Rapid-Fan fotografiert Geschichte: Spektakuläre Bilder verlassener Stadien

Ein blauer Stadionsitz steht auf einem Betonblock in einem verlassenen Stadion.
Rapid-Fan Josef Gruber reist durch Europa, um Stadien zu fotografieren. Festgehalten werden Spielorte mit besonderer Geschichte.

Jahr für Jahr werden neue Fußball-Arenen für Hunderte Millionen Euro gebaut und eröffnet. Moderne Stadien ziehen nicht nur Fans an, sie sind oft herausragende Beispiele der zeitgenössischen Baukunst und Spielwiese für hoch bezahlte Architekten.

Josef Gruber hat mit den Spielstätten des 21. Jahrhunderts nichts am Hut. „Dieser Geruch auf einer alten Holztribüne ist mit nichts zu vergleichen“, sagt der im Burgenland lebende Niederösterreicher. „Das ist lebende Geschichte.“

Es sind die verlassenen, verrotteten oder verfallenen Plätze Europas, die auf ihn diese magische Anziehungskraft ausüben. „Ich verbinde mit jedem Stadion, das ich fotografiere, eine Erinnerung. Ich war selbst bei Spielen, oder stelle mir vor, wie auf den Tribünen die Menschen gestanden sind“, erzählt der Rapid-Fan.

Ein Mann sitzt auf einer alten Tribüne mit Schildern wie „Grande Torino“.

Josef Gruber fotografiert alte Stadien

Grubers Vater sammelte Briefmarken, er selbst sammelt nun alte Fußballplätze. Und seine Fotos davon. Aus seinem großen (und weiter wachsenden) Fundus hat er im Eigenverlag ein Buch drucken lassen: „Das Fußballstadion – Lost Grounds und Stadien abseits der Moderne“.

Auf 228 Seiten findet sich etwa das hundert Jahre alte „Jugendstadion“ in Düren, oder die „Vestische Kampfbahn“ in Gladbeck. In Italien stehen Grubers Favoriten: das Stadio Sant’Elia in Cagliari und das pittoreske Stadio Della Vittoria in Macerata.

Hernalser Ruine

Auch Österreich findet Platz: die legendäre Gruabn in Graz, die Pfarrwiese von Rapid, wo sich nun Tennisplätze befinden oder der Sport-Club-Platz in Hernals, der einer Ruine gleicht, obwohl dort noch regelmäßig Ostliga-Fußball gespielt wird.

Gruber weiß: „Der moderne Fußball braucht moderne Stadien, das ist notwendig. Aber ich finde es wichtig, dass an die alten Sportstätten erinnert wird.“ Vorbildhaft findet er, dass ein alter Flutlichtmast des Hanappi Stadions mit dem Bau des neuen Allianz Stadions kombiniert wurde.

Eine rote Barriere steht inmitten von Bäumen und Gestrüpp.

Verlassene Stehplätze in Deutschland

Die steinernen Sitzreihen eines alten Amphitheaters sind mit Gras bewachsen.

Eine verfallene Tribüne in Deutschland

Das verlassene Stadio Sant'Elia in Cagliari, Italien, mit überwucherten Tribünen.

Das Stadio Sant’Elia in Cagliari

Ein Blick auf ein Fußballfeld mit einer Tribüne im Hintergrund.

Das Stadio della Vittoria liegt idyllisch in einer Parkanlage in Macerata (ITA)

Ein mit Efeu bewachsenes Gebäude in Bad Waltersdorf.

Die Gruabn in Graz vor einigen Jahren

Ein verwittertes Schild aus Beton weist mit dem Wort „Stehplätze“ und einem Pfeil nach rechts.

Erinnerungen an das enge, volle Stadion in Graz

Eine alte, verlassene Tribüne mit jungen Bäumen im Vordergrund.

Der WAC-Platz im Wiener Prater

Ihn schmerzt, dass alte Plätze kaum noch zu erkennen sind – bis sie komplett verschwinden. „Auf dem WAC-Platz wurde das erste Länderspiel Österreichs ausgetragen und das erste Wiener Derby“, erzählt Gruber. „Da könnte der ÖFB doch zumindest 100 Euro für eine Gedenktafel aufbringen.“

Josef Gruber: „Das Fußballstadion – Lost Grounds und Stadien abseits der Moderne“ (228 S.), ISBN Nummer 9783200086883, 28,90 Euro

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