Ein würdiges WM-Finale: Europas Beste fordern die Weltbesten

Nach dem Halbfinal-Sieg gegen Schweden brachen bei den Niederländerinnen alle Dämme.
Die USA wollen den Titel verteidigen, die Niederländerinnen am Sonntag die Sensation schaffen.

Wenn der Europameister im Finale der Frauenfußball-WM auf den regierenden Weltmeister trifft, dann darf man getrost von einem würdigen Endspiel sprechen. Die Oranjeleeuwinnen, wie die Niederländerinnen genannt werden, fordern am Sonntag (17 Uhr) in Lyon als Außenseiter die USA zum Tanz um die Krone. Durch den 1:0-Sieg über Schweden spielen sie erstmals um den Titel.

Die Niederländerinnen haben in jüngster Zeit einen rasanten Aufstieg im Frauenfußball erlebt. Krönten sie sich bei der Heim-EM vor zwei Jahren zum europäischen Champion, legten sie nun auch beim erst zweiten Antreten auf der Weltbühne nach. Gegen die Amerikanerinnen haben die Niederländerinnen nichts zu verlieren. „Wir haben sie gesehen, sie sind extrem stark. Aber in einem Spiel kann alles passieren. Wir haben nicht gedacht, dass wir es ins Finale schaffen, aber jetzt können wir Weltmeisterinnen werden“, sagte Goldtorschützin Groenen. Die 24-Jährige, die künftig in England für Manchester United spielen wird, zog in der Verlängerung aus 20 Metern entscheidend ab und konnte sich der Gratulantinnen nach Schlusspfiff kaum erwehren.

Aufschwung

Die Niederlande waren vor vier Jahren bei ihrem WM-Debüt im Achtelfinale ausgeschieden. Laut Trainerin Sarina Wiegman ist das Potenzial schon seit Langem vorhanden gewesen. „Die Einrichtungen waren nicht da, aber seit dem Start der Ehrendivision 2007 konnten die Spielerinnen mehr trainieren und sich verbessern“, erklärte die Teamchefin.

Nun würden ihre Schützlinge auch Transfers zu großen Klubs machen. In der Startelf gegen Schweden standen durchwegs Profis, die im Ausland ihr Geld verdienen. Ein Star des Teams wird bis Sonntag versuchen, einigermaßen fit zu werden: Lieke Martens vom FC Barcelona musste in der Pause aufgrund ihrer Zehenverletzung ausgetauscht werden.

Im Halbfinale gegen England geschont wurde US-Starspielerin Megan Rapinoe. „Captain America“ schrieb die Washington Post zu einem Foto von ihr, auf dem die Superheldin des Teams die Arme im Triumph ausstreckt. An diesem Freitag wird die Co-Kapitänin der Nationalmannschaft 34 Jahre alt, mit dem vierten WM-Titel des US-Teams am Sonntag würde sie sich selber das größte Geschenk machen.

Nach eigener Aussage hat sie ihre Muskelverletzung im Oberschenkel überwunden. „Ich fühle mich fit. Stand heute kann ich im Finale spielen und freue mich sehr darauf“, sagte Rapinoe am Samstag.

Ein würdiges WM-Finale: Europas Beste fordern die Weltbesten

„Ich fühle mich wie ein wandelnder Protest. Präsident Trump ist keine gute Person.“ Megan Rapinoe

Aufreger

Für viele Amerikaner ist Megan Rapinoe, die Frau mit den gebleichten Haaren, schon jetzt der Star der Weltmeisterschaft – und das hat längst nicht nur mit ihren sportlichen Leistungen zu tun. Rapinoe macht aus ihren politischen Überzeugungen keinen Hehl, und sie scheut sich nicht, sich mit US-Präsident Donald Trump anzulegen. „Ich gehe nicht in das beschissene Weiße Haus“, sagte Rapinoe in einem Interview. Erwartungsgemäß schlug Trump per Twitter zurück: „Megan sollte erst gewinnen, bevor sie redet.“

Auch in Wien werden die Freunde des Frauenfußballs am kommenden Sonntag beim Finale im Bilde sein, und zwar beim Public Viewing – in folgenden Lokalitäten: dem Hawidere, Gugg, dem Chelsea, der Stiegl Ambulanz, der Tapete Bar sowie bei den Brickmakers.

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