Neo-Schalke Coach Miron Muslic: "Du bisch komplett a Wahnsinniger"
„Das habe ich nie gesagt“, erklärt Miron Muslic in reinstem Hochdeutsch, um dann in den felsigsten Tiroler Dialekt zu fallen. „Sunsch fang i an, tirolerisch reden – dann kennt’s eich nimmer aus. Dann isch zuagsperrt.“
Das Gelächter der lokalen Journalisten trifft auf fragende Blicke der Reporter aus dem Ruhrpott. Vor zwei Wochen nahm Muslic die Arbeit bei Schalke 04 auf, aber dieser neue Chefcoach aus Österreich scheint für viele rund um den Traditionsverein immer noch ein Mysterium zu sein.
Miron wer? Miron was? Miron wie? So fielen die Reaktionen aus, als Schalke 04 den 42-jährigen Tiroler als neuen Trainer präsentierte. „Beim Namen des neuen Schalker Trainers mussten die Fans erst mal im Internet recherchieren“, schrieb die Süddeutsche Zeitung.
Dass für einen Coach, der gerade aus der zweithöchsten englischen Liga abgestiegen ist (Plymouth) dann noch eine stolze Ablöse gezahlt wurde, konnten manche ebenfalls nicht nachvollziehen.
Andererseits: Warum soll sich Miron Muslic darüber groß Gedanken machen? Was kann er dafür, dass man bei Schalke immer noch größer denkt, als man tatsächlich sportlich ist? Seit 2020 wurde beim Zweitligisten 15 Mal der Trainer gewechselt.
Enorme Wucht
Muslic kann im Grunde nur positiv überraschen bei dieser Herausforderung, die er keineswegs als Himmelfahrtskommando sieht.
„Das ist nicht mein Mindset: Ich denke immer an Möglichkeiten und Potenziale“, sagt er am Rande des Trainingslagers in Neustift im Stubaital, bei dem der Verein von 1.000 Fans begleitet wird.
„Ich habe gewusst, dass Schalke ein Riesenklub ist. Wenn man es dann aber vor Ort erlebt, dann trifft einen diese Wucht“, erzählt Miron Muslic. „Gelsenkirchen lebt den Fußball und Schalke.“
Dass er auserkoren wurde, um den stolzen Verein zurück in die Bundesliga zu führen, hätte der Tiroler mit bosnischen Wurzeln nie für möglich gehalten. „Wenn mir das früher wer prophezeit hätte, dann hätte ich gesagt: ,Du bisch komplett a Wahnsinniger!’“
Miron Muslic (li.) warf mit Zweitligist Plymouth den englischen Meister FC Liverpool aus dem FA-Cup.
Die Verantwortlichen auf Schalke hat es offenbar beeindruckt, wie Muslic den belgischen Abstiegskandidaten Cercle Brügge erstmals in den Europacup geführt hat. Auch der Cup-Sieg mit Plymouth gegen den FC Liverpool war eine wichtige Duftmarke.
„Ich bin nicht naiv“, sagt Miron Muslic im Stubaital. „Ich weiß, wie groß die Aufgabe mit Schalke ist. Aber es ist auch eine große Chance.“
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