes Verfahren zu dem wir uns nicht äußern.“

Fakt ist: Am Donnerstag beschäftigt sich der Strafsenat des Steirischen Fußballverbandes mit der Sache. Die Hartberger haben jedenfalls fristgerecht – innerhalb der vorgeschriebenen 72 Stunden – Protest gegen die Wertung der 2:3-Niederlage eingelegt.

Denn es stellt sich die Frage: Haben die Ilzer live bei der Besprechung ihrer Gäste mitgehört, um sich so einen unlauteren Vorsprung zu verschaffen? Christian Scheer, der Trainer der Gastgeber, will davon nichts wissen: „Ich bin gerade mehr als schockiert, dass so ein Verdacht aufkommt. In 1.000 Jahren habe ich nicht so gearbeitet und habe mit Sicherheit nichts damit zu tun.“ Klar ist allerdings: Der Cheftrainer wäre als sportlich Verantwortlicher der Profiteur.

Etwas widersprüchlicher lautet die Erklärung von Vereinsobmann Franz Seifried. Wer das Gerät installiert und im Bereich der Gästekabine platziert hat? „Das weiß ich nicht“, sagt der Funktionär. Über die technischen Details des Gerätes weiß er dann aber doch Bescheid: „Die Kamera war nicht aktiv“, sagt Seifried. Wie es dann sein kann, dass die Gäste aus Hartberg Bild- und Tonmaterial in hoher Auflösung und Qualität sichergestellt haben? „Weder war es eine Tonkamera, noch hat sie eine WLAN-Funktion“, versucht Seifried zu entgegnen. Doch warum wurde überhaupt eine Kamera im Bereich der Gästekabine angebracht? „Wir hatten im Frühjahr drei oder vier Mal Fälle von Diebstahl in den Kabinen und haben etwas unternehmen müssen“, beteuert der Funktionär.

Wieso deshalb ausgerechnet die Kabine der Gäste gefilmt wurde, wird man vermutlich nicht nur dem Strafsenat erklären müssen, sondern auch den Behörden. Denn wer Sportler in der Umkleidekabine filmt, muss davon ausgehen, dass diese auch irgendwann nackt sind. Und das wäre dann strafbar.