England kann plötzlich Elferschießen und steht im Semifinale

England kann plötzlich Elferschießen und steht im Semifinale
Auf ein glückliches 1:1 nach Verlängerung folgte gegen die Schweiz eine perfekte Vorstellung der Engländer vom Elfmeter-Punkt.

Die Engländer und das Elfmeterschießen – eine meist traurige Kombination, so wie im verlorenen EM-Finale 2021 gegen Italien. Aber im Viertelfinale gegen die Schweiz waren die Engländer vom Punkt so souverän, als hätten sie die 120 Minuten davor nur darauf gewartet. Akanji scheiterte, alle Schützlinge von Gareth Southgate trafen hingegen zum 5:3. Und retteten damit nach einem glücklichen 1:1 zuvor dem Teamchef wohl auch den Job.

Southgate hatte nach den spielerisch enttäuschenden Auftritten eine Überraschung geplant. Erstmals seit knapp zwei Jahren ließ Englands Teamchef für eine Dreierkette üben. Doch das Geheimtraining drang an die Öffentlichkeit, Englands Presse ließ die Schweizer von der plötzlichen Abkehr vom 4-3-3 vorab wissen. 

Vielleicht hatte Southgate seine Pläne auch nach einem Interview vom Schweizer Teamchef ausgerichtet. „Als ich sah, dass sie mit einer Viererkette spielen, wusste ich: Die machen wir kaputt“, erklärte Murat Yakin über Italiens Defensive, die mit den drei Offensivspielern der „Nati“ immer wieder überrumpelt worden war.

Zu viele Spiele? 

Tatsächlich standen die „Three Lions“ mit der neuen Dreierkette lange sicher – aber nach vorne ging wieder nicht viel. Sind die englischen Top-Stars nach den extremen Belastungen in der Premier League und zwei Cupbewerben überspielt?
Passt es intern nicht mehr nach acht langen Jahren mit Southgate?

Als Tiefpunkt dient ein Eckball in der 30. Minute. Die Engländer spielten kurz ab, zurück, wieder zurück – und schließlich zum eigenen Tormann. In der KURIER-Redaktion wurde aufgrund der langsamen und altmodischen Spielweise der Engländer bereits über ihre Herkunft aus dem „Großmutterland des Fußballs“ gescherzt.

Hütter-Schützling trifft 

Außenseiter Schweiz spielte im identen 3-4-2-1 auch mit wenig Risiko nach vorne, nahm nach der Pause mit frischen Kräften aber zusehends das Heft in die Hand.  Ein Stanglpass von Ndoye gelangte ins Zentrum, Stones fälschte noch leicht ab und Breel Embolo warf seinen wuchtigen Körper im richtigen Moment nach vorne. Aus wenigen Metern drückte der Stürmer von Adi Hütters Verein AS Monaco  den Ball über die Linie (75.).

Nach dem 0:1 reagierte Southgate, brachte drei Joker und reduzierte um einen gelernten Innenverteidiger. 

Wie viel individuelle Qualität vorhanden ist, sah Prinz William als Englands Verbandspräsident auf der Tribüne in Düsseldorf beim 1:1. Der rechte Flügel Bukayo Saka zeigte seinen klassischen Laufweg ins Zentrum und schlenzte den Ball aus 20 Metern mit links genau ins lange Eck (80.).

Den Last-Minute-Sieg vergab Embolo für die Schweiz per Kopf. In der Verlängerung prüfte Rice den Schweizer Goalie Sommer per Weitschuss (95.).

Vor dem Elfmeterschießen mussten der angeschlagene Kane und Foden raus. In der Schweizer Schlussoffensive folgte noch ein  Aufreger: Shaqiri probierte einen Direktcorner und scheiterte nur am Lattenkreuz (116.). Aber dann waren die Engländer voll da.

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