Erntezeit in Salzburg

Es ist die beste Europacup-Saison der Salzburger seit der Übernahme durch den Getränkekonzern Red Bull vor neun Jahren – selbst wenn im Europa-League-Achtelfinale gegen den FC Basel Endstation sein sollte.
Nach dem 0:0 im Hinspiel beim Schweizer Meister, Tabellenführer und Champions-League-Gruppendritten sind die Chancen auf den Aufstieg ins Viertelfinale aber durchaus noch intakt.
Aber so oder so hat Salzburg schon vor dem Rückspiel am Donnerstag (21.05 Uhr, live ORF eins, Sky) viel erreicht in dieser denkwürdigen Europa-League-Saison ...
1.) Siege Zehn Europacup-Erfolge in Serie sind österreichischer Rekord, wahrscheinlich sogar einer für die Ewigkeit. Auch im internationalen Vergleich kann sich die sportliche Bilanz sehen lassen: Kein anderer Verein hat so viele Matchpunkte in dieser Saison geholt wie die Salzburger (17 Zähler).

3.) Anerkennung Lob gibt es nicht nur von internationalen Medien, sondern auch von der europäischen Konkurrenz. Schon im Herbst meinten die Trainer der Gruppengegner einhellig, dass Salzburg das stärkste Team sei, gegen das sie je gespielt hätten. Im Jänner gab Bayern-Trainer Pep Guardiola gar zu: "Ich bin ein Salzburg-Fan." Aber auch Ajax-Coach Frank de Boer ("Wir können von Salzburg viel lernen") und Basel-Trainer Murat Yakin ("Das ist ein starker Gegner mit guten Spielern") zollten Anerkennung.
4.) Prämien Salzburg ist zwar im Gegensatz zu den anderen österreichischen Topklubs nicht abhängig von den Europacup-Einnahmen, aber eine nette Zugabe sind diese dennoch. 3,65 Millionen Euro an Prämien und Startgeldern kamen bisher in die Kasse, davon 3,45 Millionen aus der Europa League – mehr wäre nicht möglich gewesen. Ein Aufstieg ins Viertelfinale würde weitere 450.000 Euro bringen.
5.) Zuschauer Zum dritten Mal wird die Red-Bull-Arena am Donnerstag in dieser Europacup-Saison mit fast 30.000 Fans ausverkauft sein. Mehr als 125.000 Zuschauer waren dann bei den sieben Heimspielen dabei. Auch in der Liga ist der Schnitt nach drei Saisonen Unterbrechung wieder fünfstellig (derzeit rund 10.500 Zuschauer pro Spiel).
6.) Sympathien Die Red-Bull-Kritiker werden zwar auch im neunten Jahr nach der Klubübernahme nicht müde, die ewig selben Argumente zu wiederholen ("Kommerzverein", "Keine Tradition", "Söldnertruppe"). Trotzdem kommt das Projekt in der breiten Öffentlichkeit offensichtlich immer besser an. Laut einer Umfrage des Online-Markt- und Meinungsforschungsinstituts Marketagent genießt Salzburg jedenfalls die höchsten Sympathiewerte aller österreichischen Fußballvereine.
7.) Ranglisten-Plätze Zum ersten Mal nach über 15 Jahren – 1998 war Austria Salzburg 45. – wird ein österreichischer Verein höchstwahrscheinlich eine Saison unter den Top 50 des UEFA-Klubrankings beenden. Salzburg ist aktuell 46., Austria (als 89.) und Rapid (als 97.) folgen weit abgeschlagen. Vor fünf Jahren war Red Bull noch 176. und damit nur viertbester Verein aus Österreich - hinter den beiden Wiener Klubs sowie dem GAK.
8.) Europacup-Starter Auch die Bundesliga profitiert von den Salzburger Erfolgen – 2015 wird Österreich nach einem Jahr Pause wie in dieser Saison mit fünf Klubs am Europacup teilnehmen. Im UEFA-Länderranking ist Österreich nun 14., konnte Dänemark und Zypern überholen. Zum zweitbesten Saisonergebnis der Bundesliga-Geschichte trug Red Bull mit 19,5 Punkten mehr als Austria und Rapid zusammen bei. Salzburg könnte noch immer einen Startplatz in der Champions-League-Gruppenphase für das Jahr 2015 fixieren, auch wenn die Chance nach dem Unentschieden in Basel geringer geworden ist.
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