Sturm und Austria fordern Exoten aus dem Norden

Torjubel FC Stjarnan ISLAND (zweiter von links Halldor Orri) Hafliði Breiðfjörð Ritstjóri - Tölvupóstur /e-mail : haflidi@fotbolti.net Sími / tel : +354 894 9200 Fótbolti.net ? www.fotbolti.net Jöklafold 37 - 112 Reykjavík - Iceland Sími / tel +354 565 1515
Die Grazer empfangen am Donnerstag Breidablik, die Austria muss am Dienstag gegen Hafnarfjörður ran.

Wenn es in österreichischen Unterligen zum sonntägigen fußballerischen Volksfest kommt, kennt ja jeder jeden. Kommen einmal vierzig Leute weniger, nehmen Funktionäre an, dass wohl ein Feuerwehrfest oder eine Grippewelle dahinterstecken wird. Ähnlich verhält sich die Situation in Island. Dort hielt die oberste Liga, die nach einem Getränkesponsor Pepsideildin heißt, im Jahr 2012 bei einem Zuschauerschnitt von 1034.

Sturms 0:0-Gastspiel bei Breidablik in Kopavogur sahen 450 hartgesottene Fans, und wenn kein Angestellter ein Familienmitglied nach Graz mitbringt, wird am Donnerstag der Gästesektor in der UPC-Arena beim Rückspiel in der zweiten Qualifikationsrunde zur Europa League (18.00 Uhr, live ORFeins) unbesetzt bleiben.

Auch die Wiener Austria erhielt in der dritten Qualifikationsrunde zur Champions League einen isländischen Klub. Am Dienstag kommt der Meister Hafnarfjörður nach Wien, eine Woche später müssen die Wiener in die 25.850-Einwohner-Stadt nahe der Hauptstadt Reykjavík. 5000 Zuschauer fasst das kleine Stadion dort, wenn so viele kommen, darf dies als sporthistorische Sensation in Island betrachtet werden. Helgi Kolvidsson, isländischer Trainer von Austria Lustenau und langjähriger Bundesliga-Kicker, bringt es augenzwinkernd auf den Punkt: „Das Land hat eben nur knapp über 300.000 Einwohner.“

Sportart Nummer eins

Und dennoch sei Fußball neben Handball Sportart Nummer eins im Inselstaat. „Manche Fußballer wurden zu Idolen in der Heimat.“ Der erste von ihnen hieß Ásgeir Sigurvinsson, der Anfang der 1980er-Jahre bei den Bayern andockte, so richtig erfolgreich aber mit dem VfB Stuttgart spielte, mit dem er 1984 Meister wurde. Sein Kollege Atli Eðvaldsson spielte für Dortmund, Düsseldorf und Uerdingen. Der bekannteste Spieler heute ist natürlich Eiður Smári Guðjohnsen, der bereits bei Barcelona kickte und aktuell beim FC Brügge engagiert ist.

Die Zahl der Legionäre nimmt immer mehr zu. „Viele versuchen ihr Glück in England“, sagt Kolvidsson, der den isländischen Fußball als „kampfbetont und taktisch sehr gereift“ beschreibt. Aber auch technisch hätten die Isländer sehr viel gelernt. „In den vergangenen Jahren wurden etliche Fußballhallen gebaut mit Kunstrasenplätzen, die die Größe eines normalen Feldes besitzen.“

Und was rät Kolvidsson Austria-Trainer Nenad Bjelica? „Geduldig auftreten, spielerisch ist die Austria besser. Aber unterschätzen darf man Hafnarfjörður nicht.“

Zuletzt sprach die halbe Fußballwelt 2010 von Island. Ausschlaggebend waren keine sportlichen Erfolge, sondern kreative Torjubel. Die Kicker von Stjarnan waren Stammgäste auf dem Videoportal YouTube, weil sie nach einem Tor choreografiert Lachs fingen, Kinder zur Welt brachten oder Toiletten bauten. Auch das ist Island.

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