Hartbergs Neo-Trainer Klaus Schmidt "Was ist mit dem Haberer?"

Hartbergs Neo-Trainer Klaus Schmidt "Was ist mit dem Haberer?"
Die Steirer haben den Kult-Trainer für die Mission Klassenerhalt verpflichtet: "Ich habe immer geschafft, dass sich meine Mannschaften stabilisiert haben."

Und plötzlich ging alles ganz schnell. Eigentlich hätte Klaus Schmidt am Dienstag noch für Sky im TV-Studio in München das Champions-League-Achtelfinal-Match Bayern gegen Salzburg analysieren sollen, doch stattdessen fand er sich in Hartberg auf dem Fußballplatz vor vielen fremden Gesichtern wieder.

"Dann stehen 40 Leute vor dir, von denen du 30 nicht persönlich kennst und du musst dir schnell alle Namen merken", erzählt der 54-Jährige. "Aber ich habe ja diesen Job schon einige Mal gemacht."

Hartbergs Neo-Trainer Klaus Schmidt "Was ist mit dem Haberer?"

TSV Hartberg ist nicht der erste Verein, der den Steirer im Abstiegskampf als Feuerwehrmann verpflichtet hat. Zum Auftakt der Mission "Do or Die", wie Klaus Schmidt die zehn Partien in der Abstiegsrunde gerne nennt, geht es am Samstag nach Altach, einen Ex-Klub des Steirers.

Klaus Schmidt über . . .

  • die neue Aufgabe

"Diesmal hatte ich immerhin vier Tage Vorbereitungszeit. Bei der Admira war es letztes Jahr ein einziger. Man entwickelt als Trainer gewisse Mechanismen, wenn man schon fünf, sechs Mal einen Klub mitten in der Saison übernommen hat. Da wiederholen sich die Dinge, und natürlich versucht man, Strategien, die sich bewährt haben, wieder aufzugreifen."

  • seine Herangehensweise

"Das Wichtigste ist, dass man unbelastet reingeht und sich nicht im vor hinein schon denkt: Der Spieler ist schlecht, der ist gut. Man muss sich selbst den Eindruck machen. Jeder Trainer sieht in einem Spieler etwas anderes. Man bekommt ja gerne von anderen irgendwelche Meinungen und Beurteilungen mitgeteilt, auch die Spieler werden sich informieren und sich fragen: Was ist mit dem Haberer? Es ist aber immer am besten, dass man sich selbst ein Bild macht. Ich kann nur so viel sagen: Jeder kriegt seine Möglichkeit."

  • die ersten Schritte als Feuerwehrmann

"Ich suche das Gespräch mit allen und versuche auf die Mannschaft einzugehen. Man kann die Dinge nicht radikal verändern, weil sonst alle überfordert wären. Deshalb muss man so an den Stellschrauben drehen, dass sich die Spieler und Mitarbeiter mit der Geschichte identifizieren können. Da gehört gerade jetzt viel Kommunikation dazu. Grundsätzlich zeige ich immer die Stärken auf, über Schwächen reden wir in den nächsten zehn Wochen nicht."

  • seinen Eindruck vom TSV Hartberg

"Ich habe es mir schon vor langer Zeit abgewöhnt, ganz besonders auf jene Teams zu schauen, bei denen man sich vorstellen könnte, Trainer zu werden. Natürlich habe ich die Liga intensiv verfolgt, weil ich es als arbeitsloser Trainer auch als meine Pflicht sehe, das Geschehen genau zu beobachten. Ich kenne mich also aus. Grundsätzlich ist es unglaublich, welche Entwicklung dieser Verein und diese Mannschaft und gemacht haben. Da ist in den letzten Jahren sehr viel gewachsen."

  • seine Qualitäten im Abstiegskampf

"Ich liebe den Trainerberuf, das versuche ich auch jedem zu vermitteln und jeden Tag zu leben. Ich glaube, die Spieler merken und spüren das auch. Eine gewisse Authentizität kann man mir sicher nicht absprechen. Ich verstelle mich nie. Der Klaus Schmidt ist der Klaus Schmidt, und ein bisschen speziell ist er schon."

  • seinen Optimismus

"Ich habe es immer geschafft, dass sich meine Mannschaften stabilisiert haben. Und ich hoffe, dass das diesmal auch so sein wird."

  • Duelle mit Ex-Klubs

"Das lässt mich nicht kalt. Weil es bei allen Vereinen Leute gibt, mit denen ich in Kontakt geblieben bin, die mir teilweise sogar ans Herz gewachsen sind. Und dann geht’s jetzt in den nächsten Wochen um Do or die – mich lässt das nicht kalt."

Hartbergs Neo-Trainer Klaus Schmidt "Was ist mit dem Haberer?"
  • seine Arbeit als Analytiker der Champions League

"Das hilft mir heute extrem, weil ich in den letzten Monaten viel mit einer Analyse-Expertengruppe zu tun hatte und mich dabei ständig mit Leuten unterhalten habe, die Fußball auf dem Champions League-Niveau kennen. Das war praktisch ein Trainerunterricht für mich. Und das positive Feedback war auch extrem wichtig für mein Selbstwertgefühl. Wenn du als Trainer daheim sitzt und auf einen Job wartest, dann steigt dein Selbstwert nicht unbedingt. Aber wenn du am Dienstag, Mittwoch im größten Sportstudio der Welt stehst und die CL analysieren kannst, dann ist es leichter."

  • Nervosität vor der Kamera

"Bei den ersten zwei Sendungen war ich auf 180, das kann man mit einem Fußballspiel nicht vergleichen. Du weißt, das ist eine Livesendung, wenn du da irgendwas verzapfst, kann man das nicht rausschneiden. Das war nicht ohne, aber eine Riesenerfahrung."

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