Inter und AC Milan: Stolperer im Mailänder Renaissance-Theater

Milan hatte gegen Juventus nach langer Zeit wieder das Nachsehen
Die Mailänder Klubs stehen in der Tabelle noch immer ganz vorn - obwohl es am Mittwoch für Inter und AC Milan Pleiten gab.

2001 wurde mit der AS Roma zuletzt eine Mannschaft italienischer Meister, die nicht aus dem Norden kommt. Danach dominierten die Klubs aus Mailand und vor allem Juventus Turin mit neun Meisterschaften in den vergangenen neun Jahren.

Inter und AC Milan waren im sportlichen Niemandsland, nur zwei Mal landete in der Zeit der Juve-Dominanz einer der Mailänder Klubs zumindest auf Rang zwei. Der Mailänder Fußball erlebt aber diese Saison eine Renaissance, an der Tabellenspitze duellieren sich Milan und Inter. Obwohl der Feiertag mit zwei Niederlagen gleich doppelt schief gegangen ist.

Corona-Meister

Die AC Milan – in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren Fußball-Diva von Berlusconis Gnaden – trottete mehr als ein Jahrzehnt durch die fußballerische Wüste. Doch dann kam die Corona-Pause – Milan verlor im Jahr 2020 nach dem 8. März (und Corona) kein Spiel. Im Oktober gab es seit langem sogar wieder einen Sieg im Derby della Madonnina, also im Städtekampf mit Inter Mailand.

Erst gestern Abend  folgte mit dem 1:3 gegen Juventus wieder ein Rückschlag. Zu feiern war für den Leader lediglich der zwischenzeitliche, sehenswerte Ausgleich durch Calabria.

Dollars für Milan

„Mailand hatte nie einen König, es hat einen Gott“, schrieb nach dem Derby-Sieg Zlatan Ibrahimovic auf seinen Social-Media-Kanälen. Hintergrund: Milans 39-jährige Sturm-Legende Ibrahimovic, nicht gerade von Minderwertigkeitskomplexen geplagt, hatte sich einst als König der Modestadt bezeichnet. Diesen Titel hatte Inter Mailands belgischer Sturm-Star Romelu Lukaku nach dem letzten Derby (4:2 für Inter) für sich beansprucht.

FILE PHOTO: Serie A - Napoli v AC Milan

Ein Feuerwerk der Eitelkeiten. Ein Feuerwerk aber abgebrannt von den beiden prägenden Figuren der Mailänder Renaissance.

Anführer Ibrahimovic

Ibrahimovic ist kein satter Star in einem von Milans Satte-Stars-Ensembles des letzten Jahrzehnts, sondern der Anführer für Milans Talenteshow. Es kamen der Norweger Hauge (20), der Belgier Saelemaekers (21), der Spanier Brahim Diaz (21) und Italiens Toptalent Tonali (20). Der Portugiese Dalot stieß zu seinem talentierten Landsmann Leão, beide sind erst 21. Dazu stehen mit Daniel Maldini und Colombo zwei 18-jährige Eigengewächse im Kader.

Der Mann hinter den Erfolgen ist Stefano Pioli. Der 55-Jährige ist seit November 2019 Milans Trainer – und war schon fast weg. RB-Leipzig-Macher Ralf Rangnick lernte bereits Italienisch, verhandelte mit CEO Ivan Gazidis und Vertretern des US-amerikanischen Hedgefonds Elliott, der seit 2018 die Mehrheitsanteile an Milan hält. Im Abwehrkampf gegen den Deutschen verlor Ex-Milan-Star Zvonimir Boban seinen Job. Sein Chef und Klubmanager Paolo Maldini blieb nur aufgrund seines Ikonen-Status im Amt. Und König Ibrahimovic stand hinter ihm und Trainer Pioli. „Wer ist Rangnick?“, tönte der 39-jährige wortgewaltige Schwede, ehe eine Verpflichtung Rangnicks offiziell vom Tisch war.

Yen für Inter

Bei Inter Mailand hat die Trendwende 2016 begonnen, mit dem Einstieg der chinesischen Suning Group von Zhang Jindong. Dessen Sohn Steven Zhang wurde 2018 mit 26 Jahren der jüngste Klubchef der Inter-Geschichte. Der junge Zhang holte im Sommer 2019 nicht nur Trainer Antonio Conte, sondern auch Stürmer Romelu Lukaku. Der bullige Belgier kam für 65 Millionen Euro von Manchester United und hat in seinen ersten 70 Spielen 50 Tore erzielt – Brasiliens Weltmeister Ronaldo brauchte dafür 77 Spiele.

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Lukaku bildet mit dem technisch versierten Lautaro Martínez eines der gefährlichsten Sturmduos Europas. Der Argentinier steht bei den Zugängen unter den Talenten wie Barella und Sensi.

Doch Inter setzte bei der Einkaufstour auf eine Mischung aus jugendlicher Frische und Routine (Alexis Sanchez, Kolarov, Vidal, Perisic). 2020 gab es Platz zwei. 2021 gab es am Mittwoch im Kampf um Platz eins mit der 1:2-Niederlage in Genua gegen Sampdoria einen Rückschlag.

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