Schon 395 Tage oder genau ein Jahr und ein Monat ist es her, da gastierte Rapid Wien zum letzten Mal in der Red-Bull-Arena. Erst am Sonntag wird es das Prestigeduell in der Bundesliga in Salzburg wieder geben. Mit Napoli gibt es hingegen schon heute Mittwoch ein Wiedersehen im EM-Stadion, obwohl die Italiener erst vor 223 Tagen oder rund sieben Monaten in Salzburg zu Gast waren (21 Uhr).
Die Champions-League-Auslosung wollte es so, dass Österreichs Nummer 1 und Italiens Nummer 2 schon wieder aufeinandertreffen. Und das dritte Gruppenspiel ist für Salzburg ein wegweisendes, wird Napoli als Gegner im Kampf um Platz 2 hinter Topfavorit Liverpool und den damit verbundenen Aufstieg ins Achtelfinale angesehen.
Dass die Salzburger die Italiener zu Hause besiegen können, haben sie mit dem 3:1 am 14. März 2019 bewiesen. Der KURIER hat sich angeschaut, was sich seit damals verändert hat und was hingegen gleichgeblieben ist:
Der hat sich verändert. Fanden die beiden Duelle im März noch im Achtelfinale der Europa League statt, ist es dieses Mal ein Gruppenspiel der Eliteliga. Für diese ist Salzburg in der Ära Red Bull (also seit 2005) das erste Mal qualifiziert, während die Süditaliener mit der vierten Teilnahme in Folge schon so etwas wie ein Stammgast sind. Die Gruppenphase wurde allerdings zuletzt 2016 überstanden. Kurios: Es ist erst das dritte Spiel zwischen einem österreichischen Klub und Napoli in einem UEFA-Bewerb. Die beiden ersten Partien waren also ebenfalls gegen Salzburg.
Die ist auch anders. Im März war der Serie-A-Vizemeister mit einem 3:0-Vorsprung im Gepäck aus dem Hinspiel im Europa-League-Achtelfinale angereist. Nachdem Arkadiusz Milik Napoli früh in Führung gebracht hatte, war die Aufstiegsfrage so gut wie entschieden. Das soll Salzburgs danach starke Leistung nicht schmälern. Der 3:1-Sieg war hochverdient. Dieses Mal geht es hingegen bei Null los. Ein früher Rückstand wie vor sieben Monaten wäre für die Salzburger zwar ein Nachteil, aber kein Beinbruch. Mit einem Heimsieg würde Red Bull Napoli nach drei von sechs Gruppenspielen.
Im Salzburger Kader hat sich viel geändert. Von der März-Startelf sind nur mehr sechs Spieler ein Thema. Keeper Alexander Walke hat nach einer schweren Verletzung erst wieder mit dem Training begonnen, er wird maximal auf der Bank sitzen. Stefan Lainer, Munas Dabbur, Diadie Samassekou und Hannes Wolf haben den Verein verlassen. Auch die drei Torschützen werden nicht dabei sein: Neben Dabbur sind auch die eingewechselten Fredrik Gulbrandsen und Christoph Leitgeb keine Salzburg-Spieler mehr. Bei Napoli stehen mit Ausnahme des zu Sassuolo verliehenen Vlad Ciriches noch alle Spieler der Startelf des März-Gastspieles im Kader. Aber die Elf wird trotzdem ein anderes Gesicht haben. Damals hatte Napoli einige gesperrte und verletzte Stammkräfte wie Kalidou Koulibaly oder Lorenzo Insigne, der wieder dabei sind. Dazu könnten mit Giovanni Di Lorenzo, Kostas Manolas und Hirving Lozano drei Neuzugänge beginnen.
Dieser ist nur bei Salzburg neu. Jesse Marsch wurde ja erst im Sommer für den nach Mönchengladbach abgewanderten Marco Rose verpflichtet. Der US-Amerikaner verteidigt gegen Napoli eine stolze Serie. Unter ihm gewann Salzburg alle Heimspiele, schoss in sieben Partien in der Red-Bull-Arena satte 37 Tore, darunter sechs beim 6:2 im ersten Champions-League-Spiel gegen Genk. Bei Napoli ist Startrainer Carlo Ancelotti die zweite Saison im Amt. Im ersten Jahr führte er den Klub zum Vizemeistertitel. Nach dem Gruppenaus in der Champions League war in der Europa League im Viertelfinale gegen Arsenal Endstation.
Salzburg tritt jetzt schon anders als noch vergangene Saison. Durch die Abkehr der Grundordnung vom fixen 4-4-2 mit Raute in ein flexibleres System ist das Spiel noch offensiver und attraktiver geworden. Allerdings ist die Balance zwischen Offensive und Defensive verloren gegangen. Salzburg kassiert zu viele Tore, in zwei Champions-League-Partien waren es sechs. Zum Vergleich: Napoli hat weder gegen Liverpool (2:0) noch in Genk (0:0) einen Treffer in der Königsklasse kassiert. Bei den Italienern hat sich fußballerisch zum März kaum etwas verändert. Salzburg-Trainer Marsch erwartet deshalb keine Überraschungen.
Die liegt erneut klar bei Napoli. Den Italienern fehlt vielleicht der ganz große Name, aber die Mannschaft ist trotzdem gespickt mit ausgezeichneten Fußballern wie Tormann Alex Meret, Innenverteidiger Kalidou Koulibaly, Spaniens U-21-Europameister Fabian Ruiz oder Kapitän Lorenzo Insigne – um nur einige zu nennen. Salzburg kann erneut nur überraschen. Dass man das gegen Napoli kann, hat man aber im März gezeigt.
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