Schon als 17-Jähriger, schon 1958 nach dem Finale in Schweden, hatte Pelé den WM-Pokal in die Höhe stemmen dürfen. Am heutigen 23. Oktober wird der immer noch jüngste Weltmeister der Fußball-Geschichte - daheim in Brasilien im Rollstuhl sitzend - 80 Jahre alt.
Unglaubliche 1.283 Tore in 1.333 Spielen hat der dreifache Weltmeister Pelé erzielt. Sein allerletztes in einem Länderspiel 1971 beim 1:1 in São Paolo gegen Österreich. Der zehn Jahre jüngere Kurt Jara glich zum ehrenvollen 1:1 aus.
In den Fußballkabinen auf der ganzen Welt reißen sich Buben um das Trikot mit der Nummer 10. Unter Pelé bekam das Zehner-Leiberl Kultstatus. Auch wenn jüngere Leser vermuten werden, dass dafür Diego Maradona sorgte. Und noch jüngere nur noch auf die aktuellen Wunder-Zehner Messi und Neymar verweisen. Im Gegensatz zu diesen war Pelé nie in große Skandale verwickelt. Er hat nicht gekokst oder die Finanz um zig Steuermillionen betrogen. Vielleicht auch, weil zu seiner aktiven Zeit zwar gut, doch nicht so unverschämt viel wie heute verdient werden konnte.
Anders als gegenwärtig in Brasilien, wo bald jedes Talent einen Manager hat, zeichnete Pelé Vereinstreue aus. 14 Jahre spielte er für den FC Santos, bei einem Klub in Europa indes nie. Im Karrierefinish verhalf Pelé beim zweijährigen Gastspiel für Cosmos New York dem Fußball zwischenzeitlich mit Franz Beckenbauer in den USA auf die Sprünge.
Beckenbauer nennt Pelé den „besten Fußballer aller Zeiten“. Auch wenn Vergleiche von Ausnahmefiguren verschiedener Generationen problematisch sind, wird hiermit nicht widersprochen. Aber möglicherweise ist der Verfasser dieser Zeilen nicht objektiv, zumal er als Reporter-Lehrbub 1966 den berühmten Pelé als extrem netten Mann kennenlernen und ihm beim Heurigen interviewen durfte. Was freilich nur mit einer Lüge gelang, weil er dem Champion Pelé vom Heurigenwirt und gleichzeitigen Vienna-Sportchef Franz Mandl nicht als Journalist, sondern als Wiener Kickerhoffnung vorgestellt worden war.
Niedergetreten
Pelé machte damals auf seiner Hochzeitsreise Zwischenstopp in Wien, besuchte die Oper. Vier Monate später erntete er bei der WM in England nur Misstöne, als er im Spiel gegen Portugal wiederholt niedergetreten wurde. Weil Spielerwechsel verboten waren, humpelte Pelé bis Schlusspfiff mit. Titelverteidiger Brasilien schied aus. Doch 1970 gewann Brasilien unter Pelés Regie nach 1958 und 1962 (in Chile) in Mexiko zum dritten Mal den Weltmeistertitel.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich – nicht zuletzt wegen des späteren Sportministers Pelé – in Brasilien bereits auch ein gesellschaftlicher Wandel vollzogen, war es noch in den 50ern in besseren Häusern verpönt gewesen, als weißes Mädchen mit Dunkelhäutigen zu flirten, so gelten Letztere, speziell wenn sie Kicker sind, unter den sogenannten Maria chuteiras (Maria Fußballschuh) als heiß begehrt.
Pelé ist siebenfacher Vater. Noch mit 75 hat er in dritter Ehe die Unternehmerin Maria Aoki geheiratet.
Mit 80 geht er es nach mehreren Hüftoperationen leiser an. Nur bei gelegentlichen Empfängen lässt er Zuhörern wissen, wie das 1958 vor der WM in Schweden war, „als man Brasilien noch mit Buenos Aires und Caracas verwechselt hat“.
Mittlerweile gilt Brasilien längst als Exportland Nummer 1 der Fußballwelt. Und Garant für Ballkunst.
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