Schubert ist der offizielle Fan-Beirat von Austria Salzburg, dem aktuellen Tabellenführer in der Regionalliga West, und das Duell mit Österreichs Serienmeister lässt bei ihm unweigerlich Erinnerungen an den Herbst 2005 aufkommen. Red Bull hatte wenige Monate zuvor den finanzmaroden Bundesligisten Austria Salzburg übernommen und den Traditionsverein einem radikalen Facelifting unterzogen.
Die anfängliche Euphorie über den Einstieg des Big Spenders war bei einem Teil der Anhänger rasch in blankes Entsetzen umgeschlagen. Denn die violett-weißen Vereinsfarben sollten verschwinden, bei Verhandlungen mit der „Initiative Violett-Weiß“ wollte man den Fans lediglich eine violette Kapitänsschleife und violette Stutzen beim Tormann zugestehen.
„Dann sollen diese Leute doch ihren eigenen Verein gründen“, polterte der damalige RB-Trainer Kurt Jara, nachdem die Proteste der Austria-Fans immer lauter wurden.
Fast auf den Tag genau vor 18 Jahren kehrten die Austrianer dem Stadion in Wals-Siezenheim und Red Bull Salzburg den Rücken. Zurück in der Fankurve blieb ein Transparent und eine Botschaft: „Die Austria wird euch alle überleben.“
Großer Idealismus
Am 7.Oktober 2005 riefen die Anhänger den Sportverein Austria Salzburg ins Leben und halten seither unter dem Motto „das Original aus der Mozartstadt“ die violett-weißen Farben und die Traditionen hoch. „Niemand kann uns nachsagen, dass wir das nur machen, um Red Bull eines auszuwischen“, sagt Fan-Beirat Stefan Schubert. „Das hätte sich über die fast 20 Jahre dann wohl doch verlaufen.“
Tatsächlich steht der Verein Austria Salzburg heute so gut da wie noch nie seit dem Neustart. Der immense Schuldenberg in Höhe von 1,4 Millionen Euro – ein Andenken an das missglückte Zweitliga-Abenteuer in der Saison 2015/’16 – konnte inzwischen abgetragen werden. Rund um die Cup-Partie soll heute ein neuer Präsident präsentiert werden.
Einige Probleme lassen sich freilich nicht so einfach aus der Welt schaffen. Die Austria hat mit dem Max-Aicher-Stadion zwar eine Heimstätte, doch die 1.566 Plätze sind zu wenig für einen Klub mit diesem Fanpotenzial.
Seit den Europacup-Erfolgen in den 1990er-Jahren, als der Verein für die Heimspiele ins Wiener Ernst-Happel-Stadion übersiedelte, ist die Anhängerschaft der Austria quer über Österreich verteilt. Der Drittligist hat heute Fanclubs in Liezen und St.Pölten, selbst aus Berlin reisen Anhänger zu den Spielen an. "Wir sind wahrscheinlich der unterklassige Verein, mit der am weitesten gestreuten Fanbase“, sagt Stefan Schubert.
Aktuell ist Austria Salzburg ein Verein mit stark begrenzten Möglichkeiten. Die fehlende Infrastruktur zwingt die Austria permanent zum Improvisieren: Während die Kampfmannschaft zum Training nach Rif ausweichen kann, stehen dem Nachwuchs nur ein Kunstrasenplatz und das Stadion zur Verfügung.
„Wir stehen uns auf den Beinen“, sagt Stefan Schubert. Liebend gerne würde der Verein auch ein Frauen-Team ins Leben rufen, doch es scheitert schlicht an den Trainingsmöglichkeiten.
Dabei hätte die Austria ein fixfertiges Stadion-Konzept in der Lade: Ein Mehrzweckstadion mit 5.000 Plätzen, in dem zwei Wohntürme mit 428 Wohnungen integriert sind, die Hälfte davon sozialer Wohnbau. Doch dem Projekt fehlt vorerst noch die politische Unterstützung. „Wir haben in Salzburg leider auch nicht die allergrößte Lobby“, weiß Fan-Beirat Schubert.
Ohne Stadion macht auch ein Aufstieg in die zweite Liga keinen Sinn. Bei der Austria hat man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, das eine Jahr in Liga 2 endete mit einem Insolvenzverfahren. „Natürlich wäre die zweite Liga reizvoll, aber wir müssen vorher die Hausaufgaben erledigen", sagt Stefan Schubert.
Und das tun die gleichermaßen leidenschaftlichen wie leidensfähigen Austrianer seit 2005 vor allem mit viel Herzblut und Idealismus.
Wie meint doch gleich Stefan Schubert: „Wir sind ein Mitgliederverein, der durch, für und von seinen Mitgliedern lebt. Und deshalb sage ich: Die Austria macht schon viele Dinge anders, als andere Vereine.“
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