Der Anfang vom Ende: Letzter Europacup-Herbst vor der großen Reform

Ein Fußballspieler köpft einen Ball.
Zum letzten Mal wird ab heute in Gruppen gespielt. Für Fans und Klubs ändert sich künftig fast alles. 124 Spiele zusätzlich werden in den Kalender gepresst.

Am Dienstagabend beginnt mit der Champions League der letzte Durchgang. Der Europacup, wie ihn Fußball-Fans seit 2009 kennen, ist mit der Gruppenphase in diesem Herbst Geschichte.

Die gewohnten Vierergruppen mit je sechs Spielen wurden durch die jüngste Reform abgeschafft. Ab der kommenden Saison wird es (noch) schwieriger, den Überblick zu behalten. Oder ist Ihnen der Blick auf eine Champions-League-Tabelle mit 36 Mannschaften vertraut?

„Mir kommt vor, als wäre in Österreich noch nicht so klar, wie viel sich durch diese Europacup-Reform für Fans, Spieler und auch für die Bundesliga verändern wird“, sagt Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer.

Der KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen:

Warum startet jetzt die letzte Gruppenphase?

Weil die UEFA in einem großen Reformprozess auf den Schwenk zu einem Liga-Format setzt und diese Änderung rechtzeitig vor Beginn des Europacup-Sommers beschlossen hat, um in der nächsten Saison alles komplett neu zu machen.

Ein Fußballspieler von Manchester City küsst die Champions-League-Trophäe.

Bleiben die drei Bewerbe Champions League, Europa League und Conference League bestehen?

Ja, allerdings gibt es in den drei Bewerben nur noch jeweils eine Tabelle mit jeweils 36 Startern. In der Champions und Europa League gibt es acht Spiele gegen acht verschiedene Gegner. Diese werden aus den bekannten vier Töpfen zugelost, pro Topf gibt es zwei Konkurrenten zu bespielen. In der Conference League gibt es sechs Töpfe, sechs Spiele und jeweils einen Gegner pro Topf.

Wer spielt künftig gegen wen?

Ein Duell wie vom LASK mit Liverpool in der Europa League mit Heim- und Auswärtsspiel ist nicht mehr möglich. Da aber zwei Spiele gegen einen Topf-eins-Gegner anstehen, ist garantiert, dass es zu Hause zumindest einen „Kracher“ geben wird. Ungewohnt ist der Termin der beiden Entscheidungsrunden in Champions und Europa League: Mitte/Ende Jänner.

Unverändert bleibt der Modus ab dem Achtelfinale: Es gibt Hin- und Rückspiele, das Finale bleibt eine Partie.

Zwei Fußballspieler kämpfen um einen Ball in der Luft.

Wie werden die Tabellen aussehen?

Jeweils von 1 bis 36 gereiht nach Ergebnissen. Nach acht Spielen (bzw. sechs in der Conference League) kommt der Cut: Für die Teams auf den Rängen 25 bis 36 ist der Europacup vorbei. Die Vereine auf den Rängen 17 bis 24 duellieren sich mit jenen auf den Rängen 9 bis 16 im Play-off mit Hin- und Rückspiel um einen Platz im Achtelfinale. Die Teams auf den Rängen 1 bis 8 ersparen sich diese Zwischenrunde, stehen direkt im Achtelfinale und treffen dort auf die Sieger der Play-offs.

Was steckt hinter dieser Reform der UEFA?

Offiziell wird von „mehr Fairness und Vielfalt“, sowie einer „dynamischeren Rangliste“ gesprochen. Allerdings ist der Faktor Geld wohl der entscheidende. Mit dem (vorerst) gescheiterten Projekt „Super League“ als Drohung einiger Klubs, versuchte die UEFA, noch mehr aus dem Europacup herauszuquetschen und einen Schritt in Richtung Ligabetrieb zu setzen.

Was ändert sich für Österreichs Vereine?

Es gibt etwas größere Chancen auf mehr Starter in den Gruppenphasen: Der Ligavierte (oder der Dritte – je nach Ausgang des Cups) startet nicht mehr in der Quali zur Conference, sondern in jener zur Europa League. Ein Aus im Play-off würde den Umzug in die Conference League bedeuten.

Gibt es noch mehr Spiele?

Ja, viel mehr. Ein (extremes) Beispiel: Ein Verein, der in Runde eins der Qualifikation zur Champions League einsteigt und über die Play-offs bis ins Finale vorstößt, würde gesamt 25 Partien bestreiten. Ab der Gruppenphase werden 124 Spiele extra ausgetragen. Insgesamt vier neue Europacup-Termine wurden in den Fußballkalender gezwängt.

Ein Fußball der Champions League liegt auf dem grünen Rasen.

Wie geht sich das für die Bundesliga aus?

Ein Termin verdrängt die zweite Runde des ÖFB-Cups (diese muss später gespielt werden). Die anderen drei Termine sind im Winter, also eigentlich während der Winterpause. Ob die Europacupstarter ihre Spieler nur kurz auf Weihnachtsurlaub schicken, und dann die Vorbereitung auf zwei entscheidende Europacup-Partien Ende Jänner starten, ist noch offen.

Wo soll das noch hinführen?

Der Europacup wird immer mehr zu einer Ganzjahresmeisterschaft. Warnungen vor Überbelastungen werden ignoriert, solange das Interesse hoch bleibt, dadurch viel frisches Geld eingespielt – und dann auch verteilt wird.

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