ÖFB und Bundesliga schaffen erste Homophobie-Ombudsstelle

ÖFB und Bundesliga schaffen erste Homophobie-Ombudsstelle
Der homosexuelle Ex-Fußballer Oliver Egger fungiert als Ombudsmann der unabhängigen Anlaufstelle.

Österreichs Fußball-Institutionen haben eine Ombudsstelle eingerichtet, die sich Diskriminierung mit homophobem Hintergrund annehmen soll. Mit Oliver Egger fungiert Österreichs einziger offen schwuler Fußballer als Ombudsmann. Beim ÖFB und der Bundesliga will man "die Zeichen der Zeit" erkannt haben. "Respekt für alle", lautete der Leitspruch der Stunde.

Nach diversen Kampagnen, um Bewusstsein für das Thema Homophobie im Sport zu schaffen, eröffneten die Bundesliga und der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) eine direkte Anlaufstelle für von sexueller Diskriminierung betroffene Menschen im Fußball. Der dafür geschaffene Verein "Fußball für alle" richtet sich an alle auf und abseits des Fußballplatz Tätigen.

"Bewusstsein für das Thema schaffen"

Die Anlaufstelle samt direkter Hotline sei unabhängig und eigenständig, jedoch mit einer Legitimation von ÖFB und Bundesliga ausgestattet, betonten die beiden Organisationen am Mittwoch bei einem Pressetermin in der Wiener Innenstadt. Die derzeit in unmittelbarer Nähe stattfindende EuroPride gab dafür die passende Plattform. Der Verein wird mit Geldmitteln der UEFA sowie einem fünfstelligen Betrag von ÖFB und Bundesliga gefördert.

Bei einem runden Tisch zum Thema im November des Vorjahres sei die Idee geboren worden, erklärte Bundesliga-Vorstand Reinhard Herovits. "Wir wollen damit erneut Bewusstsein für das Thema schaffen. Sobald man wie wir als Bundesliga in der Öffentlichkeit steht, hat man auch eine Vorbildwirkung, und dieser Rolle wollen wir nachkommen." Man will die Zeichen der Zeit erkannt haben. Früher sei Rassismus das vorrangige Thema gewesen. "Jeder Einzelfall ist einer zu viel. Aber das gibt es heute viel weniger. Ich denke, auch hier ist es eine Generationenfrage. Aber man darf nicht auf den Generationswechsel warten. Wir wollen uns dafür einsetzen, im Sinne des Respekts für alle", sagte Herovits.

Kaum Coming-outs

Im Fußball ist Homosexualität noch immer ein Tabu. Der nunmehrige Ombudsmann Egger outete sich 2016 als erster österreichischer Fußball als homosexuell. "Homophobie ist im Fußball weiter gang und gäbe. Auch deshalb sitze ich hier", sagte der Spieler des Fünftligisten FC Gratkorn. Coming-outs von prominenten Spielern gibt es kaum. "Bis es soweit ist, muss das Problem strukturell betrachtet und angegangen werden." Erste Maßnahmen des 26-Jährigen, der früher in der Jugend von Sturm Graz spielte, in seiner neuen Funktion: Vernetzungstreffen mit Spielern und Spielerinnen im österreichischen Fußball, weiteren Diskriminierungsstellen sowie anderen Vereinen der LGBTIQ-Community. Kurzum: "Bündnispartner um uns scharen."

Schwulenfeindliche Sprache, meist um die Gegnerseite abzuwerten - etwa in Form von Spruchbändern oder Sprechgesängen - ist allgegenwärtig. Beispiele dafür würden sich auch an vielen österreichischen Fußballplätzen an jedem Wochenende finden. Besonders bizarr trat die vorherrschende Homophobie allerdings im Oktober 2018 beim Spiel Austria Wien - Sturm Graz auf: Just an dem Tag, an dem Austria-Kapitän Alexander Grünwald anlässlich der Bundesliga-Kampagne "Gemeinsam gegen Homophobie" symbolisch eine Regenbogenschleife trug, schallten wiederholt "Schwuler SK Sturm"-Rufe von der Austria-Fantribüne. Das Thema wird Egger noch länger beschäftigen. Er weiß: "Hier braucht es noch viel Bewusstseinsbildung."

Service: Kontakt können Betroffene unter www.fussballfueralle.at oder ombudsstelle@fussballfueralle.at

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