Jetzt ist es offiziell: Sportdirektor Bickel verlässt Rapid

Fredy Bickel
Der Schweizer steht den Wienern bis Saisonende zur Verfügung und würde sogar seinen eigenen Nachfolger einschulen.

Nach dem Aufstieg in das Cup-Finale hat sich Fredy Bickel entschieden: Der Schweizer wird Rapid verlassen, möglichst im Guten. Das machte der Sportdirektor am Freitag bei der Pressekonferenz vor dem Ligaspiel in Innsbruck offiziell.

Die Spekulationen um seinen baldigen Abschied setzten Bickel zusehends zu. Am Donnerstag wurde mit den Vereinsverantwortlichen besprochen, wie eine für alle Seiten zufriedenstellende Trennung ablaufen könnte. Das ungewöhnliche Angebot von Fredy Bickel nach zwei Jahren und drei Monaten in Hütteldorf: Der Sportdirektor erledigt seine Arbeit bis Saisonende weiter und würde dabei sogar mit seinem eigenen Nachfolger kooperieren.

Um einen fließenden Übergang zu schaffen, könnte der Neue eingeschult, in Bickels Verhandlungsstand mit möglichen Zu- wie Abgängen eingeweiht werden und dann im Sommer voll übernehmen.

Einigung

Im Dezember 2018 war noch per Handschlag und Aussendung von Rapid der an sich im Sommer auslaufende Vertrag verlängert worden. Auf die vereinbarte Klausel, dass Bickel noch bis zur Präsidentenwahl im November im Amt bleiben könnte, wird verzichtet. Es gab bereits eine finanzielle Einigung zur gütlichen Trennung.

Zehn Millionen plus

Wo Bickel Geld eindeutig wichtiger scheint, ist der Transfermarkt. Mit dem Verkauf von Veton Berisha hat Bickel den Gewinn bei allen Zu- und Abgängen seiner Ära auf rund zehn Millionen Euro plus für Rapid erhöht.

Getrübt wird die Bilanz vom andauernden Kampf um eine klare sportliche Linie und den Sturz in die Qualifikationsgruppe der Bundesliga.

Fredy Bickels Ära in Hütteldorf:

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Am 10. Dezember 2016 gab Rapid bekannt, dass der Schweizer Fredy Bickel zum neuen Geschäftsführer Sport bestellt wurde. Einen Tag später wurde er bei seiner Vorstellung willkommen geheißen. 

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Damit wagte Bickel seinen erstmaligen Sprung ins Ausland. "Ich hätte mehrmals die Möglichkeit gehabt, habe es aber nie gewagt, immer Gründe gesucht. Nach dem Anruf aus Wien hat es mich aber gepackt", sagte er bei seiner Präsentation. 

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"Ich freue mich auf eine große Herausforderung, die mir Respekt einflößt. Vom Verein und der Infrastruktur ist Rapid in der Schweiz höchstens mit dem FC Basel vergleichbar", erklärte der mit einem Vertrag bis Sommer 2019 ausgestattete Bickel. 

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Seine erste schwierigere Amtshandlung war die Entbindung des Trainers Damir Canadi von seinen Aufgaben. Am 9. April 2017 war es soweit, der Entscheidung gegen den Coach war eine mehrere Monate anhaltende sportliche Talfahrt.

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Aus Goran Djuricin machte Bickel den Cheftrainer. Zumindest vorübergehend. "Das ist eine Interimslösung, bedeutet aber nicht, dass es nicht eine definitive Lösung werden könnte", sagte der Schweizer. Ende Mai 2017 wurde bekannt, dass Djuricin auch in der Saison 2017/'18 Trainer bleiben würde. "Djuricin ist die ideale Trainer-Lösung für uns ist", sagte er damals. 

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Am 29. September musste Djuricin seinen Trainersessel räumen. Zwei Tage später übernahm die Rapid-Legende Didi Kühbauer das Ruder. 

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Einige Spieler verpflichtete Bickel in seiner Amtszeit, nicht viele erwiesen sich als Volltreffer. So etwa der Rumäne Andrei Ivan.

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Ob Aliou Badji, Bickels letzter Transfer noch einschlagen wird, das wird sich noch herausstellen.  

So erklärt Fredy Bickel seine Entscheidung:

"Ich habe mir spätestens nach unserem Heimspiel gegen Hartberg, nachdem das Verpassen der Meistergruppe endgültig Realität war, sehr viele Gedanken über meine Zukunft beim SK Rapid gemacht. Nach den Auftaktspielen in der Meisterschaft und dem vorgestrigen Cup-Spiel beim LASK sowie dem damit verbundenen Einzug ins Finale halte ich den Zeitpunkt für richtig, meine Entscheidung auch bekannt zu geben. Ich habe seit meinem Amtsantritt mit großem Engagement und großer Freude für den SK Rapid gearbeitet, spüre nun aber, dass eine wie ursprünglich angestrebte langfristige Zusammenarbeit nicht mehr die beste Lösung für alle Beteiligten ist.

Vor allem die letzten Monate gingen auch an meine Substanz, wiewohl ich ein selbstkritischer Mensch bin, bekam ich zuletzt auch das Gefühl, für jeden Misserfolg persönlich alleinverantwortlich zu sein. Leider gelang es tatsächlich nicht, in den letzten Jahren die erforderliche Konstanz in der sportlichen Performance zu entwickeln, auch in der wichtigen Position des Cheftrainers mussten wir zu viele Wechsel vornehmen, wobei ich von der aktuellen Besetzung mit Didi Kühbauer absolut überzeugt bin. Nichtsdestotrotz werde ich die Tätigkeit in Hütteldorf mit gutem Gewissen beenden, konnte ich mit meinem Team doch auch viele gestellte Aufgaben bestens bewerkstelligen. Die Professionalisierung in Scouting, Athletik, medizinischer Betreuung sowie im Akademie- und Nachwuchsbereich ist auch Dank des Einsatzes finanzieller Mittel absolut gelungen, zudem konnten in bislang jeder Transferperiode ein teilweise deutlicher Überschuss erwirtschaftet und viele Schlüsselspieler langfristig an den Klub gebunden werden.

Ein gutes Fundament ist nun im Bereich Sportmanagement gebaut und ich bin nach wie vor sehr motiviert, alle Aufgaben bis zum letzten Tag meiner Tätigkeit für den Rekordmeister bestens zu erfüllen. Im Mittelpunkt stehen hier vorwiegend Lösungen bei der Reduktion des Kaders bzw. Vorarbeiten für etwaige Neuverpflichtungen in enger Abstimmung mit dem Trainerteam. So ein Nachfolger an einer ordentlichen Übergabe der Agenden interessiert ist, stehe ich diesem gerne bis 30. Juni dafür zur Verfügung. Ich möchte mich bei der Rapid-Familie, insbesondere den engagierten Mitarbeitern, sehr herzlich für die Zusammenarbeit bedanken. Ich werde die Zeit in Wien trotz vieler schwerer Phasen in guter Erinnerung behalten und den Grün-Weißen auch nach dem 30. Juni weiter die Daumen drücken".

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