Die Klub-Legende als Heilsbringer? Xavi soll Barça wiederbeleben
Die Sonne strahlte, der Himmel war wolkenlos, so soll es sein, wenn eine Lichtgestalt erscheint. Rund zehntausend Fans hatten sich zu Mittag des 8. November im Camp Nou eingefunden, um die Rückkehr des verlorenen Sohnes zu feiern. Der hieß nicht Messi, nicht Guardiola, nicht Iniesta.
„Ben tornat a casa, Xavi!“ So hießen die Katalanen den Katalanen willkommen daheim. Xavi ist aus der Wüste gekommen, um die Finsternis zu vertreiben. Der FC Barcelona hat seine Spielkultur verloren, Xavi soll sie als Trainer wiederbringen. Als Spieler lebte er nach dem Barça-Evangelium, der frohen Botschaft vom Ballbesitz. Xavi war das personifizierte Tiki-Taka. Als „Taliban des Ballbesitzes“ und Anhänger eines „Barça total“ bezeichnet Santi Cazorla, der bei Al Sadd seine Spielerkarriere ausklingen lässt, seinen dortigen Ex-Trainer Xavi.
Nun hat er die Herkulesaufgabe übernommen, Barças Spielstil in den physischeren und temporeicheren Fußball der 2020er-Jahre zu transferieren. Er soll nicht weniger sein als Therapeut, Exorzist und Architekt einer neuen Ära. Die alte hat für ihn 2015 geendet. Er ist nach Barcelonas letztem Champions-League-Sieg ausgezogen, um in Katar seine Karriere ausklingen zu lassen. Und seine Rückkehr als Trainer vorzubereiten.
Die Aufgabe, die er übernommen hat, ist so groß wie sein Name. Xavier Hernández i Creus. Der 41-Jährige aus Terrassa in der Nähe von Barcelona war einer der wichtigsten Spieler der Klubgeschichte – 767 Partien, 25 Titel – und prägte ihre brillanteste Epoche unter Pep Guardiola, dessen verlängerter Arm er auf dem Feld war.
Hoffnung Jugend
Aber das ist Geschichte. Für Xavi geht es nicht um die Vergangenheit, sondern um die Zukunft. Das zeigte er gleich nach der Rückkehr aus Katar, indem er als Erstes ein Spiel der zweiten Mannschaft besuchte. Von dort schafften Eigenbauspieler wie Gavi, 17, Nico González, 19, Ansu Fati, 19, und Eric García, 20 den Sprung in die erste Elf. Sie sollen das Gerüst bilden für die goldene Zukunft unter Heilsbringer Xavi.
Barcelona dümpelt in der Liga auf Platz neun herum, von zwölf Spielen wurden nur vier gewonnen. Die Fans blieben immer öfter daheim. „Ich bin voller Vorfreude“, sagte er bei seiner Präsentation: „Wir sind der beste Klub der Welt, Barça kann sich Niederlagen oder Unentschieden nicht erlauben.“
Die große Shoppingtour geht sich ohne Spielerverkäufe nicht aus, angesichts von 1,35 Milliarden Euro Schulden und einer Gehaltsobergrenze der Liga. „Es ist halt so, dass wir Xavi und seinen Trainerstab noch anmelden können, aber dann ist nichts mehr übrig“, sagte Barça-Geschäftsführer Mateu Alemany bei der Vorstellung von Dani Alves. Der 38-jährige Brasilianer kickte acht Jahre bei Barça, war vereinslos und kommt für ein geringes Gehalt.
Was Xavi geerbt hat, ist eine lange Verletztenliste. Auch am Samstag bei seinem Debüt gegen Lokalrivale Espanyol werden Leistungsträger fehlen. Das war der Hauptgrund, warum seine erste Personalentscheidung die Trennung von Fitnesstrainer und Chef-Physio war.
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