Likes für Türkei-Jubel: Löw verteidigt Gündogan und Can

Die Zustimmung der türkischstämmigen DFB-Teamspieler für den umstrittenen Salut-Torjubel wird heiß diskutiert.

Joachim Löw sieht in der Zustimmung für den Salut-Torjubel türkischer Teamspieler auf „keinen Fall ein politisches Statement“ seiner Spieler Ilkay Gündogan und Emre Can. „Wer beide Spieler kennt, der weiß, dass sie gegen Terror, gegen Krieg sind“, sagte der Bundestrainer: „Beide wollten dem Spieler, mit dem sie mal zusammengespielt haben, einfach nur gratulieren.“

Löw hatte vor der Abfahrt ins Stadion von den Likes bei Instagram für ein Foto erfahren, das türkische Fußballer zeigt, die nach dem Siegtor von Cenk Tosun beim 1:0 gegen Albanien mit der Hand an der Stirn salutieren. „Ich habe auch erfahren, dass beide sofort ihre Likes weggenommen haben. Das beste Statement hat Ilkay auf dem Platz gegeben mit seinem Spiel. Er hat die Mannschaft in Unterzahl hervorragend geführt im Mittelfeld.“

Bierhoff: „Einfach mal ein bisschen Vertrauen schenken“

Auch DFB-Direktor Oliver Bierhoff warb um Nachsicht mit Gündogan und Can: „Ich sehe es nach den Aussagen der Spieler nicht so kritisch.“ Beide hätten mit ihren Likes keine politischen Absichten verfolgt. „Dass das so eine Dimension annimmt, konnte keiner erwarten“, meinte der 51-Jährige.

Auch viele andere Spieler auf der Welt hätten das Foto gut gefunden, betonte Bierhoff: „Jetzt kann man ja nicht allen unterstellen, dass sie für Krieg und Terror sind.“ Es wäre an der Zeit, Gündogan und Can „einfach mal ein bisschen Vertrauen zu schenken und daraus nicht solche Geschichten zu machen“.

Gündogan betonte, er habe sein Like für das umstrittene Bild „bewusst zurückgenommen“, als er gesehen habe, dass seine Reaktion „politisch gewertet wurde. Wahr ist, dass ich mich für meinen ehemaligen Teamkollegen aus der DFB U21 gefreut habe, dass er das Siegtor gemacht hat.“

Tosun wurde in Wetzlar geboren und spielte in der Jugend wie der drei Jahre jüngere Can bei Eintracht Frankfurt. Tosun und Gündogan waren gemeinsam für das deutsche U21-Team aktiv, ehe sich der Stürmer für das Land seiner Eltern entschied.

Im vergangenen Jahr war der Mittelfeldspieler von Manchester City vor der WM in Russland wegen eines gemeinsamen Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in die Kritik geraten.

Verfahren der UEFA

Derweil wird die Europäische Fußball-Union (UEFA) nach dem Wirbel um den Torjubel ein Verfahren gegen den türkischen Verband einleiten. Nach dpa-Informationen tagt die zuständige Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer am kommenden Donnerstag. Ob dann schon eine Entscheidung über mögliche Sanktionen fallen wird, ist aber fraglich.

Das UEFA-Verfahren kann sich gegen den Verband, aber auch gegen einzelne Spieler richten. Zunächst werden Stellungnahmen von den Beteiligten eingeholt. Auch die Aktivitäten der Spieler in den sozialen Medien fallen unter die Zuständigkeit der UEFA.

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